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«Espresso Aha!» Warum gibt es veganen Eistee?

Vegane Würstchen enthalten kein Fleisch und vegane Teigwaren garantiert keine Eier. Doch Detailhändler verkaufen auch veganen Eistee und vegane Säfte, die ja sowieso keine tierischen Zutaten enthalten – könnte man meinen. Ist der «vegane» Tee nur ein Marketing-Kniff? «Espresso Aha!» klärt auf.

Nein, veganer Eistee sei nicht einfach ein Marketinggag, erklärt Bruno Schiess von der Firma «Fresh Drink» im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Er verkauft seine Eistees der Marke Chaya als «vegan».

Am Anfang laufe beim Tee-Brauen alles so ab, wie man das von daheim kenne: «Wir giessen Teekräuter auf, geben Zitronensaft hinzu und filtern nachher das Fruchtfleisch und die Kräuterteile wieder heraus», so Bruno Schiess.

Gelatine aus Tierknochen macht den Unterschied

Doch dann folgt der Verarbeitungsschritt, der veganen Tee von nicht-veganem Tee unterscheidet: «Im Tee bleiben kleinste Eiweiss-Bestandteile zurück. Diese können Schlieren oder einen Bodensatz bilden.» Diese Rückstände lassen sich nicht einfach herausnehmen.

Hier greifen viele Hersteller zu Gelatine, die meist aus Schweineknochen gewonnen wird. «Die Eiweisspartikel binden sich an die Gelatine. So entstehen grössere Moleküle, die man dann herausfiltern kann», erklärt Bruno Schiess. Bei den Chaya-Tees hingegen lässt Schiess den Bodensatz als natürlichen Bestandteil im Tee drin.

Viele andere Hersteller wollen aber keinen trüben, sondern einen klaren Tee. Deshalb spricht man auch vom «Klären mit Gelatine». Lebensmittelhersteller wenden diese Technik auch bei Säften oder Wein an. Deshalb gibt es auch vegane Säfte und Weine.

Label
Legende: V-Label für vegane Produkte SRF

Weil die Gelatine bei der Verarbeitung wieder entfernt wird, muss sie auch auf der Zutatenliste nicht deklariert werden. Sie gilt nicht als Zutat, sondern als Verarbeitungshilfsstoff. Gelatine komme etwa auch in Margarine zum Einsatz als Träger für den Farbstoff Beta-Carotin, erklärt Renato Pichler von der Organisation Swissveg. Ohne Deklaration. Für viele Veganer seien diese versteckten Hilfsstoffe ein Problem.

Denn für Gelatine müssten auch Tiere gezüchtet, geschlachtet, und deren Knochen ausgekocht werden. «So unterstützt man die industrielle Tierhaltung. Viele wollen deshalb sicher gehen, dass auch in der Verarbeitung keine tierischen Produkte eingesetzt werden.»

Der Begriff «vegan» allein sei dafür noch keine Garantie. Denn gemäss Gesetz ist ein Lebensmittel auch dann vegan, wenn in der Produktion tierische Hilfsstoffe verwendet werden. Bedingung: Diese Stoffe, wie Gelatine, müssten wieder entfernt werden.

«Espresso Aha!»

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Jeden Montag beantwortet «Espresso» in der Rubrik «Aha!» eine Frage aus dem Publikum. Haben auch Sie eine? Stellen Sie sie!

Er empfiehlt Veganern auf das V-Label von Swissveg zu achten. Dieses sei strenger als das Gesetz. «Swissveg kontrolliert bei diesen Produkten die ganze Verarbeitung, nicht nur die Zutaten des Endprodukts.» Coop und Migros verwenden bei vielen veganen Produkten das V-Label. Migros schreibt, man führe 440 Produkte mit diesem Logo im Sortiment. Coop sagt auf Anfrage, man wolle langfristig alle veganen Produkte mit dem V-Label ausloben.

Im Zweifelsfall nachfragen

Derzeit trügen aber noch nicht alle Waren, die vegan sind, auch ein Label. Das macht die Suche nach veganen Produkten nicht einfacher. Coop und Migros betonen beide, dass Veganer sich im Zweifel beim Kundendienst informieren könnten.

Und auf Listen informieren Coop und Migros die Kunden, hinter welchen Begriffen und Zusatzstoffen sich tierische Stoffe verbergen können (siehe Linkbox).

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