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Rückzug der Lugano Ladies Ohne Anbindung an Profi-Klubs ist das Eis für Frauen dünn

Der Rückzug der Ladies Lugano zeigt: Ohne Unterstützung eines Profi-Klubs geht im Schweizer Frauen-Eishockey nicht viel.

Eigentlich befindet sich das Frauen-Eishockey in der Schweiz im Aufbruch. Die besten Klubs des Landes schreiben sich die Frauen-Förderung auf die Stirn, unter anderem steigt der Schweizer Meister EV Zug in der kommenden Saison in der zweithöchsten Spielklasse mit einem neuen Team ein.

Auf die Suche nach einem neuen Team müssen sich derweil die Spielerinnen der Ladies Lugano machen. Der Tessiner Klub, der sich vor fünf Jahren vom HC Lugano losgelöst hatte und fortan eigenständig agierte, löste sich vor rund einer Woche auf. Präsident Sidney Piaget war nicht mehr bereit, das Budget von rund 300'000 Franken zu zwei Dritteln selbst zu stemmen.

Zu wenig attraktiv

Die finanziellen Sorgen waren aber nicht der Hauptgrund für den Niedergang des achtfachen Schweizer Meisters. Dem Klub gingen unter anderem wegen fehlender Infrastruktur schlichtweg die Spielerinnen aus. Die Spielerinnen konnten nur von 20 bis 22 Uhr aufs Eis, eine eigene Garderobe war ebenso Fehlanzeige wie ein Kraftraum. So wurden in einer umfunktionierten Garage Gewichte gestemmt.

Ohne Anbindung an einen Profi-Klub aus dem Männerbereich ginge es heute fast nicht mehr, glaubt Angelika Weber, Leiterin der Schweizer Meisterinnen ZSC Lions: «Wenn man ein eigenständiger Frauen-Verein ist, macht es die Situation viel schwieriger.» Man brauche viel mehr Kontakte, was Ressourcen bindet, die man an anderen Orte besser einsetzten könne.

Bomo Thun und HC Thurgau Ladies machen's vor

So scheint es fast nur logisch, dass gleich zwei Klubs aus der höchsten Spielklasse den notwendigen Schritt vollzogen haben. Der Playoff-Finalist EV Bomo Thun ging in die Organisation des SC Bern über, die HC Thurgau Ladies wurden für die kommende Saison vom HC Davos übernommen.

Dies ist auch im Sinne des Verbands. Gemäss Liga-Direktor Paolo Angeloni ist die Anbindung an Männer-Klubs ein strategisches Ziel: «Wir brauchen eine stärkere Liga und das ist nur möglich, wenn die Klubs die Infrastruktur zur Verfügung stellen und investieren». Investitionen, die verhindern sollen, dass sich das Schicksal der Ladies Lugano wiederholt.

Radio SRF 1, Abend-Bulletin, 22.03.2023, 18:45 Uhr ; 

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