Die Frage, die an der Tagung im Seeland im Zentrum stand, mussten alle Referenten mehr oder weniger mit einem klaren Ja beantworten.
Am vehementesten vertrat der Investigativreporter Hajo Seppelt seine Meinung. Er erklärte:
Der Sportler dopt, er macht Rekorde, der Sportler wird nicht erwischt, alle profitieren – Sportler, Verband, Sponsoren, Trainer, Manager, Fernsehanstalt - und man spricht nicht über Doping. Das ist das beste Geschäftsmodell.
Der Ansicht des 54-jährigen Berliners nach fehlt in der Sportwelt das Interesse, dieses System zu durchbrechen. Zu eng verbandelt seien alle Akteure.
Auch seine Berufskollegen verschonte Seppelt nicht von Kritik. «Manche Journalisten blenden unangenehme Sachen bewusst aus.»
Es war ein Ohnmachtsgefühl
Wir haben die Kernaussagen der drei Hauptreferenten wie folgt zusammengefasst:
- Matthias Kamber , abtretender Direktor Antidpoing Schweiz: «Vollständig dopingfreier Sport ist eine Illusion. Aber keine Illusion ist es, den Sport möglichst dopingfrei zu halten.»
- Matthias Simmen , früher Biathlet mit 3 Olympiateilnahmen, heute SRF-Co-Kommentator: Er erzählte von der Ohnmacht, von Athleten geschlagen zu werden, mit denen er in den Vorbereitungswettkämpfen noch auf Tuchfühlung gewesen sei. «Trotz dieser Enttäuschungen war es für mich nie ein Thema, die Flinte ins Korn zu werfen. Man glaubt an das Gute im Menschen, man lebt seine Leidenschaft.»
- Journalist Hajo Seppelt äusserte sich ebenso zu den lebenslänglichen Sperren für die russischen Langläufer Alexander Legkow und Jewgeni Below. Er sprach in diesem Zusammenhang von Bauernopfern. Denn: «Mit der Bestrafung von Einzelpersonen möchte man vom Staatsdoping und der kollektiven Verantwortung ablenken.» Darum greife der IOC-Entscheid zu kurz.
Sendebezug: Radio SRF 3, Abendbulletin, 03.11.2017 17:10 Uhr