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Physio-Tape im Trend Frisch getaped gleich halb gewonnen?

«Keine Sportart ohne bunte Klebestreifen!» So präsentierte sich die diesjährige Olympiade. Auch Freizeitsportler verzieren sich immer häufiger mit elastischen Tapes – und schwören darauf. Fehlende wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit hin oder her.

Rot, schwarz, türkis, grün – die Olympiade 2012 war bunt, nicht nur wegen der olympischen Ringe. Läufer, Diskuswerfer, Hochspringer oder Joduka: keine Disziplin ohne bunte Streifen.

Flexible Tapes sind aus dem Profisport nicht mehr wegzudenken. Ob und wie sie wirken, ist wissenschaftlich bis heute nicht belegt. In einer Metastudie neuseeländischer Wissenschaftler zeigte sich kein Nutzen – vielmehr erwiesen sich viele Untersuchungen zum Thema aufgrund zweifelhafter wissenschaftlicher Methoden als wenig oder nicht aussagekräftig. Dennoch: Die meisten, die sich einmal bekleben liessen, schwören auf die bunten Streifen.

Neu sind sie nicht. Bereits in den 70er-Jahren suchte der japanische Chiropraktiker Kenzo Kase nach einer weiteren Möglichkeit, seinen Patienten zu helfen. Seine Idee: Die Schmerzsensoren sitzen in der Haut zwischen der Epidermis und der Dermis, also der ersten und zweiten Hautschicht. Bei Verletzungen schwellen die betroffenen Stellen an, die Blutzufuhr ist erschwert. Weil das Tape vorgedehnt ist und sich nach dem Aufkleben auf die Haut zusammenzieht, spannt sich die Haut darunter und das Pflaster hebt sie leicht an. So soll sich zwischen den Hautschichten eine Art Lücke bilden, wodurch einerseits das Blut leichter zum betroffenen Areal fliesst, andererseits aber auch Abbauprodukte und Lymphflüssigkeit besser abfliessen.

Schwergewichtige Testpersonen

Kase suchte nach ersten Testpersonen und fand sie unter den Sumo-Ringern. Sie tragen immer wieder unterschiedlichste Verletzungen an den verschiedensten Stellen des Körpers davon – Knie, Achillessehne, Schulter oder Wirbelsäule. Zudem war Kase bewusst, dass seine Landsmänner besonders offen gegenüber alternativen Behandlungsmethoden sind und sich deswegen auch seiner Idee gegenüber öffnen würden.

Ein weiteres Versuchskaninchen war sein eigener Hund. Der kleine Chihuahua war von einem grösseren Hund attackiert worden. Kase tapte ihn, und nach drei oder vier Tagen war der Vierbeiner wieder fit. Auch den Wirbelsäulenapparat von Dackeln stützte er mit den Bändern.

Inzwischen ist seine Idee der schmerzlindernden und stabilisierenden Klebestreifen weit verbreitet. Die Baumwollbänder kommen bei Muskelverletzungen, Verspannungen, Sehnenreizungen, Überdehnungen, Gelenksproblemen oder nach orthopädischen Operationen zum Einsatz. Sie bleiben zum Teil mehrere Tage lang auf der Haut – und sollen es sogar, weil sie ihre beste Wirkung erst nach drei oder vier Tagen entfalten.

Auch wenn der genaue Wirkmechanismus nicht klar ist – einen Effekt scheinen die Bänder in jedem Fall zu haben. Ist die Anwendung nämlich nicht sachgerecht, können die Tapes nicht nur unangenehm auf der Haut sein, sondern sogar zu Übelkeit und Erbrechen führen.

Wichtig: Die Tapes sind kein Ersatz für Therapien oder Muskeltrainings!

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