Kaum ein Trainer hat das Schweizer Eishockey so geprägt wie Arno Del Curto. Nicht nur seine Art, sein von schnellem Umschaltspiel geprägtes Power-Hockey oder seine unvergesslichen Interviews bleiben im Sportgedächtnis haften. Auch der Erfolg gibt dem gebürtigen St. Moritzer recht.
Insgesamt 6-mal durfte er den «Kübel» mit seinem HCD in die Höhe stemmen. Anlässlich der SRF-Sendung Legendäre Playoff-Momente liess Del Curto unter anderem zwei Titel mit aussergewöhnlichen Hintergründen Revue passieren:
2009: Bauch schlägt Team
Die Final-Serie gegen Kloten, es kommt zur Belle und Del Curto steht vor einer schwierigen Entscheidung. Wen soll er zwischen die Pfosten stellen: Reto Berra oder Leonardo Genoni? Die Zahlen sprechen klar für Berra, die Voten des Teams ebenfalls: «Ich habe in der ganzen Mannschaft herumgefragt. 15 Spieler waren für Berra.» Dennoch zweifelt der Headcoach. Auch bei der Ankunft in Kloten ist Del Curto unschlüssig.
Dann lässt er seinen Bauch entscheiden: Genoni soll zwischen die Pfosten – zur Überraschung aller. Dort rechtfertigt der 21-Jährige seine Nomination. Gleich zu Beginn der Partie hält er während einer 2-minütigen doppelten Überzahl seinen Kasten rein. Der HCD ringt die Flyers 2:1 nieder und ist Schweizer Meister.
«Es war sicher keine einfache Situation, aber es ist aufgegangen», blickt Genoni zurück. Und betont lachend: «Ich will mir gar nicht ausmalen, was los gewesen wäre, wenn wir nicht gewonnen hätten.»
2015: Das märchenhafte Ende der Ära Von Arx
Dass der HCD in der Saison 2014/15 im Playoff-Final steht, ist irgendwo zwischen Überraschung und Sensation einzuordnen. Das Team hat einerseits einen veritablen Umbruch hinter sich und besteht zum grossen Teil aus jungen Akteuren. Andererseits ist kurz zuvor bekannt geworden, dass die Verträge mit Reto und Jan von Arx nicht verlängert werden. Vor allem beim 38-jährigen Reto wirft der Entscheid hohe Wellen. Gerne hätte die Kultfigur, die zu diesem Zeitpunkt bei exakt 1000 National-League-Partien hält, weitergespielt.
So ist zu Beginn der Playoffs fraglich, ob der an der Schulter lädierte «RvA» überhaupt noch zu einem Einsatz für den HCD kommt. Nach 4 Partien, in denen Von Arx seine torlose Serie auf 33 Spiele ausbaut, schlägt am 11. April im Hallenstadion ein letztes Mal die Stunde des vielleicht besten Playoff-Spielers aller Zeiten: In der 50. Minute avanciert sein Tor zum 1:0 im 5. Final-Spiel zum «Dosenöffner». Davos schlägt den ZSC 3:0 und holt damit die Meisterschaft.
Del Curto findet für Von Arx nur lobende Worte: «Er hat alle Anweisungen immer perfekt befolgt.» Über die Entscheidung, seinen Vertrag nicht zu verlängern, meinte Del Curto: «Es war extrem schwierig für mich. Zum Verteidiger machen lassen wollte er sich nicht. So hätte er vielleicht noch einige Jahre weiterspielen können.»
Den idealen Zeitpunkt des Abgangs zu erwischen sei sowieso fast unmöglich: «Ich bin rückblickend ein, zwei Jahre zu spät zurückgetreten», gesteht Del Curto. Es gehe ihm dabei so wie Angela Merkel oder Arsène Wenger. Dies hat er Reto von Arx mit seiner (Mit-)Entscheidung erspart.