Arten im Selbstportrait - Hallo ich bin‘s, der Borkenkäfer, schmatz, schmatz
Überall bin ich als wälder-fressender Bösewicht bekannt. Aber so richtig kennt mich kaum jemand. Deshalb hör mir doch mal zu. Ich habe ganz viel zu erzählen.
Wir gehören zur Unterfamilie der Rüsselkäfer. Man unterteilt uns nochmals in verschiedene Arten wie z.B. den Kupferstecher (befällt Fichten) oder den Buchdrucker (befällt ebenfalls Fichten), welcher in der Schweiz der häufigste Vertreter ist. Dann gibt es zum Beispiel noch den grossen und den kleinen Waldgärtner (befällt Föhren), den Eichensplintkäfer (befällt Eichen) oder den gestreiften Nutzholzborkenkäfer (befällt liegendes Nadelholz). Du siehst, es ist gar nicht so leicht, sich über uns einen Überblick zu verschaffen, und es gibt noch viele mehr. Unterteilen kann man uns auch in die Rindenbrütenden, welche die Brutgänge unter der Rinde anlegen, und die Holzbrütenden, welche ihre Gänge im Holz anfertigen. Das sind z.B. die Ambrosiakäfer.
Farblich sind wir braun bis schwarz gefärbt und sind meistens zwischen 2 und 5 Millimeter goss. Wir sind gepanzert und ziemlich zylindrisch. Ein bisschen behaart oder beschuppt, und unsere Kinder sehen aus wie weisse Maden.
Die meisten von uns befallen geschwächte und abgestorbene Nadel- oder Laubbäume, es gibt aber auch ein paar Fiese unter uns, die gesunde Bäume befallen. Gerade aktuell, wo es überall immer trockener wird und die Bäume an Wassermangel leiden, erschliessen sich uns ganze Wälder als Brutstätte. Die Trockenheit stresst die Bäume und das macht sie anfällig und schwach. Ihre natürliche Abwehr, die Harzproduktion sinkt erheblich, was uns natürlich gelegen kommt.
Wir sind sehr gut im Vermehren! Aus einem einzigen Weibchen, das im Frühjahr schlüpft und mit dem Eier legen beginnt, entstehen in nur einem Jahr an die 100‘000 Nachkommen. Denn in einem Jahr schaffen wir bei den tollen Bedingungen im Moment ganze drei Generationen. Wahnsinn oder?
Du erkennst einen Befall von uns am Bohrmehl, welches wir hinterlassen. Wenn du ganz leise bist, kannst du uns sogar schmatzen hören.
Da Holz nährstoffarm ist, sind die Holzbrüter unter uns eine Symbiose mit Pilzen eingegangen. Wir führen unseren Pilz bzw. dessen Sporen auf den Dispersionsflügeln in einer Art Tasche mit uns. Manche Pilze sind ohne uns gar nicht mehr lebensfähig und umgekehrt. Die Pilze zersetzen das Holz und machen es für uns zur Delikatesse.
Wir können in der Rinde oder im Boden überwintern und bis zu -30°C überleben. Es braucht also einen sehr harten Winter, damit es für uns ungemütlich wird.
Ihr Menschen bekämpft uns auf allerlei fiese Arten. Ihr fällt die Bäume, in denen wir leben und entrindet sie, so sterben unsere Jungen. Ihr lockt uns mit gefälschten Duftstoffen in sogenannte Pheromonfallen, wo wir sterben. Auf gelagertem Holz rückt ihr uns sogar mit Insektiziden zu Leibe. Aber auf Dauer sind wir stärker, seht ihr das denn nicht?
Dabei sind tote Bäume auch ganz wichtig für den Wald. Ein Viertel aller Tier- und Pflanzenarten sind hier auf Totholz angewiesen. Passt euch doch einfach ein bisschen an uns an, dann wird es für alle einfacher. Wandelt eure künstlich angepflanzten Fichtenwälder wieder in Mischwälder um. Mischwälder sind sturm- und trockenresistenter. Beides wichtige Eigenschaften in Zeiten des Klimawandels. Im Mischwald vermehren wir uns auch nie so stark, denn dort sind die Bäume gesünder und es halten uns unsere natürlichen Feinde in Schach. Von denen gibt es einige: Spechte, Fliegen, Milben und der Ameisenbuntkäfer und viele mehr.
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