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Totholz für mehr Biodiversität Ein gesunder Wald braucht tote Bäume

Der Tod eines Baumes gehört zum Kreislauf des Lebens. Mehr noch: Ein toter Baum macht manches Leben erst möglich. Rund ein Siebtel aller Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in der Schweiz sind auf Totholz angewiesen.

Was tot ist, muss nicht gleich weg. So zumindest in der Pflanzenwelt, denn: totes Holz ist Lebensgrundlage für über 6'000 Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Für sie sind die aufgeräumten Wälder ein ernsthaftes Problem. «Wahrscheinlich haben wir viele totholzabhängige Arten bereits vor mehr als hundert Jahren verloren», bedauert Thibault Lachat, Professor für Waldökologie an der Berner Fachhochschule. Das war in der Zeit, als die Menschen sämtliches Totholz gesammelt haben, weil sie das Brennholz zum Kochen und Heizen brauchten.

Liegender Baum
Legende: Ein abgestorbener Baum im Wald bringt Leben. Colourbox

In den letzten Jahren hat die Menge an Totholz wieder zugenommen. Lachat führt aus: «Heute gibt es doppelt so viel totes Holz im Wald wie noch vor 30 Jahren.» Dies hat einerseits mit den heftige Stürmen wie «Lothar» sowie länger anhaltenden Dürreperioden zu tun, die in den letzten Jahren viele Bäume sterben liessen.

Andererseits aber auch mit dem zunehmenden Verständnis dafür, wie wichtig Totholz für ein funktionierendes Ökosystem ist. Dennoch ist noch jeder zweite Käfer, der vom Totholz lebt, bedroht. So zum Beispiel der farbenprächtige Alpenbock.

Alpenbock
Legende: Als Larve lebt der Alpenbock bis zu fünf Jahre im Totholz, bevor er sich zu diesem prächtigen Käfer verwandelt. Keystone

Die allermeisten Wälder in der Schweiz sind von Menschen kontrolliert. Wenn ein Baum abstirbt oder einem Sturm zum Opfer fällt, entscheidet der Förster, ob der Baum aus dem Wald gebracht wird oder ob er liegen bleiben darf. «Der Trend geht in eine gute Richtung», freut sich Thibault Lachat. Der Schutz des Waldes und des Ökosystems spiele eine immer grössere Rolle in der Bewirtschaftung der Wälder. Trotzdem gebe es noch einiges zu tun. Dafür sensibilisiert Lachat in seinen Vorlesungen an der Fachhochschule in Bern.

Ich möchte, dass die Studentinnen und Studenten einen Schritt weiterdenken als ihre Eltern und Grosseltern. Dass sie nicht nur im ökonomischen Sinn handeln, sondern ihnen die Artenvielfalt am Herzen liegt und sie diese als schützenswert betrachten. Ich wünsche mir, dass es ihnen Freude macht, wenn sie eine seltene Art wie den Weissrückenspecht oder den Alpenbock beobachten können und dass es sie mit Stolz erfüllt, einen Wald so zu bewirtschaften, dass auch seltene Arten darin leben können.
Autor: Thibault Lachat Professor für Waldökologie an der Berner Fachhochschule

Totholz im eigenen Garten

Nicht nur im Wald, auch im Landwirtschaftsgebiet und im Siedlungsraum trägt Totholz zu mehr Biodiversität bei. Anstatt sie gleich in der Grünabfuhr zu entsorgen, kann man lose Äste zu einem Asthaufen aufschichten und liegen lassen. Ein umgefallener Stamm, ein hölzerner Zaunpfahl oder ein abgestorbener Baumstrunk bietet auch im eigenen Garten wichtigen Lebensraum für totholzabhängige Arten.

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