2 Spiele mit 2 völlig unterschiedlichen Drehbüchern und je einem Sieg pro Team: Die Serie zwischen Zug und den ZSC Lions ist so richtig lanciert. Wie geht es weiter? SRF-Hockeyexperte Lars Weibel nimmt Stellung.
SRF Sport: Lars Weibel, die ZSC Lions haben in Spiel 2 ein kräftiges Lebenszeichen gegeben. War jetzt der ZSC so stark oder Zug so schwach?
Lars Weibel: Die Zuger haben bis Spielmitte sicher nicht das gespielt, was sie können. Der ZSC hat aber eine klare Leistungssteigerung verzeichnet. Dennoch glaube ich, dass die Rollenverteilung gleich bleibt. Der Lions-Sieg wird die Ausgangslage nicht durcheinanderbringen.
So ein Spiel wie am Dienstag kann die Serie also nicht kippen?
Nein. Wenn es am Ende nach einer souveränen Leistung immer noch 4:1 gestanden hätte, dann würde es anders aussehen. Aber die Lions haben das Spiel nochmals fast aus der Hand gegeben. Ich habe zu wenig Indizien gesehen, dass die Serie kehren könnte.
Nun geht es für beide Teams darum, die Hausaufgaben zu machen. Es ist nicht entscheidend, was war, sondern wie man als Mannschaft darauf reagiert.
Hockey findet vor allem zwischen den Ohren statt.
Wie können Sie sich die Leistungsschwankungen der beiden Teams zwischen den Begegnungen und in Spiel 2 erklären?
Man darf einfach nicht vergessen: Der ZSC hat ein sehr starkes Kader. Diese Qualität sieht man ab und zu aufblitzen. In den Medien wird die Rollenverteilung sehr krass zugunsten der Zuger ausgelegt. Die Zuger spielten eine konstant starke Saison und zogen nun mal einen etwas schwächeren Abend ein. Und das mag es zu diesem Zeitpunkt der Saison einfach nicht leiden.
Dazu passt, dass Spieler wie Ronalds Kenins eine enttäuschende Qualifikation spielten, nun aber plötzlich bereit scheinen. Kann man in den Playoffs wirklich so einfach wieder bei Null beginnen und den Schalter umkippen?
Hockey findet vor allem zwischen den Ohren statt. Man kann die schlechte Quali vielleicht nicht komplett als Mannschaft ausblenden. Doch wenn du erstmals in den Playoffs bist und so in die Underdog-Rolle gedrängt wirst, dann kannst du nur noch gewinnen.
Nach den Eindrücken aus Spiel 2: Wie soll der EVZ in die nächste Partie gehen? Mit Vollgas wie im Schlussdrittel in Zürich oder doch erst einmal auf Sicherheit bedacht sein?
Ich denke, der goldene Mittelweg dürfte zum Erfolg führen. Man muss präsent, aktiv und schnell sein, aber dennoch eine gewisse Ruhe ausstrahlen und nicht hektisch werden. Das hat Zug in Spiel 1 gemacht. Wenn der EVZ dort anknüpfen kann, dürfte es für den ZSC erneut sehr schwierig werden.
Bei den anderen Serien stehen die Torhüter mehr im Mittelpunkt: Robert Mayer bei Genf, Barry Brust bei Freiburg, Elvis Merzlikins bei Lugano und allen voran Jonas Hiller bei Biel. Sind gewisse Teams abhängiger von den Leistungen ihrer Torhüter als Zug und die ZSC Lions?
Wenn man Genf und Freiburg betrachtet, dann widerspiegelt dort der Stand der Serie schon ein wenig das Leistungsniveau der Torhüter. Es ist schon so, dass Teams mit einer grossen Breite wie Bern etwas mehr Luft haben in dieser Hinsicht.
Aber auch Biel scheint auf Gedeih und Verderb den Leistungen seines Torhüters ausgeliefert zu sein.
So weit würde ich nicht gehen. Man muss auch sehen, dass Biel als Team wenig zugelassen hat in der Defensive. Doch wenn sie was zuliessen, dann waren es meist Riesenchancen, und da brauchte es einen Hiller in Topform, das stimmt schon. Am Ende trägt aber meist das Team eine Medaille um den Hals, das schon über die ganze Saison hinweg den besten Torhüter hatte.
Das Gespräch führte Daniel Bossi
Sendebezug: SRF zwei, sportlive 13.03.2018, 20:10 Uhr.