Der EV Zug hat erstmals seit der Amtsübernahme von Trainer Dan Tangnes im Jahr 2018 den Playoff-Final verpasst. Die grösste Veränderung wird die Mannschaft bei den Ausländern erfahren: Mit dem schwedischen Verteidiger Lukas Bengtsson sowie dem deutschen Stürmer Marc Michaelis wurden bereits zwei neue Ausländer verpflichtet, dazu kommt ein zusätzlicher Stürmer. Weiter unter Vertrag stehen Niklas Hansson, Jan Kovar und Brian O'Neill.
Sportchef Reto Kläy blickt im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zurück und voraus.
Reto Kläy, der 3. Meistertitel in Serie bleibt Ihnen verwehrt. Was sind Ihre Gedanken zum Ausscheiden?
Reto Kläy: Es ist immer enttäuschend, wenn die Saison abrupt endet. Dann ist eine gewisse Leere vorhanden. Es hat sich allerdings abgezeichnet. Wir hatten schon in der Qualifikation immer Aufs und Abs, hatten nie genug Spieler, die ihr Potenzial abriefen. Gründe dafür gibt es verschiedene. Trotz allem hat die Mannschaft Charakter gezeigt. Im Viertelfinal (gegen die Rapperswil-Jona Lakers) waren wir nicht immer das bessere Team, konnten allerdings in den wichtigen Momenten reagieren. Im Halbfinal war das nicht mehr der Fall. Kompliment an Genf, sie haben über die gesamte Serie gesehen mehr richtig gemacht als wir. Das ist ein Fakt, damit müssen wir umgehen können. Man kann nicht immer zuoberst stehen.
Sie sagten es gebe verschiedene Gründe. Welche sind das?
Im Eishockey ist immer alles verbunden, es fängt hinten an und hört vorne auf. Wir machten zum Teil dumme Fehler, die uns Spiele kosteten. Manchmal war das Boxplay katastrophal, dann wieder gut, das gleiche im Powerplay. Auch unser Transition-Game, das uns zuletzt immer sehr stark gemacht hat, funktionierte nicht wie gewünscht. Wir waren in den vergangenen beiden Saisons viel konstanter. Klar misst man uns an den vergangenen Erfolgen, es gilt aber anzuerkennen, dass die anderen Vereine ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die Konkurrenz ist dermassen gross, dass es fast nicht möglich ist, jede Saison durchzumarschieren.
Zug hat viel Energie in die Champions Hockey League investiert, wollte diese unbedingt gewinnen. War das vielleicht auch ein Grund, dass der EVZ in der Meisterschaft nie in den Flow gekommen ist?
Es kann sein, dass es damit zusammenhängt. Ich würde allerdings noch weiter zurückgehen. Wir haben in den letzten drei Jahren enorm viel Eishockey gespielt, hatten kurze Pausen. Es war für die Spieler schwierig, alles zu verarbeiten, kaum war die Saison fertig, fing es schon wieder an. Deshalb war vielleicht von Anfang an eine gewisse Müdigkeit da. Diverse Spieler hatten mit ihren Dämonen zu kämpfen. Das sind alles Faktoren. Dennoch gilt es, der Mannschaft ein grosses Kompliment auszusprechen. Als wir das Messer am Hals hatten, schafften wir es, ein Brikett zuzulegen. Letztendlich waren wir jedoch zu wenig konstant, um erneut Meister zu werden. Wenn man alles objektiv beurteilt, muss man sagen, dass die Halbfinals in dieser Saison das Höchste der Gefühle waren. Wir müssen nun die Lehren daraus ziehen, auch negative Erfahrungen sind wichtig. Daran kann jeder wachsen.
Einzelne Mutationen werden wir noch machen, der Kern des Teams bleibt allerdings der gleiche, es gibt keinen Neuaufbau. Nichtsdestotrotz wir die Mannschaft ein anderes Gesicht haben.
Was auffiel ist, dass im Klub stets Ruhe herrschte. Das ist nicht selbstverständlich.
Nein. Das zeichnet unsere Organisation schon ein Stück weit aus. Es war ja nicht so, dass uns alles egal war. Wir waren durchaus kritisch uns gegenüber, es ging nur nie etwas an die Öffentlichkeit. Zu verzweifeln und zu versuchen, Sachen zu erzwingen, das bringt nichts. Es ist wichtig, sowohl im Erfolg als auch im Misserfolg eine gewisse Balance zu halten, das fängt beim Management an und hört bei jedem Spieler auf. Diese Ruhe wird uns auch in den nächsten Jahren immer wieder helfen.
Noch ein Blick voraus: Einige Transfers wurden bereits getätigt, was planen Sie noch?
Einzelne Mutationen werden wir noch machen, der Kern des Teams bleibt allerdings der gleiche, es gibt keinen Neuaufbau. Nichtsdestotrotz wird die Mannschaft ein anderes Gesicht haben. Eine wesentliche Veränderung ist sicher jene im Coaching-Staff (Headcoach Dan Tangnes erhält mit Michael Liniger und Lars Johansson zwei neue Assistenten).
Werden Sie noch auf dem Schweizer Markt tätig?
Nein. Wir haben aber noch diverse junge Spieler in Nordamerika, die wir wahrscheinlich zurückholen werden. Wir bleiben unserem Motto treu, die Schlüsselpositionen mit Qualitätsspielern zu besetzen und die Tiefe mit Talenten zu generieren.