Die Erleichterung war in der Eishalle in Bern fast greifbar. Seit dem 22. Dezember hatte der SC Bern nicht mehr gewonnen, volle 8 Niederlagen aneinandergereiht. Am Dienstag klappte es dann endlich wieder: Mit Genf wurde das Team der Stunde 3:1 nach Hause geschickt.
Worüber das willkommene Ende der schwarzen Serie nicht hinwegtäuschen darf: Bei einem Schussverhältnis von 17:49 mussten sich die Berner beim starken Keeper Philip Wüthrich bedanken und der eigenen Effizienz huldigen, dass das Duell keinen anderen Sieger hervorbrachte.
Das betont auch SRF-Eishockey-Experte Martin Plüss: «Spielerisch fand ich es nicht überzeugend. Normalerweise müsste Genf diese Partie schon im Startdrittel für sich entscheiden.» Was für ihn regelrecht «irritierend» gewesen sei: «Wenn ich 8 Spiele in Folge verloren habe, ist meine Ambition, dass der Gegner nichts gratis bekommt. Dann baue ich eine Burg um mein Tor. Das hat überhaupt nicht geklappt.»
Die Mannschaft ist nicht mehr so gut aufgestellt wie vor 4 bis 5 Jahren. Sie ist nicht solid genug und defensiv zu anfällig. Sie findet immer noch einen Weg, sich selbst zu schlagen.
Die Serie ist somit gerissen, die Probleme beim SCB indes noch längst nicht behoben: «Es liegt an der strategischen Fehlplanung der letzten Jahre», erläutert Plüss. Es fehle in der Breite an Klasse. So fallen die vielen Absenzen der letzten Wochen und Monate noch stärker ins Gewicht: «Die ersten beiden Blöcke sind gut. Wenn davon Spieler fehlen, dann ist es ein grosser Unterschied zu Top-Teams mit vier guten Blöcken.» Defensiv sei man zu anfällig, finde auch in diesem Stadium der Saison immer noch Wege, sich selbst zu schlagen.
Angesichts der fehlenden Klasse will Plüss Trainer Johan Lundskog nicht zu sehr in die Verantwortung nehmen. Immerhin sei dies für Akteure der zweiten Reihe die Chance, mehr Verantwortung zu übernehmen. Zugleich durften sich Junioren wie Ronny Dähler oder Santiago Näf präsentieren, was ja auch der Neuausrichtung des SCB entspreche.
Namhafte Transfers, aber keine Heilsbringer
Langfristig müsse das Kader jedoch unbedingt aufgewertet werden. Die Transfers von Joël Vermin, Chris DiDomenico, Marco Lehmann und Romain Loeffel sind bereits unter Dach und Fach. «Eine willkommene Verstärkung» sei das Quartett allemal. Den Beweis, in eine Leaderrolle zu schlüpfen und die Leistung auch in schlechten Zeiten zu bringen, seien die genannten Akteure bislang aber noch schuldig geblieben.
Kurzfristig wiederum lautet das Ziel: Erreichen der Pre-Playoffs, also Rang 10. Raeto Raffainer, «Chief Sport Officer» bei den «Mutzen», hatte kürzlich in einem Interview betont, man werde diese Hürde «ganz sicher» meistern. Was spricht dafür, Martin Plüss? «In der Vergangenheit konnte man immer noch die letzten Kräfte mobilisieren, wenn es wichtig war. Man hatte noch etwas von der Winner-Mentalität vergangener Jahre in sich.»
Ajoie – Vom unliebsamen Rekord in eine bessere Zukunft?
8 Partien ohne Sieg – dafür hat man im Pruntrut nur ein müdes Lächeln übrig. Mit dem 3:7 gegen die Lakers erlitt Ajoie die 16. Pleite de suite. Eine solche Niederlagen-Serie hatte in der höchsten Schweizer Eishockey-Liga noch nie ein Klub über sich ergehen lassen müssen.
Plüss rechnet mit weiteren Kanterniederlagen beim Aufsteiger: Die Energiereserven seien weitgehend ausgeschöpft, «die technischen Limiten können Ende Saison nicht mehr kompensiert werden». Nun gehe es darum, Kompromisse zu finden, um von den Erfahrungen zu profitieren und nächste Saison auf einem anderen Level ins zweite Jahr im Oberhaus zu starten.