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Christian Weber.
Legende: Glaubt, dass die Lions am Samstag Meister werden Christian Weber. SRF

SRF-Experte vor Final-Spiel 5 Weber: «Kossmann hat den Spielern Vertrauen gegeben»

Vor Spiel 5 des Playoff-Finals spricht SRF-Experte Christian Weber über den 1. ZSC-Meisterpuck, die Gründe für den guten Lauf der Lions und Luganos Chancen auf eine Wende.

SRF Sport: Christian Weber, die ZSC Lions haben am Samstag in Lugano den 1. Meister-Puck. Werden sie diese Möglichkeit gleich nutzen?

Christian Weber: Die Chance ist gross, dass sie das schaffen. Sofern sie nicht wieder so schlecht in die Partie starten wie in Spiel 4. Sie sind viel ausgeglichener, alle 4 Linien können den Match entscheiden. Das ist ihr grosses Plus.

Wieviel hätten Sie vor den Playoffs auf einen Meistertitel des ZSC gesetzt?

Überhaupt nichts. Ich hatte damit gerechnet, dass Zug die Lions im Viertelfinal schlägt. Der entscheidende Moment war für mich Spiel 2 gegen den EVZ. Zürich führte 4:1, Zug konnte noch einmal ausgleichen, ehe Zürich der glückliche 5:4-Siegestreffer gelang. Das war der Wendepunkt in der Serie. Seither sind die Lions nicht mehr mit dem Team aus der Qualifikation zu vergleichen.

Kossmann hat gewissen Spielern das Vertrauen gegeben, das ihnen vorher gefehlt hat.

Mit welchen Mitteln hat Trainer Hans Kossmann die Lions nach schwacher Quali zum Meisterkandidaten gemacht?

Ein Problem war, dass nur eine Handvoll Spieler ihr Potenzial abgerufen haben. Am Anfang konnte Kossmann noch nicht viel bewirken, aber in den Playoffs ist es plötzlich aufgegangen. Er hat gewissen Spielern das Vertrauen gegeben, das ihnen vorher gefehlt hat. Diese Spieler sind dann aus dem Winterschlaf erwacht. Ronalds Kenins zum Beispiel ist nicht wiederzuerkennen. Ganz wichtig war auch, dass er mit Lukas Flüeler eine ganz klare Nummer 1 im Tor bestimmt hat. Er hat dieses Vertrauen zurückgezahlt.

Die Zürcher waren am Mittwoch in Spiel 4 ab dem 2. Drittel klar überlegen. Was müsste passieren, dass Lugano die Serie noch drehen kann?

Das letzte Heimspiel konnten sie gewinnen und haben dabei auch gut gespielt. Aber es wird extrem schwierig. Vom technischen her hat die Mannschaft durch die Ausfälle von Damien Brunner und Dario Bürgler viel an Qualität eingebüsst. Es hat sehr viele Kämpfer im Team, aber das technische Element fehlt. Luca Cunti gefällt mir zwar sehr gut, er alleine kann es aber auch nicht richten. Einer der hier helfen könnte, ist Linus Klasen.

Lugano hat nichts mehr zu verlieren und ein Klasen kann den Unterschied ausmachen.

Wenn Sie Trainer von Lugano wären, würden Sie also am Samstag Klasen zurück ins Team holen?

Er wäre einer, der für einen Geniestreich gut ist und damit etwas auslösen kann. Aber solche Spieler haben sie eigentlich zu wenige. Ich würde Klasen am Samstag bringen, sofern er fit ist. Lugano hat nichts mehr zu verlieren und ein Klasen kann den Unterschied ausmachen.

Ist es ein Vorteil für Lugano, dass sie jetzt nichts mehr zu verlieren haben?

Das kann mental sehr befreiend sein, sie können einfach spielen. Und wenn bei Zürich der Fokus nicht zu 100 Prozent da ist, dann kann die Serie noch drehen. Das ist reine Einstellungssache und hängt davon ab, wie die Trainer die Teams auf die Partie vorbereiten.

Rein spielerisch hat Lugano gegen die Lions keine Chance.

Am Montag waren erstmals in der Final-Serie richtig Emotionen im Spiel. Vor allem Luganos Maxim Lapierre brachte Würze aufs Eis. Wird der Kanadier am Samstag in dieser Hinsicht noch einen draufsetzen?

Das kann ich mir sehr gut vorstellen. In Sachen Intensität und Taktik war die Serie bis jetzt hochklassig, die Emotionen haben aber lange gefehlt. Niemand wollte Strafen riskieren. Lapierre ist ja einer, der sehr gut Emotionen ins Spiel bringen kann. Mich hat es überrascht, dass hier von Lugano bisher eher wenig gekommen ist. Rein spielerisch haben die Tessiner gegen die Lions keine Chance, also müssten sie im anderen Bereich mehr machen. Vielleicht war Spiel 4 die Initialzündung.

Das Gespräch führte Curdin Durisch.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 18.04.18, 20:00 Uhr

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