Nachdem die Zuger als Qualifikationssieger in den Viertel- und Halbfinals mit zwei «Sweeps» regelrecht durch die Playoffs gerauscht waren, wurden sie im Final von den ZSC Lions bis aufs Äusserste gefordert. Doch die Zuger, die mit vielen Vorschusslorbeeren in die Saison gestartet waren, bestanden diesen Charaktertest auf eindrückliche Art und Weise.
Logischer Triumph der Vorzeigeorganisation
Als erstes Team im Schweizer Eishockey überhaupt machte Zug ein 0:3-Defizit in einer Final-Serie wett. Dies macht den 3. Schweizer Meistertitel der Klubgeschichte umso wertvoller. Über die gesamte Saison betrachtet ist es dennoch ein logischer Triumph. Und es ist einerseits der Lohn für die harte Arbeit auf dem Eis sowie andererseits für die vorausschauende Planung des Staffs rund um Sportchef Reto Kläy, der den EVZ auch dank dem finanzkräftigen Mäzen Hans-Peter Strebel über die letzten Jahre zu einer Vorzeige-Organisation aufgebaut hat.
Mit Dan Tangnes verfügte der EVZ dabei über einen Trainer, der in den richtigen Momenten Akzente zu setzen wusste. Und so schafften es die Zentralschweizer als erst 3. Team in diesem Jahrtausend, den Meistertitel erfolgreich zu verteidigen (nach den ZSC Lions 2000/2001 sowie dem SC Bern 2016/2017).
Genoni und die unglaubliche Finalbilanz
Eine der Schlüsselfiguren auf dem Weg dahin war Leonardo Genoni: Seit der Keeper den Kasten des EVZ hütet, wurde kein anderes Team Schweizer Meister. Der Kilchberger, bereits mit 5 Meistertiteln im Gepäck nach Zug gekommen, war nach dem Saisonabbruch 2020 schon im Vorjahr eine der Schlüsselfiguren auf dem Weg zum 1. Meistertitel des EVZ seit 1998.
Nun «hexte» er sein Team gegen die ZSC Lions regelrecht ins Spiel 7. Mit einem Shutout bei der Dernière im Hallenstadion gab er seinen Vorderleuten überhaupt erst die Chance, in einer «Belle» den Titel zu verteidigen. Die Finalbilanz des 34-Jährigen ist surreal: In nunmehr 7 Playoff-Finals ging Genoni noch nie als Verlierer vom Eis.
Klasse Kovar und starke Schweizer Stürmer
Im Zuger Sturm sorgte erneut Jan Kovar für die Musik. Nach punktemässig schwächerer Quali als 2020/21 (43 statt 63 Zähler) steigerte sich der tschechische Topskorer auf die Playoffs hin: Mit einem Schnitt von deutlich über einem Punkt pro Spiel war er massgeblich am Meistertitel beteiligt.
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Bild 1 von 9. Der Meistermacher. Leonardo Genoni machte seinem Ruf einmal mehr alle Ehre: In mittlerweile 7 Playoff-Finals mit Davos (3), Bern (2) und nun 2 Mal Zug ging der Keeper noch nie als Verlierer vom Eis. Mit einer bärenstarken Leistung und einem Shutout in Spiel 6 war er es, der seine Vorderleute überhaupt erst in die «Belle» führte. Bildquelle: Freshfocus/Martin Meienberger.
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Bild 2 von 9. Der Topskorer. Jan Kovar war schon in der Regular Season der Topskorer für Zug und auch in den Playoffs war er der «Gelbhelm». Auch in seiner 3. Saison in Zug war der 32-jährige Tscheche einer der Schlüsselspieler auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung. Im Final-Duell gegen seinen Bruder Jakub im ZSC-Tor glänzte er vorab als magistraler Vorbereiter. Bildquelle: Keystone/Ennio Leanza.
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Bild 3 von 9. Der Rückkehrer. Nach dem abrupten Abenteuer NHL kehrte Grégory Hofmann im Januar zu seinem vorherigen Arbeitgeber Zug zurück. Und der «verlorene Sohn» lieferte: Mit einem Viererpack im 2. Einsatz deutete er an, wie wichtig er für Zug wieder sein würde. Und der Flügelstürmer hatte auch im Playoff-Final grossen Anteil an der erfolgreichen Titelverteidigung. Bildquelle: Keystone/Michael Buholzer.
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Bild 4 von 9. Der Schwerarbeiter. Christian Djoos steht in jedem Spiel durchschnittlich gut 20 Minuten auf dem Eis. Der Schwede wusste in seiner ersten Saison in Zug in den Playoffs aber auch als äusserst produktiver Verteidiger zu gefallen. Bildquelle: Freshfocus/Michela Locatelli.
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Bild 5 von 9. Der Aufgerückte. Fabrice Herzog spielt im Playoff-Viertelfinal mit 5 Punkten gross auf. Nach Ladehemmungen im Halbfinal gegen Ex-Klub Davos findet er rechtzeitig zurück in die Spur. Nach der Umstellung der Linien – Coach Dan Tangnes befördert ihn in die 1. Sturmlinie – steht der 27-Jährige mit am Ursprung der Zuger Wende. Bildquelle: Keystone/Urs Flüeler.
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Bild 6 von 9. Der Auferstandene. Nachdem er in den letzten Playoffs der Torschütze vom Dienst gewesen war, plagten Dario Simion heuer nach verspätetem Saisoneinstieg Ladehemmungen. Doch als der 27-jährige Tessiner im Final wieder traf, nahm die Zuger Aufholjagd ihren Anfang. Bildquelle: Freshfocus/Martin Meienberger.
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Bild 7 von 9. Das Talent. Während der Regular Season noch mit einigen wenigen Einsätzen in der EVZ Academy, kommt Dario Allenspach in den Playoffs in jedem Spiel zu Einsätzen. Zwar ist die Eiszeit im 4. Block kurz, doch der erst 19-jährige Stürmer steht sinnbildlich für die funktionierende Nachwuchsarbeit des EVZ. Bildquelle: Freshfocus/Claudio Thoma.
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Bild 8 von 9. Der Pechvogel. Wenige Spieler verkörpern den EVZ wie Reto Suri. Doch just als sein Team im Vorjahr erstmals nach 1998 wieder Meister wurde, spielte er bei Lugano. Auf diese Saison hin kehrte er zurück – doch im 5. Finalspiel verletzte er sich folgenschwer am Knie. Dennoch blieb Suri nah an der Mannschaft dran. Und verdiente sich so seinen 1. Meistertitel. Bildquelle: Freshfocus/Urs Flüeler.
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Bild 9 von 9. Der Meistermacher. Mit einer strittigen Coach's Challenge war der Start von Dan Tangnes in die Finalserie ebenso unglücklich wie diejenige des EVZ. Doch auf Spiel 4 hin zeigte er mit seinen Linienumstellungen ein feines Händchen und führte Zug somit zur ersten Titelverteidigung seit Bern 2017. Bildquelle: Keystone/Marcel Bieri.
Mit Dario Simion, der nach verspätetem Saisoneinstieg ebenfalls rechtzeitig aufdrehte, sowie dem aus der NHL zurückgekehrten Grégory Hofmann hatten die Zuger zudem ab Januar weitere starke Schweizer Stürmer in ihren Reihen. Und mit dem auf diese Saison hin verpflichteten Fabrice Herzog schlug ein weiterer Offensivakteur wunschgemäss ein.
Djoos/Hansson machen Diaz/Alatalo vergessen
Nach den Abgängen der Routiniers Raphael Diaz und Santeri Alatalo wurden im Sommer Christian Djoos und Niklas Hansson verpflichtet. Der 27-jährige Djoos, 2018 Stanley-Cup-Sieger mit den Washington Capitals, und sein schwedischer Landsmann haben der Zuger Defensive Stabilität verliehen.
Und sie brauchten keine Anlaufzeit. Die beiden erhielten in der Regular Season pro Spiel am meisten Eiszeit, Djoos ist zudem auch im Powerplay ein wichtiger Faktor. Und mit 27 respektive 42 Assists zeigten die beiden in der Qualifikation, dass sie Diaz und Alatalo mehr als ersetzen können.
Auf sämtlichen Positionen haben die Zuger Verantwortlichen damit Leaderfiguren, das Meisterpuzzle setzten sie perfekt zusammen. Die gute Nachricht für alle EVZ-Fans: Die Schlüsselspieler besitzen allesamt weiterlaufende Verträge in Zug. Die Konkurrenz muss sich auch im neuen Jahr warm anziehen.