Grégory Hofmann, in der Schweiz geschätzt für seine Sniper-Qualitäten, wird in einem Monat bereits 29 Jahre alt. Einen NHL-Einsatz hat er noch nicht auf seinem Ruhmesblatt – den will er zum Saisoneinstieg seiner Columbus Blue Jackets in der Nacht auf Freitag gegen Arizona nachholen.
Im Interview mit SRF äussert sich der Romand über sein neues Leben ennet dem Teich, die immense sportliche Herausforderung und seine Perspektiven.
SRF Sport: Wie gross ist die Erleichterung nach dem Überstehen des letzten Cuts?
Grégory Hofmann: Es fühlt sich mega cool an für mich. Während den letzten 3 Wochen musste ich hart kämpfen für einen Platz im Team. Es war nicht einfach. Nun freue ich mich über das erreichte Zwischenziel, aber es geht natürlich weiter.
Sie stehen vor Ihrem 1. NHL-Einsatz. Was überwiegt: Nervosität oder Vorfreude?
Beides ist spürbar. Ich bin nun 28 Jahre alt und supermotiviert, um in dieses Erlebnis einzutauchen.
Ich habe schon in der Schweiz nie auf Skorerwerte geschielt – und werde es auch in neuer Umgebung nicht tun.
Sie wagten das Übersee-Abenteuer vergleichsweise spät. Inwiefern kann Ihnen die Routine helfen?
Beim Einschlagen von neuen Karriere-Zielen ist jeder Spieler immer von einer eigenen Story geprägt. Ich habe mich intern mit dem gleichaltrigen Captain Boone Jenner ausgetauscht. Er steht vor seiner Feuertaufe als Columbus-Captain, ich vor meinem allerersten Einsatz in der NHL. Als erfahrener Spieler weiss ich, wie man Emotionen kontrolliert.
Welche Position werden Sie einnehmen?
Aktuell agiere ich als rechter Flügel in der 4. Linie. Aber man muss flexibel sein, denn es kann täglich etwas passieren. Nun hoffe ich einfach ganz fest auf einen Einsatz in der Opening Night. Vor unseren eigenen Fans möchte ich der Mannschaft im Spiel gegen Arizona helfen.
Service zur NHL
Beim EV Zug füllten Sie zuletzt eine unbestrittene Leaderrolle aus. Wie gehen Sie damit um, wieder hinten anstehen zu müssen?
Es ist klar, dass man in einem NHL-Team neu anfangen muss, diese Rolle hat man zu akzeptieren. Mit Eric Robinson auf dem linken Flügel und Center Sean Kuraly habe ich sehr schnelle, energiegeladene Spieler an meiner Seite. Zusammen wollen wir uns auf die Defensivarbeit konzentrieren und gerne auch Chancen kreieren.
Beim EVZ buchten Sie zuletzt als interne Nummer 3 total 55 Skorerpunkte. Was liegt in der NHL drin?
Ich habe schon in der Schweiz nie auf solche Werte geschielt – und werde es auch in neuer Umgebung nicht tun. Unser Sport lebt von Emotionen und dem Momentum. Deshalb versuche ich, mein Spiel durchzuziehen und hoffe auf gute Beine.
Sie müssen sich auf einem kleineren Eisfeld zurechtfinden. Wie kommen Sie mit dieser Umstellung zurecht?
Die Adaption brauchte Zeit. Denn ich war zuletzt während 10 Jahren in der National League auf einem grossen Rink tätig. Nun muss ich mich auf ein anderes, viel schnelleres Spiel einstellen – dies in der weltbesten Liga. Ich will unbedingt noch viel lernen und tagtäglich an mir arbeiten.
Wie erleben Sie die Intensität der Trainings? Geht es härter zu als in Zug?
Vergleiche sind schwierig. Die Trainingscamps hier waren sicherlich härter, das spürt mein Körper. Jeder Spieler will sich aufdrängen, man ist einem stärkeren Konkurrenzkampf ausgesetzt.
Wie sind Sie von Ihrem neuen Team aufgenommen worden?
Bestens. Ich hatte das Glück, Torhüter Elvis Merzlikins aus der gemeinsamen Zeit beim HC Lugano schon zu kennen. Auch mit Dean Kukan, dem zweiten Schweizer bei den Blue Jackets, bin ich vertraut. Hier sind viele Nationalitäten vereint, das gefällt mir.
Und wie sagt Ihnen die Stadt zu?
Ich habe in New Albany, etwa 25 Minuten von downtown entfernt, eine kleine Wohnung bezogen. Ich fühle mich sehr wohl. Das Einleben geht gut voran. Ich lerne nach wie vor Neues, habe aber auch schon ein paar Sachen entdeckt.
Das Gespräch führte Michael Gasser.