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Haushaltsgeräte Luftbefeuchter im Test: Bakterien in der Luft

«Kassensturz» und «Saldo» testeten zehn Luftbefeuchter im Labor. Nicht alle überzeugten die Experten.

«Raumklima ist etwas Individuelles, das sehr von der eigenen aktuellen Verfassung abhängt. Man empfindet immer ein wenig anders», sagt Alfred Freitag, Präsident des Schweizerischen Vereins für Luft- und Wasserhygiene. Er schlägt in der Wohnung eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent vor. Das Bundesamt für Gesundheit ist mit seiner Empfehlung etwas tiefer, bei 30 bis 50 Prozent.

«Kassensturz» und die Konsumentenzeitschrift «Saldo» schickten zehn Luftbefeuchter unter 100 Franken ins Labor. Im Test waren verschiedene Typen von Luftbefeuchtern: vier Ultraschall-Vernebler, drei Verdunster und drei Verdampfer (siehe «3 Typen von Luftbefeuchtern» unten). Das Institut für Umwelttechnik in Duisburg (D) prüfte, wie gut die zehn Geräte die Luft befeuchten und wie viel Strom sie verbrauchen. Das Labor Synlab in Essen (D) analysierte, ob Bakterien und Schimmelpilze in die Luft abgeben werden und bewertete auch die Handhabung (siehe «So wurde getestet»).

So wurde getestet

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Verkeimung: Jeder Luftbefeuchter wurde in eine Prüfkammer gestellt. Nach vier bzw. acht Wochen Dauerbetrieb massen die Experten die Anzahl freigesetzter Keime. Zudem wurde nach acht Wochen an verschiedenen Stellen im Geräte-Innern eine Probe genommen und die Anzahl Bakterien und Schimmelpilze gezählt.

Befeuchtungsleistung: Die Geräte wurden bei 23 Grad Raumtemperatur und 45 Prozent Luftfeuchtigkeit auf höchster Stufe laufen gelassen. Aus der Differenz des Gerätegewichts vor und nach jedem Durchgang ermittelten die Prüfer die abgegebene Wassermenge pro Stunde. Das Labor führte jeweils drei Messungen durch.

Stromverbrauch: Das Labor mass den Verbrauch auf verschiedenen Betriebsstufen.

Handhabung/Anleitung: Die Fachleute warteten die Geräte gemäss Anleitung und notierten sich Auffälligkeiten zur Reinigung, Entkalkung und Sicherheit. Zudem überprüften sie, ob die Bedienungsanleitung ausführlich und verständlich ist.

Vernebler fallen durch

Durchgefallen sind alle vier Ultraschall-Vernebler. Das Problem: Bakterien. «Normale» Raumluft hat eine Konzentration von 100 bis 500 koloniebildenden Einheiten (KBE). Gesundheitlich heikel wird es ab einem Ausstoss von 20'000 KBE pro Stunde. Die Vernebler von Intertronic, Ayce, Primotecq und Beurer bliesen jedoch markant mehr Bakterien in die Luft: die Höchstwerte lagen zwischen 2,6 und gut 23 Millionen KBE pro Stunde. Alle vier Geräte erhalten wegen der Verkeimung eine ungenügende Gesamtnote.

Testabelle

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Die detaillierten Testresultate finden Sie hier .

«Keime in der Luft können zu allergischen Reaktionen führen», sagt Thomas Sigrist, Chefarzt Pneumologie der Klinik Barmelweid. «Bin ich zum Beispiel allergisch auf Pilzsporen, kann es unter Umständen zu einer sogenannten exogen allergischen Alveolitis kommen – eine Entzündung der Lunge als Reaktion auf die Sporen in der Luft.»

Schimmel und Bakterien

Nicht nur die Verkeimung der ausgestossenen Luft, sondern auch die Verkeimung im Innern der Geräte wurde gemessen. Ein Keimbelag ist zwar unbedenklich, kann aber schlecht riechen. Nach acht Wochen Betrieb zeigte sich aber bei keinem Befeuchter ein sicht- oder fühlbarer Biofilm. Doch in fast allen Proben entdeckten die Tester Bakterien. Abzüge gab es für Konzentrationen von mehr als 1000 Bakterien pro 5 Quadratzentimeter.

Service

Drei Typen von Luftbefeuchtern

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Verdunster verfügen über Filter mit grosser Oberfläche, die an Bienenwaben erinnern und Wasser aufsaugen. Die trockene Raumluft weht daran entlang und nimmt Wassermoleküle auf (Verdunstungsprinzip). Bakterien bleiben im Filter. Auch deshalb sind Filter regelmässig zu erneuern, Hersteller empfehlen das alle zwei bis drei Monate. Verdunster brauchen wenig Energie und geben eher wenig Wasser an die Raumluft ab. Zu viel Befeuchtung ist nicht zu befürchten. Es gibt auch Verdunster ohne Filter, dafür mit rotierenden Scheiben.

Verdampfer erhitzen Wasser, bis es siedet und desinfizieren es damit. Die Geräte können viel Wasser abgeben, verbrauchen im Verhältnis aber auch viel Energie. Passt man nicht auf, kann es im Raum zu feucht werden.

Ultraschall-Vernebler setzen durch Schwingungen von Membranen kleinste Wassertröpfchen frei. Es entsteht ein feiner, kalter Nebel. Weil man sich nicht verbrühen kann, sind Vernebler beliebt fürs Kinderzimmer. Aber: An die Wassertröpfchen können sich Keime und Schimmelpilz-Sporen andocken, so in die Raumluft gelangen und eingeatmet werden. Und: Wie die Verdampfer können Ultraschall-Vernebler einen Raum zu stark befeuchten.

Verdunster schneiden am Besten ab

Urteil «Sehr gut» gibt es für die Modelle von Philipps und Boneco. Sie sind einfach zu bedienen, sparsam im Stromverbrauch und blasen fast keine Keime in die Luft. Beides sind Verdunster. Das dritte Verdunster-Modell im Test, «Oskar little» von Stadler Form, bekommt die Bewertung «Gut». Kleine Schwäche einzig bei der Befeuchtungsleistung.

Haushalt-Tipps

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  • Die Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer messen. Meist reicht die Luftfeuchtigkeit aus – und es braucht nicht zusätzlich einen Luftbefeuchter.
  • Auf der Verpackung nachschauen, für welche Raumgrösse ein Luftbefeuchter ausgelegt ist.
  • Staubige, warme Luft wird schnell als trocken empfunden. Abstauben und Zimmertemperatur senken kann schon helfen.
  • Keine zu hohe Luftfeuchtigkeit. Ist es zu feucht in der Wohnung, kann sich Schimmel vermehren. Und auch Hausstaubmilben vermehren sich ab 50 Prozent Luftfeuchtigkeit ungehemmt.
  • Nur kurz lüften, dafür aber richtig. Nicht den ganzen Tag ein Fenster gekippt lassen.
  • Viel trinken, das hilft gegen trockene Schleimhäute
  • Beim Duschen die Badezimmer offen lassen, damit sich der Wasserdampf in der ganzen Wohnung verteilen kann.
  • Wäsche mal in der Wohnung zum Trocknen aufhängen.
  • Pflanzen, die selber viel Wasser aufnehmen, nützen gegen Trockenheit. Beispiele: Zyperngras, Papyrus oder eine Zimmerlinde.

Die Befeuchtungsleistung bei Verdampfern ist rund doppelt so hoch. Dadurch steigt aber die Gefahr der Über-Feuchtung. Praktisch sind deshalb die Modelle von Mio Star und Koenig, die einen Hygrostat eingebaut haben und so die Luftfeuchtigkeit messen. Beide Modelle erhalten «gute» Gesamtnoten. Die gleiche Note bekommt auch das Gerät von Prima Vista aus der Landi. Mit rund 45 Franken ist es das günstigste Modell im Test.

Stellungnahmen der Hersteller

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Fust sagt, mit einer regelmässigen Reinigung bzw. Leerung von Wassertank, Verneblerbecken und Membran sei ein hygienisch einwandfreier Einsatz gewährleistet, und die Bildung von gesundheitsschädlichen Mikroorganismen und Bakterien im Wasser werde so verhindert.

Beurer schreibt, man könne sich die erhöhte Keimbildung nur durch Wasserrückstände an schwer zugänglichen Stellen im Tank erklären. Wichtig sei deshalb eine sehr sorgfältige Reinigung mit einem milden Putzmittel oder Essig.

Interdiscount teilt mit, dass das der Intertronic-Vernebler im Vorfeld getestet worden sei, den Prüfnormen entspreche und mit den Schweizer Vorschriften konform sei. Ein hochwertiger Filter sorge für eine keimreduzierende Wirkung und helfe beim Vorbeugen von Schimmelbildung.

Jumbo gibt an, dass das Nachfolgemodell von Ayce SH 106 mit einem Hygrostaten ausgestattet und weiteren Test unterzogen werde. Sollten die Resultate unter den Qualitätsanforderungen liegen, nehme Jumbo das Produkt aus dem Sortiment.

Frühere Tests

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