Plötzlich ging es ganz schnell: Am 19. April kassierte der EV Zug im 4. Spiel der Playoff-Viertelfinals beim SC Bern die zweite 2:6-Ohrfeige und musste in der Serie den Ausgleich zum 2:2 hinnehmen. Der souveräne Quali-Gewinner wankte – aber er fiel nicht. Von den folgenden 8 Playoff-Partien verloren die Zuger nur noch eine (Spiel 3 gegen die Lakers).
Als die Trikots noch unübersichtlich bunt waren
Und so haben die Zentralschweizer nur gerade etwas mehr als 2 Wochen nach jenem 2:6 in Bern bereits eine Hand am Meisterpokal. Sie führen im Final gegen Genf-Servette mit 2:0 und können am Freitagabend in der heimischen Bossard-Arena den finalen Schritt zum Titel machen.
Der Triumph wäre gleichwohl verdient wie erduldet: Lange 23 Jahre sind seit dem bisher einzigen Meistertitel der Klubgeschichte vergangen. Damals hiessen die Stürmer noch André Rötheli oder Jörg Eberle, gespielt wurde in der Herti-Halle und die EVZ-Trikots waren aus heutiger Optik unübersichtlich bunt.
Beim Titelgewinn 1998 war Raphael Diaz 12-jährig und mit seinem EVZ-Nachwuchsteam an einem Turnier. Erst am Morgen danach erfuhr er von seinem Trainer vom Triumph seiner Vorbilder.
Diaz: Mit dem Titel im Gepäck nach Freiburg?
Am Freitag schickt sich Diaz an, seinem Stammklub den 2. Meistertitel zu bescheren. Es wäre gleichzeitig eine Art Abschiedsgeschenk. Denn die Zuger Identifikationsfigur verlässt 5 Jahre nach der Rückkehr aus Nordamerika den EVZ wieder. Der 35-jährige Diaz schliesst sich im Sommer für 4 Jahre Fribourg-Gottéron an.
Der Meistertitel wäre ein versöhnliches Ende für den Königstransfer von 2016. Zwei Final-Niederlagen gegen den SCB (2017 und 2019) sowie ein ebenso bitteres Viertelfinal-Out 2018 gegen die ZSC Lions waren die Zuger Ausbeute mit Diaz vor der Abbruch-Saison 2019/2020. Der Cuptitel 2019 war dabei nur ein unzulänglicher Trost.
Es muss nicht immer «volle Pulle» sein
Dass sich der EVZ am Mittwochabend in Genf drei Chancen auf den Titel erspielte, lag zu grossen Teilen an Diaz. Beim 2:1-Auswärtssieg gab der Verteidiger jeweils im Powerplay clevere Schüsse von der blauen Linie ab, welche Dario Simion im Slot unhaltbar ablenkte. Diese überlegten Aktionen, in denen Diaz Präzision über Härte stellte, werden den Zugern ab kommender Saison fehlen.