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ZSC-Stürmer im Interview Suter: «Musste mich zuerst wieder finden»

Pius Suter steht mit seinen 20 Skorerpunkten in 21 Spielen symbolisch für die wiedererstarkten ZSC Lions. Der 23-jährige Stürmer spricht im Interview über den Unterschied zur letzten Saison, die Heim-WM und den Traum von der NHL.

SRF Sport: Mit 20 Skorerpunkten sind Sie nach 21 Spielen fast schon auf dem gleichen Wert wie nach der gesamten letzten Saison (24 Punkte in 41 Quali-Spielen). Was läuft derzeit so viel besser?

Ganz einfach: Wir spielen besser. Wir schiessen mehr Tore. Unsere Linie funktioniert sehr gut, wir haben ein gutes Powerplay. Wir können viel mehr Druck aufs Tor kreieren.

Sie haben Ihre Linie mit Neuzugang Garrett Roe angesprochen, der der beste Assistgeber der Liga ist. Wie sehr erleichtert der Center Ihnen das Toreschiessen?

Sehr. Er kann dich in eine gute Position bringen, spielt super Pässe und sieht alles sehr genau. Die ganze Linie zusammen funktioniert sehr gut, wir können offensiv viel Druck erzeugen. Dadurch entstehen irgendwann gute Torchancen.

Letzte Saison ging alles den Bach runter.

Sie reisen am Freitag als Leader nach Zug, verloren gegen den EVZ aber beide bisherigen Saisonduelle. Was haben Sie sich vorgenommen?

Im ersten Spiel lagen wir zwischenzeitlich in Führung und haben es am Schluss doch noch vergeben. So etwas sollte kein zweites Mal passieren.

Rikard Grönborg hat die ZSC Lions wieder zu einem hungrigen Topteam gemacht. Was fällt bei der Zusammenarbeit mit dem schwedischen Trainer besonders auf?

Dass wir sehr geradlinig und aggressiv spielen, und das überall: Offensiv, defensiv, im Boxplay, im Powerplay. Wir fahren sehr viel Schlittschuh, sind immer in Bewegung und jagen dem Puck hinterher. So können wir viele Pucks in der Offensivzone zurückholen und dann auch gute Chancen herausspielen.

Was passierte im Sommer nach der lamentablen letzten Saison?

Es wollte niemand nochmals eine solche Saison erleben. Es ging alles den Bach runter. Wir führten logischerweise nach der Saison Gespräche und analysierten alles, aber das Sommertraining war wie jedes Jahr. Dann kam der neue Trainer und gab Vorgaben, die wir umsetzten. Im Moment klappt es sehr gut, aber wir haben uns nicht neu erfunden.

Arno [Del Curto] war wortreicher, Rikard [Grönborg] sagt weniger.

Captain Patrick Geering sagte, dass Grönborg eine «mega Ruhe» ausstrahle. Was ist für Sie das Bemerkenswerteste?

Er ist sehr ruhig, ja. Er hat sehr viel Vertrauen in sein System und wie wir spielen wollen und auch in die Spieler selber. Auch wenn wir mal nach 2 Dritteln mit 2 Toren in Rückstand liegen, wissen wir, was zu tun ist. Das hat jetzt auch ein paar Mal funktioniert, das gibt auch Selbstvertrauen.

Man konnte lesen, dass es letzte Saison unter Arno Del Curto laufend Feedbacks gab und dass Grönborg im Gegensatz eine sehr klare Ansage macht. Was passt Ihnen besser?

Rikard gibt uns immer zwei, drei Punkte auf den Weg. Den Rest haben wir während der ganzen Woche im Training angeschaut, alles ist klar. Arno war wortreicher, Rikard sagt weniger.

Was passt Ihnen besser?

Das ist schwierig zu sagen, da es jetzt viel besser läuft und letzte Saison verkorkst war. Deshalb müsste man fast sagen, dass das besser passt. (lacht)

Ihnen persönlich lief es zuletzt auch mit der Nati super. Was erwarten Sie in punkto Heim-WM?

Ich glaube, es wird ein riesiges Hockeyfest. Die Fans und die Spieler freuen sich riesig. Für uns Spieler geht es darum, jetzt super Leistungen zu zeigen und sich zu empfehlen, damit man dann im Mai dabei sein kann.

Schaut man angesichts des grossen Konkurrenzkampfs auch, was beispielsweise die Schweizer in der NHL machen?

Man verfolgt das Hockey immer überall, schaut die Resultate an. Aber spezifisch auf die WM hin nicht, da man sich ja nur auf sich selber konzentrieren kann. Den Rest entscheidet der Trainer.

Eigentlich wollten Sie sich nach der letzten Saison in Nordamerika versuchen, verlängerten dann aber bis 2023 beim ZSC. Wird die NHL nun wieder ein Thema?

Ich habe hier eine super Rolle, mir gefällt es hier. Ich muss mich als Spieler noch weiterentwickeln, um vielleicht irgendwann die Chance zu erhalten und diesen Schritt zu machen. Doch da spielen viele Faktoren mit. Letzte Saison lief es nicht, ich war nicht an der WM. Ich musste mich zuerst wieder finden. Ich weiss, was ich kann, muss das aber zuerst wieder abrufen.

Geben Sie sich einen Zeithorizont?

Ich habe ehrlich gesagt kaum darüber nachgedacht. Ich will zuerst diese Saison spielen und dann weiterschauen. Aber der Traum ist nach wie vor da.

Das Gespräch führte Sarah Schiller.

Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 16.11.2019, 22:35 Uhr

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