SRF Sport: Gilles Senn, als Sie nach Davos zurückgekehrt sind, fühlte es sich wie ein Nach-Hause-Kommen an oder doch eher wie ein Wechsel zu einem neuen Klub?
Gilles Senn: Schon eher wie eine Heimkehr. Auch in meiner Zeit in Nordamerika habe ich den Sommer jeweils in Davos verbracht. Dort hatte ich schon mit «Volvo» (HCD-Trainer Christian Wohlwend, Anm. d. Red.) und dem neuen Coaching-Staff zu tun. Deshalb war es nichts Neues für mich.
Es ist ziemlich viel passiert in den letzten 3 Jahren in Davos. Den Rücktritt von Arno Del Curto Ende November 2018 haben Sie noch miterlebt, ein halbes Jahr später haben Sie nach Nordamerika gewechselt. Was hat sich in Ihrer Abwesenheit alles verändert beim HCD?
Sie haben noch mit einigen Spielern zusammengespielt, Ambühl, Corvi, Nygren, die Wieser-Brüder, machte das das Eingewöhnen leichter?
Sicher. Ich hatte nicht einmal das Gefühl, dass es ein richtiges Eingewöhnen ist. Es war recht einfach für mich, in dieses Team zu kommen. Auch die meisten neuen Spieler habe ich schon von früher aus den Prospect-Camps der Nati oder aus den WKs im Militär gekannt.
Ich wollte Sicherheit haben und vor allem wieder wichtige Spiele bestreiten.
Wie hat sich der Teamspirit verändert?
In der ersten Saison nach Del Curto herrschte sicher eine andere Stimmung. Viele konnten sich unter dem neuen Coaching Staff neu beweisen. Aber der Teamspirit war auch vorher nicht schlecht und ist es auch jetzt nicht.
Was ist neu an der Spielweise?
Es gab im Sommer viele Wechsel beim HCD, ein Umbruch hat stattgefunden. Über 10 neue Spieler kamen, ebenso viele gingen. Welchen Eindruck haben Sie vom Team?
Teamintern haben wir eine sehr gute Stimmung. Alle kommen gut miteinander aus. Es gibt immer wieder mal Pokernächte, das Team unternimmt auch neben dem Eisfeld viel miteinander. Zum Beispiel gehen wir gemeinsam golfen. Der Zusammenhalt ist sehr gut.
Was liegt drin mit dieser Mannschaft? Kann man sich schon wieder ganz nach oben orientieren?
Ich habe das Gefühl, es liegt sehr viel drin. Wir müssen einfach unser Spiel durchziehen und die Fehler minimieren, das ist das Wichtigste.
Kommen wir auf Ihre Person zu sprechen: Welche Bilanz ziehen Sie nach Ihrem Nordamerika-Abenteuer?
Hatte es Angebote gegeben, weiter in Nordamerika zu bleiben?
Ich erhielt im Juli nochmals ein Angebot von New Jersey, da war aber weiterhin noch nicht klar, was abgehen wird. Ich wollte aber Sicherheit haben und vor allem wieder wichtige Spiele bestreiten. Ich wollte nicht wieder den ganzen Sommer im Ungewissen sein, wo ich dann effektiv spielen werde. Lieber will ich mit dem HCD etwas erreichen, als nur auf mich schauen zu müssen.
Ich könnte mir sicher vorstellen, nochmals nach Nordamerika zu gehen.
Haben Sie die NHL abgehakt? Oder hoffen Sie, nochmals eine Chance zu kriegen?
Ich könnte mir sicher vorstellen, nochmals nach Nordamerika zu gehen. Der Zeitpunkt und die Situation müssen stimmen. Ganz ausgeschlossen ist es also nicht.
Mit Robert Mayer steht beim HCD noch ein hochdotierter Torhüter unter Vertrag, der aber keine Perspektive mehr hat. Wie gehen Sie mit dieser Situation um, fühlt man mit dem Konkurrenten mit?
In den letzten 2 Jahren war ich in einer Organisation, die teilweise 6 bis 8 Torhüter unter Vertrag hatte. Ich muss mich auf meine Arbeit konzentrieren und schauen, dass ich gute Leistungen abliefere.
Das Gespräch führten Marco Löffel und Daniel Bossi.