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Abruptes Saisonende und Award Müller: «Spiele gerne Eishockey, alles andere ist zweitrangig»

Alina Müller ist mit erst 22 Jahren eine Schlüsselspielerin im globalen Eishockey. Sie versteht es als Privileg, wie sie ihre Leidenschaft ausüben kann.

Seit knapp 2 Jahren treibt Alina Müller ihre Karriere in den USA voran. Kompromisslos und höchst erfolgreich. Die Zürcherin studiert in Boston an der gleichen Universität, wie es schon Florence Schelling tat, die langjährige Torhüterin im Schweizer Nationalteam.

Das sei eine gute Referenz. Letztlich fiel auch darum die Wahl auf das zentral gelegene College im US-Bundesstaat Massachusetts in der pulsierenden Grossstadt. «Es ist das Beste, was ich machen konnte. Boston ist eine sehr coole Stadt», hält Müller im Skype-Interview mit SRF Sport fest. An einer Uni, die auch von Nicht-Sportlern besucht wird, studiert sie Neurowissenschaften mit Psychologie. 2022 will sie den Bachelor in der Tasche haben.

Ohne Ansage das Ziel aus den Augen verloren

Mit ihrem Team, der Northeastern University, war die 22-jährige Stürmerin, die im Schnitt fast 2 Punkte pro Spiel bucht, auf gutem Weg zum Gewinn der US-Meisterschaft. Mit dem Conference-Titel war ein erster Schritt dazu gemacht.

Für Müller und den «Hockey East Champion» hätten Playoffs und ein Superfinal folgen sollen. Konjunktiv darum, weil es aufgrund der weltumspannenden Corona-Pandemie zu einem abrupten Abbruch der Saison kam.

Der Schlusspunkt für die Schweizerin war quasi, dass sie in die Top 6 der Liga gewählt wurde. «Ein solcher Award hilft nicht über die Enttäuschung hinweg, dass wir die Saison nicht beenden konnten und für uns noch so vieles möglich gewesen wäre», findet Müller.

Mehr Kontrolle über die Emotionen gewinnen

Auf dem Eis kommen Müller ihre Spielübersicht und der Instinkt entgegen. «Eigentlich Fähigkeiten, die man sich nicht gross aneignen kann. Ich habe das Glück, dass ich dies schon von klein auf begriffen habe», sagt die jüngere Schwester von NHL-Spieler Mirco Müller (25/New Jersey).

Hier bleibt ausreichend Zeit für Erholung. Das erachte ich als Privileg.
Autor: Alina Müller

Ihr Durchhaltevermögen und ihre Leidenschaft zeichnen sie weiter aus. Dagegen können ihr ihre Sturheit und die Emotionen, die sie verstärkt zügeln will, auch mal im Weg stehen.

Das Palmarès von Alina Müller

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  • Je 4 Teilnahmen an der U18-WM und ab 2015 an der Weltmeisterschaft mit dem A-Nationalteam
  • 2 Olympia-Turniere: 2014 Gewinn von Bronze und 2018 Topskorerin der Winterspiele in Pyeongchang (7 Tore / 3 Assists)
  • Für Sotschi erhielt Müller ein kurzfristiges Aufgebot und war mit 15 Jahren das jüngste Mitglied der Schweizer Delegation
  • 2013 Schweizer Meisterin mit den ZSC Lions

Angesprochen auf ihre Errungenschaften meint die Centerspielerin knapp: «Ich spiele gerne Eishockey, alles andere ist zweitrangig.» Sie versichert, dass sie in den USA ihren Traum leben könne. So geniesse sie es sehr, wie Studium und Sport aufeinander abgestimmt seien. «Es bleibt ausreichend Zeit für Erholung. Das erachte ich als Privileg.»

Sie habe etliche Kolleginnen, die parallel zum Eishockey 100 Prozent arbeiten müssten und regelmässig um 22 Uhr noch auf dem Eis stehen würden. «Ich hingegen habe am Morgen Schule, und die Zeit ab 15 Uhr ist reserviert fürs Off-Ice-Training und Einheiten auf dem Eis. Um 19 Uhr sind wir durch, können essen und lernen.»

In der Schweiz für die nächste Saison schwitzen

Corona hat dafür gesorgt, dass Müllers geordneter Zeitplan aus den Fugen geriet. Sie weilt aktuell bei ihren Eltern in Winterthur, bis Mitte April ist Online-Studium angesagt. Geplant ist, dass die Saison-Vorbereitung in der Schweiz über die Bühne geht und die Rückkehr in die USA erst Anfang September erfolgt.

SRF 1, «sportflash», 31.03.2020, 20:00 Uhr ; 

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