Die Zukunftsvision der Autoindustrie: Unser Auto fährt uns selbstständig zur Arbeit oder in die Ferien. Wir bereiten derweil eine Sitzung vor oder machen mit der Familie ein Kartenspiel. Das ist noch lange nicht Realität. Heutige teilautonome Fahrzeuge hätten riesige Systemgrenzen, sagt Stefan Siegrist, stellvertretender Direktor der Beratungsstelle für Unfallverhütung, BfU: «In der Stadt kann ein solches Fahrzeug mit 30 Kilometern pro Stunde noch nicht richtig fahren. Es macht Fehler, kann die Umgebung nicht richtig interpretieren.»
Heikle Übergangsphase zum vollautonomen Fahren
Vollautonomes Fahren bleibt also noch länger eine Vision. Verschiedene Assistenzsysteme helfen aber schon heute, den Verkehr sicherer zu machen und Unfälle zu verhindern. Das zeigt eine Analyse von Unfalldaten des Versicherungskonzerns Axa Winterthur. «Kritisch kann es aber sein, wenn ein Fahrer plötzlich wieder die Kontrolle über ein System übernehmen muss», sagt Bettina Zahnd, Leiterin Unfallforschung und Prävention der Axa Winterthur.
Dieser Einschätzung schliesst sich Stefan Siegrist von der BfU an: «Wenn jemand abgelenkt ist, dauert es bis zu zehn Sekunden, bis er wieder das Situationsbewusstsein hat.» Das würden Studien belegen. Rechtlich sei aber trotz Fahrhilfen immer noch der Lenker dafür verantwortlich, was sein Auto mache.
Wenn die Technologie voll ausgereift sei, dann sei der Strassenverkehr mit vollautomatisierten Autos tatsächlich sicherer. Stefan Siegrist von der BfU rechnet mit bis zu 90 Prozent weniger Unfällen. Im Moment befänden wir uns in einer heiklen Übergangsphase. Es werde suggeriert, dass moderne Fahrzeuge mit Fahrassistenzen schon sehr viel könnten, so Siegrist. Dies verleite die Autofahrer dazu, nicht mehr voll bei der Sache zu sein. Ein Unfallrisiko.
Wenn man solche Automatiken einführt, sollte man die Ausbildung der Autofahrer komplett anpassen.
Autofahrer seien zu wenig geschult, wie sie mit Assistenzsystemen richtig umgehen sollen, gerade auch in kritischen Situationen. Das sagt Urs Baltisberger, Cheffluglehrer für die Boeing 777 bei der Swiss. In der Pilotenausbildung werde heute ein Drittel der Zeit nur für den Umgang mit der Automatik verwendet.
Baltisberger findet deshalb: «Wenn man solche Automatiken einführt in der Autoindustrie, müsste man die Ausbildung der Autofahrer komplett verändern und darauf anpassen.» Ein Autofahrer müsse realisieren, wenn die Automatik nicht richtig funktioniert und reagieren können, wenn das Fahrzeug etwas anderes macht, als der Lenker will. Dieser Umgang sei extrem schwierig.