Der EHC Winterthur ist das neuste Gesicht der Krise der Swiss League. Der Zürcher Klub aus der zweithöchsten Liga gab vor rund einem Monat bekannt, sich in arger finanzieller Schieflage zu befinden. «Bis Ende dieses Jahres muss eine Lösung gefunden werden – sonst droht der Rückzug in eine tiefere Liga», hiess es in einer Mitteilung.
Winterthur ist nur ein Beispiel einer Liga, die seit mehreren Jahren in der Krise ist. Gemäss Eishockey-Kolumnist Klaus Zaugg ist die Swiss League wirtschaftlich abgehängt worden. Der Beste der zweithöchsten Liga könne nicht mehr mit den schlechtesten der National League mithalten. Überhaupt sei die Liga am Scheideweg. «Sie ist weder Fisch noch Vogel, weder Profi- noch Amateurliga.»
«Dubai-League»
Der Krise der Swiss League liegt der Aufschwung des Schweizer Eishockeys zu Grunde. Der Wert der National League ist in den letzten Jahren explodiert. Die Kehrseite? Alles dahinter hat den Anschluss verloren. Die Swiss League sei ein «einziges Provisorium». «Nur weil die Klubs als einzelnes sehr gut arbeiten, halten sie dieses am Leben», so Zaugg.
Bestes Beispiel ist der HC La Chaux-de-Fonds. Die Neuenburger sind seit Jahren eine feste Swiss-League-Grösse und holten zuletzt zweimal den Titel (2023 und 2024). Der Aufstieg ist sportlich ein realistisches Ziel, doch finanziell gibt es Hürden. «Langfristig ist das nicht möglich», sagt Klub-Präsident Olivier Calame. «Das ist die Dubai-League.» Denn selbst das abgeschlagene National-League Schlusslicht Ajoie hat ein doppelt so hohes Budget als La Chaux-de-Fonds.
Eine Liga zu viel?
Bisherige Versuche, die Kluft zu verringern, verpufften. Die Hoffnung auf mehr Geld durch eigene Vermarktung, die sich die Swiss League durch die Loslösung von der National League erhoffte, endete in Desillusion. TV-Einnahmen von fast 400'000 Franken pro Klub fielen weg und fehlen bis heute.
Winterthurs Geschäftsführer Alexander Keller hat einen radikalen Vorschlag, die Krise zu bewältigen. «Wir haben mit der MyHockey League eine weitere Liga, die nicht gesund ist.» Ein Reset sei also vonnöten: Die Swiss League soll mit ambitionierten Klubs aus der dritthöchsten Liga vergrössert werden und die MyHockey League aufgelöst werden. «Teams, die das nicht wollen oder können, müssten in der 1. Liga spielen.»