«Keep it simple», ist von der Trainerbank des SCRJ immer mal wieder zu hören. Einfach spielen, sich auf das Wesentliche konzentrieren. Scheibe aus der Gefahrenzone bringen. Bei Gelegenheit den Puck tief spielen und forechecken. Das will Jeff Tomlinson in erster Linie von seinem Team sehen. Alles Weitere baut auf diesen Basics auf.
Spektakel-Eishockey war es nicht, das die Lakers in den Playoff-Halbfinal brachte. Nicht im ästhetischen Sinne. Und dennoch haben die Leistungen von Rapperswil-Jona gegen Lugano das Siegel «spektakulär» verdient. Weil die Einstellung top, der Kampfgeist riesig und die Opferbereitschaft unendlich war.
Intis
Die Zahlen erzählen nicht die ganze Wahrheit
Auf dem Papier waren die Lakers Lugano in jedem der 5 Spiele unterlegen. Das Schussverhältnis fiel immer deutlich zugunsten der Tessiner aus, insgesamt feuerte Lugano 81 (!) Schüsse mehr auf das gegnerische Tor ab als Rapperswil-Jona (224 gegenüber 143). Zudem verbrachten die «Bianconeri» deutlich mehr Zeit im Drittel der Lakers als umgekehrt. Hatte der Underdog also einfach nur Glück? Die Antwort darauf ist klar: Nein.
Bereits in Spiel 1 zeigte Rapperswil-Jona gute Ansätze. Das 2:6 sah im Endeffekt deutlicher aus, als es in Wirklichkeit war. Die Lakers verloren zwar die Partie, nicht aber den Glauben, dass in dieser Serie etwas Grosses für sie drinliegt. Und dieser Glaube wurde von Spiel zu Spiel grösser.
Solidarität grossgeschrieben
War Erfolg und Misserfolg der Lakers in der Qualifikation über weite Teile noch von der Klasse der Ausländer – im Speziellen von Roman Cervenka – abhängig, so zeichnen sich die «Rosenstädter» in den Playoffs durch ehrliche und harte Arbeit aus.
Rapperswil-Jona hat im Viertelfinal fast doppelt so viele Schüsse geblockt wie Lugano (163 zu 84). Kein Team kommt in dieser Sparte aktuell nur annähernd an die Zahl der Lakers heran. Durchaus ein Indiz dafür, wie solidarisch das Tomlinson-Team dieser Tage auftritt. Ganz nach dem Motto: einer für alle, alle für einen.
Forrer und Wetter machen auf Cervenka
Auch Cervenkas zwischenzeitlicher verletzungsbedingter Ausfall tat der Moral der Lakers keinen Abbruch. Im Gegenteil: Es gelang ihnen, die weggebrochene individuelle Klasse mit einem starken Kollektiv zu kompensieren. Im Spiel 5-gegen-5 fiel die Abwesenheit Cervenkas kaum auf.
Auch als der Tscheche in Spiel 4 zurückkehrte, blieb das Teamgefüge die grösste und wichtigste Tugend der St. Galler. Sinnbildlich dafür stehen die beiden wichtigsten Tore der Viertelfinal-Serie. Es waren nicht Cervenka oder Kevin Clark, welche in Lugano die beiden Overtime-Winner in Spiel 3 und 5 erzielten, sondern mit Sandro Forrer und Gian-Marco Wetter 2 Spieler, die es in der gesamten Regular Season zusammen auf 3 Tore gebracht hatten.