Am Mittwoch entschied der Bundesrat, das Verbot von Veranstaltungen mit über 1000 Personen in der Schweiz um einen Monat bis zum 30. September zu verlängern. Dann sollen Anlässe unter Einhaltung strenger Schutzkonzepte wieder erlaubt sein.
Für viele Schweizer Medien ein typisch schweizerischer Kompromiss. Der Tages-Anzeiger meint:
Der Bund kommt mit seinem Entscheid den Sportklubs und Kulturveranstaltern in der Schweiz weit entgegen. Aber eben nicht so weit, wie diese das gerne gehabt hätten.
Problematisch sei insbesondere, dass der Bund die Bewilligungskompetenz an die Kantone abgetreten habe. Marc Lüthi, Sportchef beim SC Bern, beschreibt die neue Lage im Tages-Anzeiger so: «26 Fragezeichen bleiben.»
Blick -Sportchef Felix Bingesser schreibt in seinem Kommentar:
So richtig zufrieden ist niemand. Es gibt die kritischen Stimmen, die angesichts steigender Fallzahlen von einer leichtsinnigen Lockerung sprechen. Und es gibt die Sport- und Kulturbranchen, die jetzt etwas Perspektive haben. Ein Lichtlein am Horizont. Aufatmen kann nach dieser Kompromisslösung aber niemand.
Gerade im Sport blieben existenzielle Nöte. Zudem fordert der Blick , dass «die Politik beim 100-Millionen-Hilfspaket für den Spitzensport nun nochmals über die Bücher muss. Und zwar schnell. Die unsinnige Solidarhaftung muss weg.»
Zeit, sich Fragen zu stellen
Die NZZ sieht den Entscheid vom Mittwoch für die Sportveranstalter und Klubs als «gute Nachricht». Die Konkurswelle, die in den letzten Wochen und Monaten an die Wand gezeichnet worden sei, sei damit vorerst entschärft.
Doch man dürfe sich gleichzeitig nichts vormachen, warnt die NZZ :
Die finanzielle Situation der Fussball- und Eishockey-Profiligen bleibt extrem angespannt. Nun ist es aber Zeit, sich ernsthaft jener Frage zu stellen, die für sie alle überlebenswichtig ist: Wie können wir unser Geschäft auf eine Basis stellen, die uns mittelfristig erlaubt, ohne Hilfe zu überleben? Die Antwort ist einfach: Die Löhne der Spieler müssen sinken.
Der Sport darf sich also auf die Zuschauer freuen. Aber der Weg zurück in die Normalität, wie sie vor dem Coronavirus war, bleibt lang und beschwerlich.