Mario Rottaris, 8 Siege aus 8 Spielen: Was macht die Schweizer Nati besser als in vergangenen Jahren?
Rottaris: Das Team hat auf dem Eis den perfekten Mittelweg zwischen Spielen und Arbeiten gefunden. Und man sieht den Spielern die Freude an. Das spielerische Element klappt derzeit sehr gut. In den letzten Jahren ging es zu oft nur um das Arbeiten auf dem Feld. Man darf nicht nur auf Fehler des Gegners hoffen, sondern muss selber auch etwas produzieren. Das hat in den letzten Jahren etwas gefehlt.
Sie waren im Kader, als die Schweiz 1992 letztmals ein Viertelfinal-Spiel gewonnen hat (3:1 gegen Deutschland in Prag). Welche Erinnerungen haben Sie an die Partie?
Wir hatten sicherlich ein bisschen Glück, weil wir als Gruppendritter auf Deutschland trafen, das eine starke Vorrunde gespielt und die Gruppenphase auf Rang 2 abgeschlossen hatte. Das war natürlich ein gutes Los für uns. Wir hatten uns enorm auf diese Partie gefreut und durch den Halbfinaleinzug zudem auch die Aufmerksamkeit vor Ort auf uns gezogen.
Wir hatten den Puck selten in den eigenen Reihen.
Danach folgten Niederlagen gegen Schweden (1:4) und im Spiel um Platz 3 gegen die Tschechoslowakei (3:5). Wieso hat es nicht zu mehr gereicht?
An die Fehler auf dem Eis erinnere ich mich nicht mehr…(lacht). Aber es ist so, dass damals der Klassenunterschied zwischen den Top-Mannschaften und dem Rest der Welt gewaltig war. Gegen Teams wie die Schweden oder die ehemalige Tschechoslowakei ging es praktisch nur ums ‚Arbeiten‘, den Puck hatten wir selten in unseren Reihen.
Ist die Leistung von 1992 mit dem diesjährigen Auftritt der Nati deswegen nur schwer zu vergleichen?
Ich denke, die einzige Parallele ist der Teamspirit. Wir hatten damals auch eine super Truppe mit einem guten Zusammenhalt. Aber die Resultate und die Auftritte auf dem Eis sind sicherlich nicht zu vergleichen. Vom Resultat her sind wir zwar gleich weit gekommen, aber wir sind nicht mit 8 Siegen in Folge durchmarschiert. Auch konnten wir nicht eine solche Souveränität an den Tag legen, wie es das Team von Sean Simpson macht.
Wie hoch stufen Sie die Chancen der Schweiz gegen die USA auf einen Finaleinzug ein?
Sehr hoch. Aus meiner Sicht sind die USA von allen Halbfinal-Teams der Traum-Gegner für die Schweiz. Die Amerikaner sind nicht übermächtig, Russland hat es ihnen mit fahrlässigen Fehlern zu einfach gemacht. Solche Geschenke wird die Schweiz nicht verteilen, und dann wird die USA ‚beissen‘ müssen. Aber: Überlässt man den Amerikanern zu viele Chancen, dann packen sie gnadenlos zu.
Die Schweiz muss provokativ und hartnäckig auftreten.
Was wird der Schlüssel zum Erfolg sein?
Mit einer disziplinierten Defensivleistung wird zwar der Grundstein gelegt, der Weg zum Erfolg führt aber immer noch über die Offensive und das Toreschiessen. Die Schweiz muss provokativ und hartnäckig auftreten und versuchen, die Scheibe tief im amerikanischen Drittel zu halten. Wenn um jeden Puck gekämpft wird, dann gelingt es auch, die USA unter Druck zu setzen.
Was spricht für einen weiteren Schweizer Sieg?
Der Hunger im Schweizer Team ist noch nicht gestillt. Die Spielfreude ist auf einem sehr hohen Level und man sieht den Spielern an, dass sie sich gegenseitig jederzeit unterstützen und den persönlichen Erfolg einander gönnen. Das macht die Equipe extrem stark.