München 1972
München macht den Anfang einer schauderhaften Entwicklung. Die Olympischen Sommerspiele 1972 waren die ersten in Deutschland seit 1936 in Berlin, den Propaganda-Spielen Hitlers. München sollte ein Gegenentwurf zu Berlin sein, weltoffen, mit wenigen Sicherheitskräften.
Doch am 5. September 1972 nehmen acht palästinensische Terroristen im Mannschaftsquartier der Israeli elf Menschen als Geiseln. Zwei Athleten, die sich wehren, werden erschossen. Auf einem Luftwaffenstützpunkt sollen die restlichen Geiseln befreit werden. Die Aktion misslingt: Die übrigen neun Israeli, ein deutscher Polizist und fünf der acht Geiselnehmer sterben. Das IOC entscheidet, die Spiele fortzusetzen. Die Begründung des damaligen IOC-Präsidenten Avery Brundage: «The games must go on».
Manchester 1996
Am 15. Juni 1996 nutzt die Irisch-Republikanische Armee IRA die Bühne der Fussball-EM 96 in England für einen Anschlag.
Wenige Stunden vor dem Spiel England gegen Schottland lässt sie in einem Einkaufsquartier in Manchester eine gewaltige, 1500 Kilo schwere Autobombe explodieren. Über 200 Menschen werden verletzt. Weil die IRA vorher warnt, können 80‘000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Die EM wird nicht unterbrochen.
Atlanta 1996
Die Olympischen Sommerspiele laufen bereits acht Tage, als am 27. Juli 1996 im Centennial Park eine Bombe explodiert. Eine Person stirbt an den Folgen der Explosion, eine weitere an einem Herzinfarkt, dazu werden 111 Menschen verletzt. Bombenleger ist der Amerikaner Eric Robert Rudolph, ein Antisemit. Sein Motiv: Hass auf die Regierung in Washington.
Spanien 2002
Eine Bombe explodiert am 1. Mai 2002 nur 50 Meter entfernt vom Bernabeu-Stadion, vier Stunden vor dem Champions-League-Halbfinal zwischen Real Madrid und Barcelona. 17 Personen werden verletzt, Tote gibt es glücklicherweise keine. Denn eine halbe Stunde vor dem Anschlag warnt ein anonymer Anrufer. Die Umgebung kann rechtzeitig geräumt werden. Urheberin ist die baskische Untergrundorganisation ETA.
2004 geht im Bernabeu während des Spiels Real Madrid gegen Real Sociedad wieder eine Bombendrohung ein. 70‘000 Zuschauer werden evakuiert. Einen Sprengsatz findet die Polizei nicht.
Rallye Paris-Dakar 2008
Am 4. Januar 2008 entscheidet der Veranstalter, die Rallye Paris-Dakar abzusagen. Die Begründung: «Direkte Bedrohungen gegen das Rennen von terroristischen Gruppen».
Diesem Entscheid gehen mehrere Terroranschlägen in Mauretanien voraus. Dabei werden vier französische Touristen und drei Soldaten getötet. Als Konsequenz aus der Absage findet die Rallye seit 2009 nicht mehr in Afrika, sondern unter dem neuen Namen Rallye Dakar in Südamerika statt.
Sri Lanka 2008
Als am 6. April 2008 der Verkehrsminister von Sri Lanka, Jeyaraj Fernandopulle, einen Marathonlauf in der Nähe von Colombo eröffnet, sprengt sich ein Selbstmordattentäter in die Luft. Er tötet Fernandopulle und 13 andere Menschen, darunter den Olympia-Teilnehmer Kuruppu Karunaratne.
90 Personen werden verletzt. Der Terrorist soll den tamilischen Rebellen der «Befreiungstiger von Tamil Eelam» angehört haben.
Pakistan 2009
Das Cricketteam von Sri Lanka ist am 3. März 2009 in zwei Bussen auf dem Weg zu einem Spiel gegen Pakistan, als es in Lahore von zwölf Angreifern beschossen wird. Zwei Spieler werden verletzt, sechs Polizisten und ein Zivilist verlieren ihr Leben. Hinzu kommen zehn weitere Verletzte. Die Täter können unerkannt fliehen.
Angola 2010
Zwei Tage vor Beginn des Afrika Cups, am 8. Januar 2010: Das Team von Togo ist im Bus auf dem Weg zum Spielort in Angola, als der Bus beschossen wird. Der Trainerassistent, der Mediensprecher und der Busfahrer sterben, sieben Delegationsmitglieder und zwei Spieler werden verletzt. Separatisten bekennen sich zum Anschlag.
Das togoische Team wird von der Regierung zurück in die Heimat gerufen, der Afrika Cup findet statt. Weil sich die Regierung Togos einmischt, sperrt der afrikanische Verband die Nationalmannschaft für vier Jahre. Die Sperre wird später aufgehoben.
Boston 2013
Auf der Zielgeraden des ältesten Stadtmarathons der Welt explodieren am 15. April 2013 zwei Rucksackbomben. Drei Zuschauer sterben, darunter ein 8-jähriger Knabe. 264 Menschen werden verletzt. Auf der Suche nach den Tätern wird ein Polizist erschossen.
Vier Tage später stirbt Tamerlan Zarnajew, einer der beiden Attentäter, an den Folgen der Verletzungen, die er sich bei der Flucht zugezogen hat. Sein Bruder Dschochar wird kurz darauf festgenommen und zum Tod verurteilt. Das Motiv der beiden: Sie wollten die Ermordung von Muslimen in Afghanistan und im Irak durch US-Truppen rächen.
Frankreich 2015
Am 13. November ist das Testspiel Frankreich gegen Deutschland eines von mehreren Zielen der islamistisch motivierten Attentate.
Zwei der drei Attentäter versuchen, während des Spiels ins mit 80‘000 Menschen besetzte Stade de France zu kommen, scheitern aber an den Sicherheitskontrollen. Sie zünden ihre Bomben direkt beim Stadion. Ein Passant wird getötet. Der dritte Attentäter zündet seinen Sprengsatz 300 Meter vom Stadion entfernt.
Vier Tage später wird in Hannover das Testspiel Deutschland-Niederlande kurz vor Spielbeginn wegen eines befürchteten Anschlags abgesagt. Deutschlands Innenminister Thomas de Maizière empfahl die Absage, weil sich Hinweise auf eine Gefährdung verdichtet hätten.
Sendebezug: SRF zwei, sportlounge, 23.11.2015, 22:30 Uhr