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WM Minsk: Der WM-Gastgeber versteckt seine Schattenseiten

Der autoritär herrschende weissrussische Präsident Alexander Lukaschenko will die Eishockey-WM im eigenen Land zur Selbstinszenierung nutzen. Die Hauptstadt Minsk soll erstrahlen - Proteste dürften im Keim erstickt werden.

In der weissrussischen Hauptstadt Minsk findet ab Freitag die WM 2014 statt. Der Gastgeber will sich im besten Licht zeigen. Neben dem 15'000 Plätze umfassenden Minsk Stadium investierte das Regime in einen zweiten Eishockey-Palast: die 9600 Zuschauer fassende Tschischowka Arena im Süden von Minsk. Strassen in der Umgebung der Stadien werden geputzt, Grünanlagen gepflegt. So weit so normal.

Ansonsten unterscheidet sich die WM von früheren Titelkämpfen vor allem dadurch, dass sie im Land mit der umstrittensten Regierung Europas stattfindet. Das weissrussische Zehn-Millionen-Volk wird seit 20 Jahren vom selben Mann regiert, Alexander Lukaschenko.

Säuberungsaktion vor der WM

Der 59-Jährige unterdrückt die Opposition brutal. Seit den - gemäss OSZE-Beobachtern manipulierten - Wahlen 2010, in deren Zug zahlreiche Oppositionelle verhaftet wurden, herrscht in dem Land eine Art Grabesruhe.

Laut Amnesty International ist die Meinungs- und Versammlungsfreiheit massiv eingeschränkt. Alleine in den letzten April-Tagen seien 16 Regierungsgegner festgenommen worden. Andersdenkende werden in unfairen Prozessen oft zu langjährigen Haft- oder Lagerstrafen verurteilt.

Propaganda-Welle

Die Repression hat derartige Ausmasse angenommen, dass sich kaum jemand öffentlich regierungskritisch äussert. Wie anders wäre es zu erklären, dass ein gestander weissrussischer NHL-Star wie Andrej Kostitsin einen Satz äusserst wie: «Wir müssen unserem Präsidenten danken; nur dank seiner Liebe zum Eishockey konnten wir den Sport hier in Weissrussland auf Weltniveau weiterentwickeln.»

Weissrussland ist zudem das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe vollstreckt wird - letztmals offenbar vor einigen Wochen. Vor der WM hat die Opposition ausländische Besucher dazu aufgerufen, sich sichtbar mit den politischen Gefangenen zu solidarisieren (etwa durch das Tragen entsprechender T-Shirts oder Buttons). Ausländische Regierungsvertreter sollen der WM komplett fernbleiben.

Wiederaufgebaute Altstadt

Dabei hätte es Minsk verdient, dass der Stadt ein zweiter Blick geschenkt wird: In dem bald 1000-jährigen Ort stehen trotz grosser Zerstörung im 2. Weltkrieg zahlreiche sehenswerte Bauten, so die Heiliggeist-Kathedrale in der teilweise wiederaufgebauten Altstadt, die Oper oder die Nationalbibliothek. In rund 20 Museen kann man sich über die weissrussische Geschichte und Kunst informieren.

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