Instanzen sind heutzutage im Schweizer Spitzensport rar geworden. Marc Lüthi ist als «Mister SCB» zweifelslos eine. Seit knapp einem Vierteljahrhundert wirkte der charismatische Manager, ursprünglich Lokaljournalist in der Hauptstadt, als CEO beim SC Bern.
«In der Schweiz gab es vielleicht mit Helmut Benthaus beim FC Basel eine ähnlich prägende Ära», erinnerte Lüthi im «Sportpanorama». Der heute 86-jährige Deutsche war, mit einem kurzen Unterbruch, zwischen 1965 und 1987 der Taktgeber des Fanionteams am Rheinknie.
Beunruhigende Ängste nachts im Bett
Für den 60-jährigen ist nun aber die Zeit gekommen, um abzutreten bzw. sich beim NL-Klub neu auszurichten. Per Ende August rückt Raeto Raffainer an seine Position, der bisherige Amtsinhaber wechselt von der operativen auf die strategische Ebene und wird neuer Verwaltungsratspräsident.
Einschneidende gesundheitliche Turbulenzen beschleunigten Lüthis schon länger ins Auge gefassten Beschluss. Um die Jahreswende erlitt der SCB-Geschäftsführer eine Hirnblutung, es folgten bange Momente. «Ich hatte Panikattacken und ein Trauma. Beim Einschlafen plagten mich Gedanken, dass ich morgens nicht mehr aufwachen würde. Das ist nicht lustig», blendete Lüthi zurück.
Mit professioneller Hilfe fand er zurück in die Spur. Mittlerweile gibt er wieder entspannt zu seinem Befinden Auskunft: «Ich habe den 60'000er-Service hinter mir und hoffe, dass das Chassis nun noch ein paar Jahre hält.»
Nachfolger Raffainer soll schneller einschlagen
Im SRF-Studio gab Lüthi am Sonntagabend folgende Anekdoten preis:
- Über Brötchen, die er anderswo verdienen musste:
«Ich musste mir sehr schnell eine dicke Haut zulegen, denn es prasselte viel Kritik auf mich ein. Mit der Zeit eignete ich mir eine Routine an – auch im Entlassen von Trainern. Man muss berücksichtigen, dass die Coaches im Lohn eine ‹Feuer-Gage› intergeriert haben. Ich dagegen war nie der bestverdienende Mitarbeiter. Zu Beginn war ich sogar auf die 300 Franken pro Sendung als Tele-Bärn -Nachrichtensprecher angewiesen, denn beim klammen SCB gab es nichts zu holen.»
- Über sein dominantes Auftreten:
«Es gab immer Leute, die mitentschieden haben. Allerdings blieben sie im Hintergrund. Ich dagegen war der Einzige, der auch Präsenz markierte, wenn wir in der Krise steckten. Sind wir aber Meister geworden, so hat man mich nur von weit weg zu Gesicht bekommen.»
- Über seinen Auftrag an Nachfolger Raffainer:
«Ich greife erst ein, sollte er mit Anlauf in eine Mauer rennen. Er wird die Arbeit auf eine andere – auf seine Art – machen. Das ist richtig. Schön wäre es natürlich, wenn es nicht 6 Jahre dauern würde, bis zum ersten SCB-Meistertitel unter seine Ägide – wie das damals bei mir der Fall war.»