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Lachen – wissenschaftlich geprüfte Nebenwirkungen
Aus Wissenschaftsmagazin vom 14.12.2013.
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Wie gesund ist Lachen wirklich?

Lachen ist gesund. Sagt man. Doch stimmt das auch? Britische Forscher wollten's genau wissen und haben sich für die Weihnachtsausgabe der honorigen Fachzeitschrift «The British Medical Journal» die wissenschaftliche Literatur nach Antworten durchforstet. Eine nicht ganz ernste Zusammenstellung.

Für Medikamente und Therapien gilt: Was nicht auf Herz und Nieren geprüft wurde, darf nicht verschrieben werden. Jedenfalls steht es so in den entsprechenden Gesetzen. Jedes Sälbelchen muss heute in Zulassungsstudien beweisen, dass es nützt, oder wenigstens nicht schadet.

Lachen für die Gesundheit hingegen soll man einfach so dürfen? Nein, finden viele Wissenschaftler konsequenterweise, auch Lachen gehört bezüglich gesundheitlichen Auswirkungen auf den Seziertisch. Die britischen Mediziner haben die Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Lachen aus der Fachliteratur zusammengetragen.

Lachen hilft…

Lachen kann nachgewiesenermassen Schmerzen lindern. Lachen beugt Herzinfarkten vor, hält Arterien in Schuss, verbrennt Kalorien, verbessert die Lungenfunktion bei Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung.

Lachen hilft sogar, bei einer künstlichen Befruchtung wirklich schwanger zu werden. Letzteres legen Experimente mit einem – warum auch immer – als Chef de Cuisine verkleideten Spital-Clown nahe. Eine einzige Clown-Nummer von 12 bis 15 Minuten, schreiben die Studienautoren, reichte, damit 26 Prozent der untersuchten Frauen schwanger wurden, hingegen nur 20 Prozent der Frauen, die nichts zu lachen hatten.

…doch Lachen schadet auch

Doch Lachen hat auch nicht zu vernachlässigende Nebenwirkungen: Durch Lachen kann man sich verschlucken, bei Asthma-Patienten kann Lachen einen Anfall verursachen, oder einen Kreislaufkollaps bei völlig Gesunden. Herzrhythmus-Störungen und gar Herzrupturen wurden ebenfalls verzeichnet.

Ein sogenanntes «interlobuläres Lungenemphysem» könne, so notierte ein Mediziner schon 1892, vom Tragen schwerer Lasten, beim Geschlechtsverkehr oder eben auch durch exzessives Lachen entstehen. Lachen kann vorübergehend inkontinent machen. Beim Lachen kann man sich den Kiefer verrenken, ganz abgesehen von den vielen Lachfalten, die ein Gesicht völlig entstellen können.

The British Medical Journal

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Das hoch angesehene, 1840 erstmals erschienene Fachmagazin publiziert alljährlich am Freitag vor Weihnachten eine spezielle Weihnachtsausgabe, die für ihre nicht ganz ernst gemeinten Inhalte berühmt ist. Ein 2013er Highlight ist zum Beispiel die Forschung zu James Bonds Alkoholkonsum und dessen absehbare Auswirkungen auf 007s legendäre Manneskraft.

Ob man sich allerdings tatsächlich totlachen kann, das ist empirisch nicht in genügend hoher Fallzahl nachgewiesen. Dass Lachen hingegen ansteckend ist, schon: Bösartige Viren werde durchs Herausprusten übertragen, und auch das Lachen selber kann sich in einer Gruppe von Menschen rasend schnell verbreiten. Grund genug zur Sorge also.

Können wir uns Lachen überhaupt leisten?

Zudem ist die Studie der britischen Autoren wohl nicht einmal abschliessend. Sie haben ja auch nur die Fachliteratur zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Lachen durchsucht. Fehlen Kichern, Lächeln, Grinsen, Schmunzeln oder Grölen.

Was es nun braucht, ist eine gesundheitsökonomische Betrachtung des Lachens. Was kostet uns leichtfertiges Lachen? Um wie viel lässt es jedes Jahr die Krankenkassenprämien steigen? Und wie würde sich eine grossflächige Präventionskampagne auszahlen? Alles offene Fragen, deren Beantwortung wir bange harren. Und uns solange – sicherheitshalber – jedes Zucken um die Mundwinkel verkneifen. Frohe Adventszeit.

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