Wollen Kundinnen und Kunden ihre Uhr reparieren, bezahlen sie häufig viel Geld. Denn die Markenhersteller verlangen nicht selten überrissene Preise. Kleine Uhrmachergeschäfte, welche die gleiche Arbeit günstiger leisten würden, werden wiederum von den Herstellern an der kurzen Leine gehalten. Die Grossen diktieren den Kleinen nicht selten die Bedingungen für Reparaturen oder machen diese gleich selbst.
Uhrenfachgeschäfte und ihr Verband haben deshalb bei der eidgenössischen Wettbewerbskommission Beschwerden eingelegt. Die Weko hat darauf umfangreiche Vorabklärungen durchgeführt, die mehr als ein Jahr lang gedauert haben.
Weko: «Kein Handlungsbedarf»
Diese Woche legte sie ihren Schlussbericht vor: Sie sieht zwar gewisse Probleme, aber keinen Handlungsbedarf. Die Weko verzichtet also auf eine Untersuchung. Massgebend ist für sie eine ähnliche Untersuchung der EU-Kommission und ein Entscheid des EU-Gerichts. Deren Fazit: Es liegt Verletzung des Kartellrechts vor
Unverständnis bei den Uhrmachern
Der Verband der Schweizer Goldschmiede und Uhrenfachgeschäfte (VSGU), der seit Jahren gegen die schwierigen Umstände kämpft, zeigt sich enttäuscht: Einen solchen Entscheid hätte man nicht erwartet, heisst es gegenüber «Espresso».
Besonders enttäuschend sei, dass die Weko auf eine Untersuchung verzichtet habe. Zudem sei die Uhrenindustrie in der Schweiz beheimatet - die Untersuchung der EU-Kommission sei aus einem völlig anderen Blickwinkel erfolgt. Man könne deshalb die Argumentation der Weko nicht nachvollziehen.
Kampflos wollen die unabhängigen Uhrengeschäfte aber nicht aufgeben: Man denke darüber nach, sich gegen den Weko-Entscheid zu wehren, heisst es beim VSGU.
Uhrenindustrie: «Gut für die Qualität»
Zufrieden mit dem Entscheid der Weko ist hingegen der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie: Nur mit dem jetzigen System sei gewährleistet, dass bei den Reparaturen gewisse qualitative Bedingungen erfüllt werden. Für die Unternehmen sei es zudem einfacher, wenn das in der Schweiz und in der EU ähnlich gehandhabt werde.
Die Erlebnisse des Publikums
Hörerinnen und Hörer schildern «Espresso» wiederum hauptsächlich ihre Erfahrungen: So berichtet eine Hörerin, der Hersteller habe ihre Uhr kostenlos repariert. Ein anderer Hörer beschreibt hingegen, wie er eine kaputte Schraube ersetzen wollte und vom Hersteller einen Kostenvoranschlag für 700 Franken erhielt - für die Reparatur eines Werkfehlers.