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Nisthilfe oder Todesfalle? Bienenhotels im Test: Nur wenige sind artgerecht

«Kassensturz» testete neun Nisthilfen für Wildbienen. Nur drei sind gut, viele erfüllen ihre Funktion nicht.

Naturnahes Gärtnern und Biodiversität sind Trendthemen. Dazu gehört für viele auch, etwas für die Wildbienen zu tun. Eine simple und praktische Methode ist das Aufstellen eines sogenannten Bienenhotels. Diese bieten einigen Wildbienenarten einen künstlichen Nistplatz – vorausgesetzt, die Hotels entsprechen den Ansprüchen der Tierchen.

Testtabelle:

«Kassensturz» liess neun verschiedene Bienenhotels aus dem Detailhandel von einer Fachjury bewerten. Die Preisspanne der Nisthilfen ist enorm. Die günstigste kostet knapp 9 Franken, die teuerste 120 Franken.

Die Fachleute bewerteten folgende Kriterien: Materialqualität, Verarbeitung, artgerechte Bauweise und Schutz vor Nässe.

Die Experten-Jury

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  • Antonia Zurbuchen: Umwelt-Naturwissenschaftlerin und Wildbienenspezialistin
  • Christoph Villiger: Biologe und Vorstandsmitglied Bienen Schweiz (Imkerverband der deutschen und rätoromanischen Schweiz)
  • Sabine Oertli: Biologin und Wildbienenexpertin

Offene Röhren und gefährliche Splitter

Das «Esschert Bienenhaus», gekauft für 14.95 Franken bei Coop, schnitt im Test mit Note 2,6 am schlechtesten ab. Die Jury bemängelte unter anderem die offenen Röhren. Generell würden Bienen nur in gegen hinten abgeschlossene Röhren Eier legen. Somit sei dieses Modell komplett artfremd konzipiert und nicht brauchbar.

Worauf sollte man beim Kauf eines Bienenhotels achten?

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  • Sauber verarbeitete Röhren-Enden ohne Splitter
  • Durchmesser der Röhren sollte zwischen 3 und 9 mm betragen, gut verteilt
  • Mindesttiefe von Röhren und Löchern: 5 bis 10 cm
  • Hartholz, kein Tannenholz
  • Keine Stirnholzbohrungen (Jahresringe dürfen nicht sichtbar sein)

Falls sich trotzdem eine Biene in dieses Modell verirrt, kann das unter Umständen tödlich enden. «Die Bienenlarven haben eine sehr sensible Haut und wenn Splitter abstehen, können sie sich verletzten», erläutert Antonia Zurbuchen.

Falsche Bohrungen und ungeeignete Materialien

In vielen Modellen wird ungeeignetes Weich- oder Tannenholz verbaut. In solchen Holzarten entstehen in den Löchern Risse, und Feuchtigkeit zieht ein. Pilzwachstum bedroht dann die Brut. Trockenes Hartholz wäre die richtige Wahl.

Auch die Bohrungen selbst sind bei fast allen Modellen falsch ausgeführt. Ein sauberes Bohrloch entsteht nur, wenn seitlich ins Holz gebohrt wird. Also so, dass die Jahresringe im Holz nicht sichtbar sind.

Unnötiger «Schnickschnack» bringt Bienen nichts

Das Bienenhotel von Landi besteht zu einem grossen Teil aus Tannzapfen, Holzstücken und einem grossen Hohlraum. Das sieht für Konsumenten attraktiv aus. Aber: «Diese Elemente findet man häufig in Insektenhotels, aber in Bienenhotels haben sie nichts verloren», erklärt Bienenexperte Christoph Villiger. Diese Elemente wurden deshalb aus Gründen der Vergleichbarkeit nicht bewertet.

Service (Mission B):

«Espresso» vom 05.06.19

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«Sterile, herausgeputzte Gärten sind nichts für Wildbienen»

(Biologin und Wildbienen-Spezialistin Sabine Oertli erklärt im «Espresso», wie wir für Wildbienen Gutes tun können.)

Gutes Bienenhotel unter 50 Franken

Das mit 120 Franken mit Abstand teuerste Modell «Beehome Classic» von Wildbiene & Partner ist mit der Gesamtnote 5,3 Testsieger. Die Röhren sind alle sauber verarbeitet, das grosse Dach schützt gut vor Nässe. Allerdings sind die Röhren-Durchmesser für viele Bienenarten zu gross.

Mit Note 5,1 bewertet die Jury das Modell «Wildbienen Nisthilfe» von Naturschutzcenter fast gleich gut. Es kostet mit 49.90 Franken aber deutlich weniger. Das sehr günstige Bienenhotel von Aldi für knapp 10 Franken erreicht immerhin Note 4,4.

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