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Eishockey allgemein Unter dem Helm: Justin Krueger

In loser Abfolge kommen an dieser Stelle Eishockeyspieler zu Wort und gewähren einen Einblick in ihre Gedankenwelt. Wie Arno Del Curto beinahe das Nordamerika-Abenteuer von Justin Krueger verbockte, erzählt uns der heutige SCB-Verteidiger gleich selbst.

«Ich bin ein analytischer Mensch, es kommen mir oft Verbesserungsvorschläge in den Sinn.

Aber ich kann diese Dinge nicht immer mitteilen, weil ich einfach ‹nur› Spieler bin. Den Jungen würde ich aber gerne etwas mit auf den Weg geben.

Es war im Lockout-Jahr 2004 und meine Heimat damals Davos. Ich war als 18-Jähriger gerade im Kraftraum, da kam Arno del Curto rein.

Er sagte zu mir: ‹Hey, wir brauchen noch einen›. Ich dachte ‹cool›, zog mich sofort an. Meine Eltern wussten gar nichts davon. Ich war schon in der Kabine, hatte das Warm-up bereits gemacht.

Justin Krueger.
Legende: Spielt beim SC Bern Justin Krueger. SRF

5 Minuten vor dem Anpfiff sagte Arno: ‹Scheisse, du kannst gar nicht spielen . Deine Lizenz ist nicht gültig.› Grund: Ich hatte schon für 3 Teams gespielt, Junioren, 1. Liga und 2. Liga.

Aber für mich war das Ganze ein Glücksfall, denn ich hätte später nicht im College spielen dürfen.

Die Regel ist streng: Wenn du in der Schweiz NLA oder NLB spielst, kannst du in Nordamerika nicht mehr College spielen. Wer einmal auf dem Matchblatt steht, hat seine Chance vergeben.

Und es gibt Spieler, die gerne diesen Schritt machen würden. Ich höre das hierzulande immer wieder: ‹Scheisse, es geht nicht.›

Ich wusste es ja auch nicht. Das heisst: Ich hätte beinahe diesen Fehler gemacht. Ich hätte nicht meinen Bachelor in Hotelmanagement an der Cornell University absolvieren und gleichzeitig Hockey spielen können. Ich hätte einen anderen Weg einschlagen müssen.

In Nordamerika kann man sich sehr gut entwickeln und gleichzeitig ein Studium machen. Natürlich muss man schauen, dass es nicht zu früh ist. Das muss mit den Eltern besprochen werden, denn die wollen oftmals nicht, dass die Kinder die Familie verlassen.

Wenn das Ziel ist, Profi zu werden, muss man aber manchmal einen harten Weg wählen. Wenn man schon bereit ist für NLB oder NLA und eine Lehrstelle hat, ist es vielleicht anders.

Aber sonst sollte man sich die Auslandsfrage stellen. Gerade wenn man noch nicht weiss, wohin die Reise geht oder wenn man zu wenig Kraft hat. Wenn man weiss: Es reicht einfach noch nicht.

Statt dann einige Jahre 1. Liga zu spielen und dann vielleicht NLB, kann man sich fragen: Ist das Ausland nicht vielleicht etwas für mich?

Ich wäre mit 18 nicht bereit gewesen für die NLA. Für mich war der Schritt der richtige. Die Collegezeit ist streng und die Hockey-Qualität sehr gut. Zurückkommen kann man später jederzeit.

Ich habe viele Gespräche gehabt mit Jungen, die sich die Frage gestellt haben: ‹Soll ich nach Übersee oder in die NLA mit einer schlechten Position. Es geht doch sicher ein paar Jahre, bis ich es schaffe.›

Ich bin offen und spreche oft junge Leute an. Ich habe das Gespür dafür, denn ich kenne beide Welten. Viele Spieler holen einen Agenten. Aber ist der auch ein guter Berater? Ich weiss es nicht.

Wenn du in die NHL willst, musst du – es sei denn du bist einer der besten Spieler Europas – früher oder später den Schritt über den Atlantik machen.

Schau mal Josi oder Streit an , die haben auch mindestens einmal AHL gespielt. Es direkt zu schaffen, ist sehr schwer. Das kommt selten vor. Wenn man den Traum hat, NHL zu spielen, muss man sich sowieso überlegen, wie man rüberkommt.

Und noch zwei Dinge:

  • 1. Härtere Arbeit schlägt Talent – fast immer. Ich denke nicht, dass ich talentiert war in meinen jüngsten Jahren. Ich wurde einfach jedes Jahr besser, weil ich daran geglaubt habe. Talent kann man lernen, auch wenn das vielleicht schwer zu erklären ist.
  • 2. Als Kind muss man aufpassen, dass man sich nicht verkrampft. Die Freude muss bleiben, auch später. Wenn der Spass am Spiel fehlt, wird es mühsam.»

Sendebezug: Laufende Berichterstattung NLA, SRF zwei, Radio SRF

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