Dieselfahrzeuge benötigen den Zusatzstoff Adblue, ein Gemisch aus Harnstoff und destilliertem Wasser. Diese Lösung vermindert den Ausstoss schädlicher Abgase und war bei älteren Dieselautos zu tief dosiert. Das flog im Zuge des Dieselskandals auf.
Mit der neuen Dieselnorm Euro 6 musste der Adblue-Verbrauch erhöht werden. Für Besitzer eines Dieselautos bedeutet dies, dass sie den Zusatzstoff nach einer gewissen Zeit selber nachfüllen müssen.
Adblue kann entweder direkt an dafür eingerichteten Tankstellen ab der Zapfsäule eingefüllt werden, oder es kann im Gebinde gekauft werden. Ab Zapfsäule kostet AdBlue lediglich zwischen 50 und 60 Rappen pro Liter. Bei den allermeisten Tankstellen ist ein solcher Bezug jedoch gar nicht möglich.
Im Gebinde kostet Adblue ein Vielfaches
In der Flasche oder im Kanister kostet Adblue ein Vielfaches, oft zwischen zwei und drei Franken pro Liter. Der Tankstellenbetreiber Socar schreibt dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso», der Literpreis im Gebinde sei im Durchschnitt viermal so hoch sei wie an der Zapfsäule. Oft ist Adblue jedoch noch teurer. So gibt es von Shell eine Adblue-Flasche mit anderthalb Litern für 11.90 Franken, das sind rund acht Franken pro Liter.
Tankstellenbetreiber sprechen von höherem Aufwand
Die Tankstellenbetreiber rechtfertigen die höheren Preise im Gebinde mit dem höheren Aufwand. Avia erwähnt zum Beispiel höhere Einkaufs- und Vertriebskosten, Shell höhere Bereitstellungskosten. Socar führt aus, dass «insgesamt die Fertigung, Lagerung und Bereitstellung von Adblue im Kanister aufwändiger» sei.
Coop Mineralöl weist zudem auf den hohen Verpackungspreis hin, da die Gebinde einen zusätzlichen Einfüllschlauch benötigen. Migrol schreibt auch, dass der Gebindeverkauf beratungsintensiver sei als der Bezug an der Zapfsäule.
Wer Adblue an der Zapfsäule beziehen kann, fährt auf alle Fälle deutlich günstiger, auch wenn der Verbrauch lediglich zwischen einem und drei Litern pro tausend Kilometer beträgt. Das Problem: Einzig Agrola hat ein schweizweites Netz von Tankstellen mit Adblue-Zapfsäulen für Autos aufgebaut. Schweizweit können Dieselfahrer an 54 Agrola-Standorten ihren Adblue-Tank direkt befüllen.
Es gibt immer mehr Adblue-Zapfsäulen
Andere Betreiber ziehen nach. Avia schreibt von über 20 Tankstellen mit Adblue-Zapfsäulen für Dieselautos, entsprechende Coop-Tankstellen gibt es 14, Migrol bietet dies an «einigen Standorten» an, Socar an sechs. Die Oel-Pool AG mit Ruedi-Rüssel-Filialen betreibt lediglich vier solcher Tankstellen. Sie schreibt, bei vielen kleineren Selbstbedienungsanlagen sei eine Umrüstung gar nicht möglich. BP und Shell bieten in der Schweiz zurzeit für Autos lediglich Adblue in Kanistern an. Shell weist dabei auf sechs Tankstellen mit Zapfsäulen für Lastwagen hin. Eni (vormals Agip) und Tamoil haben auf eine entsprechende Anfrage von «Espresso» nicht reagiert.
Agrola, Coop, Migrol und Avia schreiben, dass ein weiterer Ausbau des Netzes geplant ist. Socar weist auf die hohen Investitionskosten hin, prüft jedoch punktuelle Investitionen. Dies, weil die Nachfrage nach Adblue via Zapfsäule leicht ansteige.
Migrol rechnet die nächsten Jahre mit einer zunehmenden Nachfrage wegen der Verbreitung von neuen Dieselfahrzeugen nach der neuen Norm. Langfristig stelle sich jedoch die Frage, wie stark Dieselfahrzeuge überhaupt noch nachgefragt werden.
Adblue ist ungefährlich, kann jedoch die Augen reizen
Bei neueren Dieselmodellen befindet sich der Adblue-Einfüllstutzen direkt neben dem Diesel-Einfüllstutzen. Bei einigen älteren Modelle nach der Euro 6-Norm liegt er im Kofferraum. Hier empfiehlt der TCS, auf alle Fälle Gebinde statt der Zapfsäule zu gebrauchen, weil Adblue sonst überlaufen kann.
Passiert dies, sollte die Stelle geputzt werden, da Adblue das Metall des Autos angreifen kann. Für Menschen ist es nicht gefährlich. Bei Augenkontakt sollte es jedoch mit viel Wasser ausgespült werden.