862 Tage – so lange bestritten die Schweizer Eishockeyanerinnen kein WM-Spiel mehr. Zwischen der 0:3-Niederlage beim Viertelfinal-Aus gegen Russland am 11. April 2019 an der WM in Espoo (FIN) und dem 1. Gruppenspiel an der WM 2021 in Calgary gegen die USA liegen zweieinviertel Jahre – eine halbe Ewigkeit. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Corona führte gleich zu zwei Absagen – die zweite erfolgte lediglich 12 Stunden vor dem Abflug .
Doch nun läuft die WM der Frauen endlich an – wenn auch zu einem ungewohnten Zeitpunkt. Dies ist Trainer Colin Muller egal. Denn er hat für seine Spielerinnen nur Bewunderung übrig. «Ich muss dem Team ein Riesenkompliment machen. Sie geben alles auf, um für die Nationalmannschaft zu spielen», so der gebürtige Kanadier.
Es ist für mich ein Wunder, dass alle wieder kommen und mitmachen.
Da die Spielerinnen nebenbei alle arbeiten, mussten sie für die WM – erneut – Ferientage beziehen. «Es ist für mich ein Wunder, dass alle wieder kommen und mitmachen», sagt Muller im Zoom-Interview mit SRF Sport.
Hymne und Zoom gegen den Quarantäne-Koller
Überhaupt drückt bei Muller, der nach der WM 2019 von Daniela Diaz’ Assistent zum Chefcoach befördert wurde, immer wieder der Stolz durch. Auch die Quarantäne, welche die Akteurinnen nach der Einreise in Kanada hinter sich bringen mussten, wurde klaglos durchgestanden. «Diese fünf Tage Quarantäne waren ein Erlebnis», so der 57-Jährige. «Die Frauen haben dies super gemeistert. Ich habe nie etwas Negatives gehört.»
Wir wissen eigentlich nicht, wo wir stehen.
Das Team wurde mit einem durchgetakteten Tagesablauf und Zoom-Meetings bei Laune gehalten. Jeden Morgen wurde zudem die Schweizer Nationalhymne zusammen gesungen – auch wenn es aufgrund des schlechten Internets eher beim Versuch blieb, wie Muller lachend erzählt.
Viel Substanz dank Müller, Stalder und Co.
Da er seit zwei Jahren mit den Schweizerinnen nur Testspiele bestreiten konnte, ist sich Muller nicht so recht im Klaren über die Stärke seines Teams. «Wir wissen eigentlich nicht, wo wir stehen. Das ist das grosse Fragezeichen», sagt der Coach. Er und seine Akteurinnen denken, dass man im Vergleich zu den Top-Nationen einen Schritt nach vorne gemacht habe. Aber das wird sich erst noch zeigen.
Definitiv ein Plus für die Schweiz im Vergleich zur WM 2019 ist die Tatsache, dass man mit Alina Müller und Lara Stalder zwei gesunde Topstars dabei hat und über mehr Erfahrung verfügt, wie Muller betont. «Wir haben Substanz», so der Headcoach zufrieden. Er will mit den Schweizerinnen mindestens den Platz in den Top 5 bestätigen – um dann von mehr zu träumen.