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Töten auf dem Hof «Das sollte auf jedem Bauernhof eingeführt werden!»

Einzelne Bauern lassen ihr Schlachtvieh direkt auf dem Hof töten. Eine gute Sache, finden SRF-Hörerinnen und -Hörer.

Der Kanton Graubünden bewilligt seit Frühling 2018 das Töten von Schlachtvieh auf dem Hof. Initiiert hatte diese Schlachtmethode ein junger Bio-Landwirt, der seinen Tieren den Transport-Stress zum Schlachthof ersparen wollte.

«Espresso» vom 24.05.18

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Anders als bei der sogenannten Weideschlachtung wird das Tier dabei nicht auf der Weide durch einen Schützen betäubt, sondern die Betäubung erfolgt durch einen Bolzenschuss, während das Tier in einem Gatter fixiert ist. Erst wenn das Tier entblutet ist, wird es in die Metzgerei gefahren zum Entbeinen.

«Chapeau!»

Bei den Hörerinnen und Hörern kommt diese Methode gut an. «Das sollte auf jedem Bauernhof eingeführt werden», heisst es etwa in einer Mail an die «Espresso»-Redaktion. Und in den Online-Kommentaren wird der Hut gezogen vor dem Bio-Bauern: «Ein grosses Chapeau!», das Beispiel zeige, dass Randregionen bereit seien, Lösungen zu finden, den Konsumentinnen und Konsumenten vertretbare Produkte anzubieten.

Viele wären auch bereit, mehr für Fleisch zu bezahlen, das so produziert wurde: «Weniger Fleisch essen und die Tiere, die zur Schlachtung gezüchtet werden, naturnah halten und stressfrei töten.» Ob die Methode massentauglich ist, wagen einzelne Hörerinnen und Hörer jedoch zu bezweifeln. Und «die Bereitschaft, für Fleisch mehr zu bezahlen, findet an einem sehr kleinen Ort Platz», schreibt ein Hörer per Mail.

Tierschützer gegen Pflicht

Dass das Töten auf dem Hof grundsätzlich eine gute Sache sei, meint auch der Schweizer Tierschutz (STS). Cesare Sciarra, Leiter Kontrolldienst des STS, sieht aber mehrere Gründe, die klar gegen eine Pflicht sprechen, wie sie einige Hörerinnen und Hörer einführen würden: «Es wäre extrem schwierig, alle Betriebe zu kontrollieren.» Und Kontrolle ist für ihn zwingend: «Für diese Methode braucht es gute Leute, die die Tiere richtig betäuben und entbluten können.»

Die Erfahrung zeige, dass es schon auf grossen und mittleren Schlachtbetrieben schwierig sei, das Personal immer auf dem neuesten Stand zu halten. Wenn nun jemand auf seinem Hof alle paar Monate ein Tier töten müsse, fehle die Erfahrung und die Routine. «Insofern wäre eine allgemeine Pflicht aus tierschützerischer Sicht etwas vom Schlechteren, was man den Tieren antun könnte. Aber wer das wirklich sauber hinkriegt, soll das auf jeden Fall weiterhin machen können.»

Bauernverband: «Methode soll möglich bleiben»

Dass das Töten auf dem Hof im grossen Stil auf Schweizer Landwirtschaftsbetrieben Einzug hält, scheint im Moment unwahrscheinlich: Der Bauernverband stellt zwar fest, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz bereit sind, mehr für Fleisch zu bezahlen, wenn es unter strengen tierschützerischen Auflagen produziert worden ist.

Und mit dem Töten auf dem Hof könne man punkto Tierwohl durchaus «noch einen Zacken zulegen», sagt Martin Rufer, der beim Bauernverband den Bereich Viehwirtschaft leitet. Dass dies dem Bedürfnis der grossen Masse entspricht, glaubt er indes nicht. «Ich gehe davon aus, dass das eine Nische bleibt.»

Auf jeden Fall wolle der Bauernverband dafür sorgen, dass solche Alternativen weiterhin möglich seien. «Unsere Aufgabe ist es, uns für entsprechende rechtlichen Rahmenbedingungen einzusetzen.» Natürlich müssten beim Töten auf dem Hof tierschützerische und lebensmittelrechtliche Vorgaben eingehalten werden. «Wichtig ist für uns, dass solche neuen Methoden nicht mit zusätzlichen Auflagen verhindert werden.»

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