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Ausgekugelte Schulter – Der Preis der Beweglichkeit
Aus Puls vom 18.02.2013.
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Schulterluxation Ausgekugelte Schulter – Der Preis der Beweglichkeit

Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk des menschlichen Körpers. Diese Beweglichkeit hat ihren Preis: Die Schulter ist das Gelenk, das am leichtesten auskugelt. Ob das Gelenk später operiert werden muss, hängt stark vom Alter der verunfallten Person bei der ersten Schulter-Luxation ab.

Unter einer Luxation versteht man eine Ausrenkung. Fünfzig Prozent aller Ausrenkungen betreffen das Schultergelenk. Stürze beim Sport – zum Beispiel beim Skifahren oder Snowboarden – und mit dem Fahrrad sowie Verkehrsunfälle sind häufige Ursachen.

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Schulter selber wieder einrenken?
aus Ratgeber vom 16.03.2015. Bild: Colourbox
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Die Schulter springt dabei aus dem Gelenk, weil es meist beim Sturz zu einer hebelnden Bewegung am Oberarm mit einer Drehung nach aussen kommt, wobei der Arm vom Körper weggeführt wird.

Es ist also nicht der Schlag auf die Schulter, der das Gelenk aus der Pfanne springen lässt, sondern vielmehr die Verdrehung des Arms. Die Anatomie sorgt dafür, dass die Schulter in den meisten Fällen nach vorne unten ausrenkt.

Keine Selbstversuche

Stürzt man auf der Skipiste und kugelt sich dabei die Schulter aus, so sollte man keine Selbstversuche unternehmen, um die Schulter wieder ins Gelenk zurück zu drücken – ausser man ist derart abgelegen verunfallt, dass innerhalb einer Stunde mit keiner medizinischen Hilfe zu rechnen ist. Abenteuerreisende lassen sich am besten vorab von einer Fachperson instruieren, um für diesen Fall gewappnet zu sein.

Im Normalfall lässt man sich vom Rettungsdienst in eine Klinik transportieren oder begibt sich selbständig zu einem Arzt, der röntgen kann. Die Schulter sollte erst nach dem Röntgen eingerenkt werden. Der Oberarm könnte nämlich gebrochen sein. Versuche, die Schulter einzurenken, würden dann die Situation verschlimmern – es könnten Bänder, Sehnen oder Muskeln verletzt werden.

Bänder und Muskeln stärken

Die anschliessende Therapie richtet sich nach dem Muster der verletzten Strukturen – vor allem der Bänder – und nach dem Alter. Junge, sportliche Patienten haben nämlich ein viel höheres Risiko einer Wiederauskugelung als Patienten, die im fortgeschritteneren Alter erstmals ihre Schulter ausgekugelt haben. Das liegt an der Beweglichkeit der Schulter: Je älter wir werden, umso unbeweglicher werden die Gelenke. Im Falle einer Instabilität wie bei der Schulter-Luxation ist das ein Vorteil.

Ist man bei einer Erstluxation über dreissig Jahre alt, dann ist das Risiko einer erneuten Luxation mit rund 10 bis 15 Prozent gering – eine stabilisierende Operation ist nicht nötig. Mit Physiotherapie kann der Patient die Bänder und Muskeln stärken, die dann wieder für mehr Stabilität des Gelenks sorgen.

Direkt nach dem Unfall muss der Arm ein bis zwei Wochen geschont werden. Sportarten, die ein erhöhtes Risiko für eine Schulterluxation bergen, sind natürlich zu unterlassen. Insbesondere, wenn bei einer erneuten Luxation eine gefährliche Situation entstehen kann – zum Beispiel beim Wildwasser-Kajakfahren, wo ein blockierter Arm fatale Folgen haben kann. Wenn die Schulter von selbst wieder stabil geworden ist, kann man wieder alles machen.

Bei Instabilität macht die Operation Sinn

Nach einer Luxation der Schulter findet man häufig typische Verletzungen am Gelenk. Beim Auskugeln ist der Gelenkkopf häufig auf dem Pfannenrand verhakt und blockiert. Dort bricht der Knochen des Gelenkkopfs etwas ein und es entsteht eine Kerbe. Zudem sind oft Bänder gerissen und die sogenannte Gelenklippe vom Pfannenrand abgerissen. Manchmal heilen diese Strukturen nach einer ersten Luxation nicht richtig zusammen, sodass das Gelenk für eine erneute Luxation anfällig wird.

Springt die Schulter immer wieder raus – zum Beispiel bei minimaler Hebelwirkung wie nachts im Bett oder beim Schwimmen –, spricht man von einer Instabilität. Dann und bei sehr jungen, sportlichen Patienten macht eine Operation Sinn.

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