Wenngleich es erst 3 Wochen her ist, fühlt es sich an, als wäre es noch in einer anderen Saison geschehen: Die ZSC Lions lagen in ihrer Viertelfinal-Serie 0:2 gegen Biel zurück, die Zürcher Medienlandschaft sagte bereits das frühestmögliche Out und den damit verbundenen, übereilten Auszug aus dem sagenumwobenen Hallenstadion voraus.
Woran lag es? Unter anderem wurden in der Presse die Ausländer in die Pflicht genommen. Etwa der fehleranfällige Verteidiger Maxim Noreau. Auch auf einen Stürmer hatte es die NZZ abgesehen: «Der Trainerliebling Justin Azevedo (drei Spiele, null Skorerpunkte, Minus-3-Bilanz) ist bisher fast ohne Einfluss geblieben», war nach dem ersten Sieg der Lions gegen Biel zu lesen.
Azevedo zahlt das Vertrauen zurück
Es wurde die Frage gestellt, ob überhaupt auf den nur 173 cm grossen Routinier gesetzt werden sollte. Schliesslich stünden mit Garrett Roe und John Quenneville valable Alternativen zur Verfügung.
Nun, 3 Wochen später, lässt sich klar resümieren: Ja, auf Azevedo zu setzen hat sich ausgezahlt. Der Kanadier mit portugiesischen Wurzeln hat seit der 2. Halbfinal-Partie gegen Freiburg immer geskort. Gleich 3 Assists gelangen ihm im letzten Halbfinal-Duell. Und im 1. Final-Spiel am Ostermontag avancierte Azevedo mit dem Game-Winner 2,2 Sekunden vor Schluss und einem Assist zum 2:2 zum Matchwinner.
In den Playoffs eine verlässliche Stütze
Vielleicht war es auch Azevedos Vergangenheit, die ZSC-Coach Rikard Grönborg an dem quirligen 34-Jährigen festhalten liess. In den vergangenen Jahren hat Azevedo bereits mehrfach gezeigt, dass er in den Playoffs eine verlässliche Stütze ist. So war er 2013 Playoff-Topskorer in der finnischen Liga bei Lukko Rauma. Und auch in der KHL schaffte er es mehrfach ins All-Star-Team und wurde 2018, als er mit Ak Bars Kasan Meister wurde, als wertvollster Spieler der Playoffs ausgezeichnet.
Dabei hatte Azevedo sein Glück in Übersee suchen müssen, nachdem ihm in der nordamerikanischen Heimat der Durchbruch auf höchster Stufe verwehrt geblieben war. Für einen Einsatz in der NHL hat es ihm nie gereicht, obwohl er 2008 von den Los Angeles Kings in der 6. Runde gedraftet worden war. Seine geringe Körpergrösse dürfte hinderlich gewesen sein. Auf den grösseren europäischen Eisfeldern hingegen fällt dieser Nachteil nicht so ins Gewicht.
So wird Grönborg den Zugern kaum den Gefallen tun, am Mittwoch in Spiel 2 im Hallenstadion auf einen anderen Ausländer als Azevedo zu setzen. Und auch in der Presse wird sich mittlerweile niemand mehr fragen, warum der 34-Jährige das uneingeschränkte Vertrauen seines Trainers geniesst.