Die Schweizer Nati wollte an der Eishockey-WM in Riga um Gold spielen, wurde jedoch jäh gebremst: Im Viertelfinal bedeutete der Erzrivale Deutschland Endstation. Woran lag es, darf die Schweiz dennoch zufrieden sein und welche Lehren muss Trainer Patrick Fischer daraus ziehen? SRF-Experte Marc Reichert schätzt ein.
- Mit ein paar Tagen Abstand: Wie ist das bittere Viertelfinal-Aus der Schweiz zu werten? «Es ist immer noch ärgerlich. Sie haben sehr gutes Eishockey gezeigt. Es bleibt der Eindruck: Es wäre in diesem Jahr mehr drin gelegen. Kein Team wäre unerreichbar gewesen, man hätte jeden schlagen können. Gegen Deutschland war man nicht gut und verdiente sich den Sieg nicht.»
Wenn man ein Tor zu wenig erzielt oder zu viel kassiert, hat man nichts in der nächsten Runde zu suchen.
- Ist es eine verpasste Chance? «Ja, definitiv. Sport ist hart und ehrlich. Wenn man ein Tor zu wenig erzielt oder zu viel kassiert, hat man nichts in der nächsten Runde zu suchen.»
- Was muss sich die Nati vorwerfen lassen? «Die Lockerheit, der oft gesehene Offensiv-Drive, das fehlte im entscheidenden Spiel. Die Deutschen muss man eigentlich schlagen, wir waren Favorit. Das schien eine hemmende Wirkung zu haben. Man konnte die Handbremse nur halb lösen, eine gewisse Lockerheit fehlte.»
- In welchen Punkten konnte die Schweizer überzeugen? «Sie spielten wahnsinnig attraktiv, schalteten sehr schnell um, zeigten viel Spielfreude. Dazu kamen gute Checks, die Schweiz zeigte nie nur Offensivspektakel, sondern auch harte Arbeit. Alle vier Blöcke haben gut harmoniert. Es gibt äusserst viel Positives mitzunehmen. Das stimmt optimistisch für die kommenden Weltmeisterschaften.»
- Welche Lehren müssen Patrick Fischer und die Nati aus Riga ziehen? «Das ist schwierig aus der Distanz zu beurteilen, man spürte den Groove nicht. Viel muss man nicht ändern, es war halt das eine Spiel, das man verloren hat. Die Lockerheit fehlte, die Deutschen haben es der Nati schwer gemacht, sie ritten auf einer Welle. Für sie gibt es nichts Schöneres, als die Schweiz zu schlagen. Das ist ihnen einmal mehr gelungen. Der Hunger der Nati auf Gold wird nicht kleiner, doch zuerst muss man den Viertelfinal bewusst angehen können, das hat nicht geklappt. Einen Vorwurf kann man der Nati aber nicht machen.»