Viel steht auf dem Spiel. Die EU und die USA feilschen seit 2013 um die Regeln der weltweit grössten Freihandelszone. Das gemeinsame Ziel: Freier Warenverkehr mit möglichst wenig Barrieren und Bürokratie. Der geplante, transatlantische Freihandel betrifft 800 Millionen Konsumenten.
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Es geht um Dienstleistungen und alle möglichen Güter wie Lebensmittel, Medikamente und Fahrzeuge. Deren Preise würden sinken, weil Zölle wegfallen. Die Industrie würde von einheitlichen Standards und Zertifizierungen profitieren und könnte so Kosten einsparen.
«Economiesuisse» erwartet Wirtschaftswachstum
Die Verhandlungen zwischen den volkswirtschaftlichen Giganten betreffen auch die Schweiz. Die EU und die USA sind ihre wichtigsten Absatzmärkte. Zwei Drittel der Schweizer Exporte fliessen in diese Märkte. Was bedeutet der Deal für die Schweiz?
Jan Atteslander von Economiesuisse, dem Verband der Schweizer Wirtschaft, sieht vor allem Chancen: «Wenn es gelingt, eine dynamische, transatlantische Freihandelszone zu schaffen, wird die Wirtschaft wachsen und höhere Einkommen generieren. Auch zum Vorteil von Konsumentinnen und Konsumenten.»
Warnung vor Hormonfleisch und Genfood
Skeptisch ist Greenpeace. Die Umweltorganisation hat anfangs Mai 2016 in Berlin die Verhandlungspositionen öffentlich gemacht. Obwohl die Verhandlungen noch laufen, warnt Christian Engeli, der Kampagnenleiter von Greenpeace Schweiz, schon jetzt: «TTIP ist ein Freihandelsabkommen, aber mit Freiheit hat das wenig zu tun.»
Im Gegenteil, die Schweiz würde mit dem Abkommen sehr viel an Selbstbestimmung verlieren, warnt Greenpeace. Kommt der «Big Deal» zu Stande könnte beispielsweise mehr US-Hormonfleisch auf Schweizer Tellern landen.
Auch gentechnisch veränderte Lebensmittel wie Soja und Mais gelangten mit dem Freihandel vermehrt nach Europa - so die Befürchtungen von Umwelt- und Konsumentenorganisationen.
Für Economiesuisse Geschäftsleitungsmitglied Jan Atteslander sind diese Ängste unbegründet: «In der EU will niemand irgendwelche Standards reduzieren.» Das Beispiel «Katalysator» zeige, dass der Freihandel Industriestandards eher verschärfe. Der Katalysator wurde zuerst in USA verlangt und später dann auch in Europa.
Vieles noch ungewiss
Seit drei Jahren verhandeln die EU und die USA hinter verschlossenen Türen. Es fehle allgemein an Transparenz, kritisieren die Freihandelsgegner. Greenpeace Kampagnenleiter Christian Engeli mokiert: «Hier werden Verhandlungen geführt, welche den Alltag beeinflussen und uns alle betreffen. Aber unsere Sichtweise bleibt aussen vor. Die Wirtschaftsvertreter hingegen sind bei diesen Verhandlungen dabei und können mitreden.»
Die Schweiz ist bei den Verhandlungen nicht dabei, vom Abkommen betroffen, ist sie aber sehr wohl.