Es begann mit harmlosen Magendarm-Syptomen. Doch nach kurzer Zeit war klar: Fabian K. leidet an einer schweren Herzinsuffizienz. «Ich war bleich, fast schon fahl und mir war ständig schwindlig und sogar beim Liegen hatte ich Atemnot», erzählt der junge Koch.
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Die Diagnose kam unvermittelt: K. war im Turnverein, machte problemlos lange Velotouren, dieses Jahr wollte er die Berufsmatur machen.
Ein Spenderherz rettet ihm das Leben. Fabian K. wurde im vergangenen Sommer erfolgreich ein Herz transplantiert.
Seit Monaten kein Einkommen
Nun geht es ihm besser. Doch Fabian K. hat stattdessen andere Sorgen, Geldsorgen. Die Krankenkasse Visana verweigert ihm versprochene Taggelder. Er hat seit Monaten kein Einkommen mehr.
«Ich bin enttäuscht von der Krankenkasse Visana. Denn dafür wäre ja die Versicherung da», sagt K. Absurd: Auch die Arbeitslosenversicherung zahlt ihm kein Geld, er sei ja krank geschrieben und damit nicht vermittelbar. Als er nicht mehr weiter weiss, wendet er sich an «Kassensturz».
Falle Stellenwechsel und Kündigung
Wie kam er in diese Notlage? Als die Krankheit auftauchte arbeitete K. für das Gastro-Unternehmen SV Group. Das Unternehmen hat ihre Angestellte mit einer Krankentaggeld-Versicherung abgesichert für den Fall eines Lohnausfalls. Doch K.'s Problem: Sein Arbeitsvertrag war befristet, Ende Juni verlässt er das Unternehmen – und dadurch fällt er auch aus der Kollektiv-Versicherung von SV Group.
Fabian K. macht sich keine Sorgen. Kollektiv-Versicherer von SV Group ist Visana. Diese teilt Fabian K. in Absprache mit dem Arbeitgeber mit, er könne von der Kollektiv - in die Einzelversicherung von Visana wechseln. Das schreibt das Gesetz auch vor.
Zwischen Stuhl und Bank
Seine Lohnfortzahlung scheint gesichert. Als Bedingung verlange das Gesetz jedoch eine Anmeldung bei der Arbeitslosenversicherung, schreibt ihm Visana.
K. erledigt trotz schwerer Krankheit alle Formalitäten. Doch dann tauchen Stolpersteine auf. Beim RAV sagt man ihm, solange er krank sei, habe eine Anmeldung keinen Sinn, da er ja nicht vermittelbar sei.
Er schluckt die Begründung, doch ahnt nicht: Jetzt verweigert Visana die versprochenen Taggelder. Da er nicht arbeitsfähig ist, sei auch der Übertritt in die Kranken-Taggeldversicherung nicht möglich, teilt ihm Visana per Email mit. K. weiss nicht mehr weiter: «Die Situation war völlig hoffnungslos.»
Versicherungen nützen Tücken aus
K. ist nur einer von rund 30 Patienten pro Jahr, die ein Spenderherz erhalten. Für junge Patienten ist die Aussicht, wieder arbeitsfähig zu werden gut. Doch es dauert Monate eventuell sogar Jahre. Kann es sein, dass Menschen in seiner Situation ohne finanzielle Unterstützung dastehen? Obwohl sie unbestritten krank sind?
«Kassensturz» legt den Fall dem Versicherungsberater Ruedi Ursenbacher vor. Er weiss aus Erfahrung, dass es beim Kranken-Taggeld viele Tücken und Fallen gibt (siehe auch Service-Artikel).
Da die Versicherung in der Schweiz nicht obligatorisch ist, nutzen viele Versicherungen das aus. Auch beim Fall von Fabian K. «Der junge Mann wird allein gelassen, Visana hätte ihn mit den Formalitäten helfen müssen», empört sich Ursenbacher.
Denn rechtlich ist es klar. Fabian K. hat Anspruch auf die Lohnfortzahlung auch nach dem Austritt aus dem Unternehmen. Denn:
- Der Arbeitgeber SV Group sichert das seinen Angestellten zu.
- Der Gesamtarbeitsvertrag der Gastro-Branche, der allgemein verbindlich ist, sieht ebenfalls eine Lohnfortzahlung vor.
- Das Versicherungsvertrags-Gesetz regelt genau diesen Fall. Wer aus der Kollektivversicherung austritt darf ohne Vorbehalte in die Einzeltaggeld-Versicherung übertreten.
Die Anmeldung beim RAV macht Sinn, weil man dadurch sicherstellen will, dass die Betroffenen im Arbeitsprozess bleiben. «Doch im Fall von Fabian K. ist das eine Formalität», sagt Ursenbacher. Es sei ja klar, dass K. krank ist und nicht arbeiten kann.
Happy End dank «Kassensturz»
Monatelang hat Visana kein Taggeld bezahlt. Als Kassensturz sich einschaltet sieht es plötzlich anders aus. Visana schreibt: Man sei zwar verpflichtet eine RAV- Anmeldung zu verlangen. Doch Visana erlaube in der Regel den Übertritt in die Einzelversicherung auch ohne RAV-Nachweis.
Und zum Fall K.: «Grund für den verweigerten Übertritt war eine Fehleinschätzung, die sich leider über mehrere Stationen hingezogen hat. Das hätte nicht passieren dürfen, die negativen Folgen für Herrn K. tun uns leid». Der Entscheid werde sofort korrigiert.
Für K. bleibt ein bitterer Nachgeschmack. «Wer krank ist, hat andere Sorgen. Man sollte nicht um seine Rechte kämpfen müssen». Genau für solche Situation wäre ja eine Versicherung da.