Der Steinbock
Den letzten Schweizer Alpensteinbock hatten Jäger bereits 1809 im Wallis erlegt. Die Art überlebte in einem streng geschützten Jagdgebiet des Aostatals des Königs von Italien, von wo aus Wilderer zwischen 1906 und 1933 insgesamt 59 Jungtiere in die Schweiz schmuggelten. Von diesen Tieren am Grandpardison stammen alle heutigen Schweizer Alpensteinböcke ab.
Heute gibt es in der Schweiz wieder rund 17’500 Steinböcke. Alpenweit dürften es um die 40'000 Tiere sein. Da sie alle von den gleichen Tieren abstammen, ist die genetische Vielfalt der heutigen Population gering. Dies zeigt sich insbesondere am geringen Körpergewicht, einer verminderten Hornlänge und einem erhöhten Risiko für Parasitenbefall.
Mehr zur Geschichte, wie der Steinbock wieder zurück in den Schweizer Nationalpark fand, gibt es auf nationalpark.ch .
Der Luchs
Die Abholzung der Wälder zugunsten des Ackerbaus, sowie eine exzessive Bejagung des Luchses und seiner Beutetiere, führte schliesslich zu seiner Ausrottung. Als Jäger Rothirsche in der Innerschweiz ansiedeln wollten, fürchteten die Förster um den Verbiss ihrer Jungbäume. So forderten sie mit der Freilassung von Hirschen auch die Ansiedlung deren natürlicher Feinde: Der Luchse. So wurden - genehmigt durch den Bundesrat – hundert Jahre nach ihrer Ausrottung in der Schweiz 1971 auch die ersten Luchse ausgewildert. Dies zum Schutz des Waldes vor dem Appetit von Hirsch, Reh und Gämse auf junge Bäume und Triebe.
Heute leben in der Schweiz wieder an die 300 Luchse. Da wo sie heimisch sind, wirkt sich ihre Anwesenheit positiv auf die Entwicklung der Wälder und insbesondere der Weisstannen aus. Es gibt eine Population in der Region des Jura und eine in den Alpen. Doch bis zur Jahrtausendwende gab es nur Luchse in den Nordwestalpen. Zur Entwicklung einer Population auch in den Schweizerischen Ostalpen wurden von 2001 bis 2008 Luchse aus den Kantonen Freiburg und Bern sowie Jura in die Ostschweiz umgesiedelt.
Mehr Informationen zur grössten Wildkatze Europas gibt es beim Bundesamt für Umwelt auf bafu.admin.ch .
Der Wolf
Anders als der Luchs ist der Wolf auf natürlichem Weg in die Schweiz zurückgekehrt. In Italien hatten sich ab den 1970er-Jahren dank rigorosen Schutzmassnahmen letzte Restbestände soweit erholt, dass sie ihr Gebiet vom Apennin in Mittelitalien in die Mittelmeeralpen und von dort über den ganzen Alpenbogen bis in die Schweiz erweiterten. NETZ NATUR berichtete nach dem ersten Auftauchen italienischer Wölfe im Wallis 1995 über diese Rückkehr.
Heute leben rund 80 Wölfe in der Schweiz und es sind insgesamt acht Rudel in fünf Kantonen bekannt. Wie kein anderes Tier spaltet der Wolf die Bevölkerung. Während ihn die einen als wertvollen Teil der heimischen Fauna sehen, löst er bei anderen immer noch alte Ängste aus – vor allem im Bergebiet: Viele Leute sehen den Wolf dort als Bedrohung, wie zu alten Zeiten, als die Wölfe ausgerottet wurden. NETZ NATUR hat die konfliktreiche Besiedlung der Schweiz durch Wölfe in mehreren Dokumentationen begleitet und aufgezeigt, wie das Zusammenleben von Wölfen und Menschen in denselben Landschaften möglich wäre und wie Nutztiere dabei wirksam geschützt werden können.
Mehr Informationen zum Wolf und seiner Verbreitung in der Schweiz gibt es bei KORA (Raubtierökologie und Wildtiermanagement) auf kora.ch .
Der Bär
Der letzte Schweizer Bär ist im September 1904 von Jägern im Unterengadin erlegt worden. 2005 kehrte dann nach hundert Jahren der erste frei lebende Bär in die Schweiz zurück. Bis in die Neunzigerjahre hatten noch wenige Alpenbären in der italienischen Provinz Trentino überlebt. Ab 1999 versuchte Italien die Population durch die Auswilderung von 10 Bären aus Slowenien zu verstärken, doch die ursprünglichen Alpenbären waren bereits nicht mehr fortpflanzungsfähig.
Seit der Rückkehr des ersten Bären in die Schweiz sind immer wieder junge männliche Bären aus der neu angesiedelten, italienischen Population in die Schweiz eingewandert. Sie zeigten sehr unterschiedliches Verhalten von vorwitzig bis absolut diskret und scheu. Zwei Bären wurden aufgrund ihrer geringen Scheu vor Menschen erlegt, ein dritter wurde vom Zug überfahren.
Der Weissstorch
Der Weissstorch war 1948 in der Schweiz ausgestorben. Die Trockenlegung der Feuchtgebiete und die Intensivierung der Landwirtschaft hatten dazu geführt, dass die Vögel ihre Jungen nicht mehr ausreichend mit Nahrung versorgen konnten.
Dank eines pionierhaften Wiederansiedlungsprojekts der Störche durch den legendären Storchenvater Max Bloesch - in einer NETZ NATUR-Sendung von 1993 dokumentiert - hatte sich der Storchenbestand in der Schweiz langsam wieder erholt.
Heute schätzt die Schweizerische Vogelwarte den Bestand auf 370 bis 460 Brutpaare. Da Weissstörche für die kalte Jahreszeit nach Südeuropa oder sogar bis nach Afrika ziehen, machen ihnen die Bejagung in den Durchzugs- und Wintergebieten sowie Kollisionen mit Stromleitungen zu schaffen. In der Schweiz leiden sie zudem unter dem Mangel an geeignetem Lebensraum ausgedehnter Feuchtgebiete.
Weitere Infos zum Weissstorch gibt es bei der Schweizer Vogelwarte auf vogelwarte.ch . Unterrichtsmaterialien zum Weissstorch sind auf storchenforscher.ch zusammengestellt.
Der Bartgeier
Sein Ruf war dem «Lämmergeier» zum Verhängnis geworden. Selbst in alten wissenschaftlichen Publikationen wurde dem harmlosen Aasfresser nachgesagt, er trage Lämmer, Ziegen und gar Kinder von den Bergen. So hat man dem Bartgeier mit Schusswaffen aktiv nachgestellt - vergiftete Köder gegen Wölfe, Luchse und Bären gaben ihm den Rest. Anfang des 20. Jahrhunderts galt der Bartgeier im Alpenraum als ausgestorben.
In einem grossen international angelegten Wiederansiedlungsprojekt züchteten verschiedene Zoos die in ihren Volieren gehaltenen Bartgeier. In einer europaweiten, international koordinierten Aktion konnten somit Jungtiere in geeigneten Gebieten der Alpen ausgesetzt werden.
NETZ NATUR begleitete 1991 die erste Aussetzung zur Wiederansiedlung der Bartgeier in der Schweiz im Schweizerischen Nationalpark im Engadin. Weitere Aussetzungen folgten in allen Alpengebieten des Landes. So kreist der grösste Vogel Europas heute wieder nahezu über dem ganzen Alpenbogen.
Weitere Infos zur Wiederansiedelung des Bartgeiers gibt es bei der Stiftung Pro Bartgeier auf bartgeier.ch .
Der Wanderfalke
Anders als für den Storch und den Bartgeier kam die Rettung für den Wanderfalken in der Schweiz in letzter Sekunde - noch bevor er ganz ausgestorben war. Seine Bestände haben sich heute europaweit erholt. Grund für diese Erholung war das Verbot des weit verbreiteten Insektizids DDT von 1972. Der Einsatz dieses Pestizids seit den 1950er-Jahren hatte dazu geführt, dass sich das Gift in den Organismen anreicherte. Somit auch in den Singvögeln, der natürlichen Nahrung des Wanderfalken. DDT macht die Eierschalen von Vögeln so dünn, dass die Eier vor dem Schlüpfen der Jungen zerbrechen.
Heute brüten laut der Schweizerischen Vogelwarte wieder 260 bis 320 Paare in der Schweiz. Während der letzten zehn Jahre nahm der Bestand jedoch nicht mehr weiter zu. Während die meisten Menschen den eleganten Vögeln grosse Sympathie entgegenbringen, sind sie bei Taubenzüchtern weniger beliebt und mehrere Wanderfalken wurden gezielt vergiftet. Zudem hat sich im letzten Jahrzehnt der Bestand der Insekten in der Schweiz stark verschlechtert, was sich wiederum auf die Beutetiere der Falken, die kleineren Vögel, auswirkt.
Weitere Informationen zum Wanderfalken gibt es auf vogelwarte.ch .
Der Biber
Der Biber war einst über die gesamte Nordhalbkugel verbreitet. In Europa stellten ihm aber die Menschen bereits im Mittelalter nach und brachten viele Populationen zum Verschwinden. Sein Fleisch war ebenso beliebt wie sein Fell und das Castoreum, ein Drüsensekret, welches als Heilmittel zum Einsatz kam. Von einst geschätzten 100 Millionen Tieren blieben bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa nur rund 1000 Tiere übrig.
Dass es heute in der Schweiz wieder geschätzte 3’500 Tiere gibt, geht auf eine Pionierleistung mehrerer Privatpersonen zurück, die von 1965 bis 1977 an diversen Orten der Schweiz insgesamt 141 Biber ausgewildert haben.
Nachdem sich die ersten Biberfamilien vor allem an grösseren Flüssen und Seen niedergelassen hatten, besiedelten sie zunehmend auch kleinere Gewässer, die sie mit ihren Dämmen stauen. Die dadurch entstehenden Feuchtgebiete bieten Lebensraum für unzählige Pflanzen und Tiere. Es entstehen aber auch Konflikte, wenn die Biber Felder unter Wasser setzen, Bäume fällen und Uferböschungen unterhöhlen.
Weitere Infos zur Wiederansiedelung des Bibers gibt es bei info fauna auf cscf.ch .
Der Fischotter
Ähnlich wie beim Wanderfalken führten auch beim Fischotter Umweltgifte in der Schweiz zu seiner Ausrottung. Schwer abbaubare giftige organische Chlorverbindungen, sogenannte PCBs, welche bis in die 1980-er Jahre in der Elektroindustrie und in vielen Verbrauchsprodukten wie etwa Farben Verwendung fanden, hatten sich über die Fische in den Ottern angereichert und deren Fruchtbarkeit reduziert. Verbunden mit dem Mangel an genügend Fischen in den Flüssen war der Fischotter Ende der 1990er-Jahre ganz aus der Schweiz verschwunden.
Nach über 20 Jahren Abwesenheit ist 2009 zum ersten Mal wieder ein Fischotter in der Schweiz entdeckt worden. Seither wandern immer wieder Tiere aus den umliegenden Ländern in die Schweiz ein. Eine kleine Population in der Region Bern, zu der vermutlich auch zwei ausgebüxte Fischotter aus dem Tierpark Dählhölzli gestossen waren, brachte in den letzten Jahren bereits mehrere Male Jungtiere hervor. Das lässt vermuten, dass sich die Umweltbedingungen soweit verbessert haben, dass sich die Otter in der Schweiz wieder ausbreiten und etablieren können.
Weitere Infos zum Fischotter gibt es bei der Stiftung Pro Lutra auf prolutra.ch .