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Zwischenbilanz in Zahlen «Mission B – für mehr Biodiversität» – Tausende machen mit

Über 800’000m² neue biodiverse Flächen haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von «Mission B» geschaffen. Doch was sind das für Flächen, wo befinden sie sich und sind sie tatsächlich auch ein Gewinn für Mensch und Natur? Eine Umfrage der ZHAW gibt Antworten.

Für die Natur ist «Mission B» schon heute eine kleine Erfolgsgeschichte. Die Bevölkerung macht in allen Landesteilen engagiert mit und das Interesse für die Pflanzen und Tiere vor der eigenen Haustüre ist gross. Seit dem Start am 18. März 2019 sind Flächen aus rund 5700 Projekten auf der Plattform missionb.ch eingetragen worden. Verteilt auf über 1500 Gemeinden der Schweiz.

Eine detaillierte Umfrage der ZHAW hat nun die Erschaffer und ihre Flächen genauer unter die Lupe genommen. An der Umfrage haben sich 869 Personen beteiligt (Deutschschweiz: 599 | Romandie: 236 | Tessin: 34).

Warum braucht es die «Mission B»?

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Sabrina Stettler, ZHAW: «Unter Biodiversität versteht die Wissenschaft die Vielfalt der Lebensräume, die Vielfalt der Arten und die Vielfalt der Genetik innerhalb einer Art. Während der letzten 50 Jahre hat sich unsere mitteleuropäische Kulturlandschaft stark verändert. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, Entwicklung von Industrie und dem Bau von Strassen, Bahnlinien und Siedlungen sind viele Habitate zerstückelt und Lebensräume ganz zerstört worden. Diese Entwicklung bedroht heute fast die Hälfte unserer schweizerischen Lebensraumtypen, was wiederum die Artenvielfalt und deren genetische Vielfalt verringert. Umso schöner ist die breitgefächerte Beteiligung am Projekt Mission B.»

Die Umfrage stammt von Sabrina Stettler, Studentin in Umweltingenieurwesen an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW, und ist Teil ihrer Bachelorarbeit, die sie im Januar abschliessen wird. Für diesen Beitrag beurteilt sie die Resultate und deren Bedeutung für die Biodiversität im Siedlungsraum.

Wo leben die aktiven «Mission B»-GärtnerInnen?

Am aktivsten sind die Menschen in den Kantonen der Ostschweiz, in Fribourg und in Zürich. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl wurde in diesen Kantonen am meisten Fläche eingetragen.

Ranking der Kantone

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Je höher ein Kanton im Ranking platziert ist, desto mehr Fläche wurde im Verhältnis zur Einwohnerzahl auf missionb.ch eingetragen.

  1. Thurgau
  2. St. Gallen
  3. Freiburg/Fribourg
  4. Zürich
  5. Appenzell Ausserrhoden
  6. Solothurn
  7. Jura
  8. Waadt/ Vaud
  9. Wallis/ Valais
  10. Luzern
  11. Glarus
  12. Aargau
  13. Bern
  14. Zug
  15. Neuenburg/ Neuchâtel
  16. Schaffhausen
  17. Basel Land
  18. Obwalden
  19. Graubünden
  20. Schwyz
  21. Nidwalden
  22. Tessin/ Ticino
  23. Uri
  24. Appenzell Innerrhoden
  25. Basel Stadt
  26. Genf/ Genève

Die Flächen sind regelmässig und entsprechend der Siedlungsdichte über die gesamte Schweiz verteilt. Die Hälfte der Flächen ist zwischen 10 und 100m² gross, rund 40 Prozent sind kleiner als 10m², die restlichen 10 Prozent sind grösser als 100m².

Verteilung Flächen
Legende: SRF

Einschätzung von Sabrina Stettler, ZHAW:

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Aus der Verteilung und den Grössenangaben zu den Flächen können folgende Schlüsse gezogen werden:

  1. In dicht besiedelten Gebieten sind besonders viele neue Flächen geschaffen worden. Das sind auch die Gebiete mit dem grössten Habitatsverlust. Naturnahe Flächen in diesen Gebieten sind besonders wertvoll, weil sie helfen, fragmentierte Habitate (Inselhabitate) wieder miteinander zu verbinden. So entsteht ein besserer Austausch zwischen Individuen einer Art.
  2. Es sind auch viele grössere Flächen eingetragen worden. Diese bieten wertvollen Lebensraum und helfen, den Druck auf die einzelnen Populationen etwas zu senken.

Für die Biodiversität im Siedlungsraum wäre es ein grosser Gewinn, wenn durch eine weiter wachsende Zahl an «Mission B»-Flächen ein möglichst feinmaschiges Netz aus naturnahen Lebensräumen entstehen würde.

Wer steckt hinter all den neu geschaffenen Flächen?

Die allermeisten Flächen sind dem Engagement von Privatpersonen zu verdanken. Über 90 Prozent stammen von Einzelpersonen oder Familien. Doch bei «Mission B» machen auch Gemeinden, Unternehmen, Organisationen, Schulen und Landwirtschaftsbetriebe mit.

Wer macht mit bei Mission B? 93.1% 2% 1.6% 1.3% 1.1% 0.9% Einzelperson oder FamilieUnternehmenGemeindeOrganisationSchuleLandwirtschaftsbetrieb

Schaut man sich die Altersverteilung der Teilnehmerinnen an, so zeigt sich eine auffallend regelmässige Verteilung. Drei Viertel aller Teilnehmerinnen sind zwischen 30 und 50 Jahre alt.

0 – 20 Jahre 21 – 30 Jahre 31 – 40 Jahre 41 – 50 Jahre 51 – 60 Jahre 61 – 70 Jahre 71 – 80 Jahre Wie alt sind die Mission B-Teilnehmerinnen? 2.3 % 9.4 % 23.8 % 27.6 % 23.2 % 10.7 % 2.9 %

Einschätzung Sabrina Stettler, ZHAW:

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Auffällig ist der hohe Anteil an Einzelpersonen und Familien, die bei «Mission B» mitmachen. Auch die ausgesprochen regelmässige Altersverteilung ist beeindruckend und zeigt klar, dass das Thema Menschen allen Alters zum Handeln bewegt. Die Umfrage hat auch ergeben, dass sich der Grossteil aller Flächen (rund drei Viertel) in Gärten befindet. Dies lässt darauf schliessen, dass sich vor allem Gartenbesitzer von der Aktion angesprochen fühlen. Man sollte aber nicht vergessen, dass auch Balkone, Dächer oder Fassaden zu wertvollen Lebensräumen aufgewertet werden können. Solche Grünräume im Siedlungsraum haben zudem den Vorteil, dass sie das Mikroklima positiv beeinflussen. Hier sind auch Gemeinden, Firmen, Immobilienverwalter und Architekten in der Pflicht.

Was motiviert die Menschen, bei «Mission B» mitzumachen?

Im Rahmen der Studie wurden die Teilnehmenden gefragt, warum sie bei «Mission B» mitmachen. Hier eine Auswahl von Antworten.

Wie sind die «Mission B»-Flächen beschaffen und nützen sie der Biodiversität?

Eine Vielfalt einheimischer Pflanzen begünstigt einheimische Insekten und von diesen profitieren wiederum Vögel, Reptilien und viele andere Tierarten. Mehr als ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, dass auf ihrer Fläche über 20 Pflanzenarten wachsen. Zudem geben ebenso viele an, dass es sich bei allen Pflanzen auf der Fläche um einheimische Pflanzen handelt.

Wieviele Pflanzenarten kommenauf den Mission B-Flächen vor? 3% 6% 12% 16% 19% 36% 8%

Neben den einheimischen Pflanzen und ihrer Anzahl sind auch die Strukturen auf der Fläche und deren Pflege wichtig. Fast alle TeilnehmerInnen geben an, dass auf ihrer Fläche insektenfreundliche Blumen wachsen (91,5%). Aber auch Strukturen wie Steinhaufen, Asthaufen, Sträucher und Nisthilfen sind auf den Flächen zu finden.

Einschätzung von Sabrina Stettler, ZHAW:

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Der hohe Anteil an Flächen mit insektenfreundlichen Blumen zeigt, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Kernbotschaft von «Mission B» verstanden haben. Jeder Quadratmeter mit einheimischen Blumen zählt, für mehr Biodiversität. Eindrücklich ist zudem die hohe Zahl an Strukturelementen wie Stein- und Asthaufen, Nisthilfen und Sträuchern. Solche Elemente finden sich auf rund zwei Dritteln aller Flächen. Je reichhaltiger die Strukturelemente auf den Flächen, desto besser.

Allerdings – und das geht noch nicht aus der Umfrage hervor - sollten auch die richtigen Strukturen und die richtige Umsetzung für die entsprechende Fläche ausgesucht werden. So sollte bei der Pflanzenauswahl darauf geachtet werden, dass von früh bis spät ins Jahr etwas blüht. Für Vögel sind Dornensträucher ideal zum Nisten und beerentragende Sträucher bieten Nahrung. Steinhaufen sind für Reptilien geeignet. Will man also ein Habitat für Reptilien schaffen, sollte man darauf achten, dass diese Reptilien in der Umgebung auch vorkommen und Futter finden können. Die Asthaufen sind besonders wertvoll, wenn sie genügend gross sind.

Persönliche «Mission B»-Erlebnisse

Im Rahmen der Studie wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie durch die Erschaffung von naturnahem Lebensraum etwas besonderes erlebt haben. Hier eine Auswahl von Antworten.

Allgemeines Fazit von Sabrina Stettler, ZHAW:

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Die Resultate der Umfrage sind sehr erfreulich. Wir sehen ein breites Interesse am Projekt. Die Umsetzung scheint bereits auf vielen Ebenen zu funktionieren. Nun geht es darum noch gezielter Informationen für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der «Mission B» zur Verfügung zu stellen und vermehrt Landwirtschaftsbetriebe, Geschäfte, Schulen, Personen mit Balkonen oder Dachflächen für das Projekt zu begeistern.

Macht mit bei «Mission B»

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