Roman Josi, Sie sind zum vierten Mal in den Playoffs dabei, aber zum ersten Mal so weit gekommen. Was läuft diesmal anders?
Josi: Die erste Serie gegen Chicago war wichtig. Die Blackhawks waren in den letzten Jahren das beste Team. Sie zu schlagen, war gut für unser Selbstvertrauen.
Was auffällt: Die Nashville-Verteidiger haben in den Playoffs bereits 31 Punkte gebucht – trotz dieses Offensivdrangs erhält kein anderes Team so wenig Tore. Wie schafft Ihr Team es, diese Balance zu finden?
Unser Goalie Pekka Rinne spielt extrem stark in den Playoffs, das hilft. Zudem erlaubt es unser System uns Verteidigern, auch in der Offensive mitzuspielen.
Wie sehen Sie Ihre Rolle im Team? Spüren Sie, dass sie als Assistenzcaptain mehr Verantwortung tragen als auch schon?
Mit dem Abgang unseres Leaders Shea Weber im letzten Sommer sind viele junge Spieler in eine neue Rolle geschlüpft – auch ich. Ich versuche, auch meinen Teil dazu beizutragen.
Die Energie im Stadion ist einfach unglaublich. Das ist schwierig zu erklären, wenn man es nicht selber erlebt.
Sie sind bei den Predators ein Marathonmann. Wie verkraften Sie Spielzeiten von einer halben Stunde?
Nach der 1. Runde, die wir mit 4:0 für uns entscheiden konnten, hatten wir ein paar Tage Zeit, um uns zu erholen. Und auch in der 2. Runde waren wir vor den anderen Teams fertig, das ist uns sicher entgegengekommen.
Resultate
Wie steht es um Ihr Gehör? Die Arena in Nashville scheint so laut wie noch nie.
In den Playoffs ist es wirklich noch ein Spürchen lauter. Die Energie im Stadion ist einfach unglaublich. Das ist schwierig zu erklären, wenn man es nicht selber erlebt. Die Fans haben einen grossen Teil dazu beigetragen, dass wir bislang jedes Heimspiel gewonnen haben.
Wie nehmen Sie die Stimmungslage generell wahr in Nashville?
Die Euphorie geht über das Hockey hinaus. Viele Leute, die nicht von hier sind, wissen gar nicht, was für eine Hockey-Stadt Nashville eigentlich ist. Wenn man essen oder einkaufen geht, hört man immer wieder ein ‹good Job, keep it going›. Man spürt einfach, dass die Leute mitfiebern und einen unterstützen.
Match, Pause, Match, Reisen, Match... Wie erholen Sie sich während den Playoffs?
Mit möglichst viel Schlaf. Sich richtig an die Zeitzonen anzupassen, ist fast unmöglich, da man nur 2, 3 Tage an einem Ort ist. Bislang war es für uns in diesem Jahr aber recht angenehm: Nach Chicago und St. Louis mussten wir nicht so weit fliegen.
Ich würde es Mark Streit extrem gönnen, wenn er noch zum Einsatz kommen könnte.
Hat sich innerhalb des Teams ein bestimmtes Ritual entwickelt?
Ja, jedes Mal, wenn wir gewinnen, spielen wir unseren Win-Song: ‹Dog on a Bone›. Er repräsentiert unsere Mentalität. Wir sind wie ein Hund, der den Knochen nicht abgeben will und um jeden Preis darum kämpft.
In der anderen Conference wartet Mark Streit weiterhin auf seinen ersten Einsatz. Haben Sie Kontakt mit ihm während den Playoffs?
Nein. Dadurch, dass wir so oft spielen, haben wir während den Playoffs eigentlich keinen Kontakt miteinander. Ich würde es ihm extrem gönnen, wenn er noch zum Einsatz kommen könnte. Er war für mich immer ein Vorbild und wir sind auch sehr gut miteinander befreundet, trainieren im Sommer zusammen. Ich habe sehr viel von ihm gelernt und bin ihm dankbar für alles.
Mit Yannick Weber ist ein guter Freund bei den Predators gelandet. Wie beurteilen Sie seine Leistungen?
Er macht eine extrem gute Saison. Gemeinsam mit Matt Irwin harmoniert er sehr gut und ist ein wichtiger Teil des Teams. In den Playoffs spielt er sogar noch besser. Mit seinem physischen Spiel macht er es den Stürmern sehr schwer.
Sie hatten in dieser Saison erneut zwei Zwischenfälle mit Kopfverletzungen – und fielen deshalb auch aus. Haben Sie da nicht ein mulmiges Gefühl?
Das habe ich eigentlich nicht im Kopf, wenn ich spiele. Wichtig ist, dass man sich genug Zeit gibt, bis man zurückkehrt. Das habe ich gemacht und seitdem habe ich auch keine Probleme mehr.
Kann man das ganz verdrängen?
Eishockey ist ein physisches Spiel. Da muss man immer versuchen, den Kopf oben zu halten und muss immer bereit für Checks sein. Gerade in den Playoffs wird noch physischer gespielt.
Verfolgen Sie, was Ihre Nati-Kollegen an der WM machen?
Ich versuche die Highlights zu schauen, wenn ich kann. Es ist natürlich sehr cool, Kanada mit diesem guten Team geschlagen zu haben. Das ist ein grosser Erfolg für die Schweiz. Weber und ich haben ein paar Witze mit den kanadischen Kollegen gemacht.
Sendebezug: Radio SRF 3, Morgenbulletin, 13.05. 2017, 08:00 Uhr