WM 2013
Zuletzt hatten die Kanadier wenig Grund zur Freude, zumindest wenn es um Weltmeisterschaften ging. Letztmals holten die «Ahornblätter» 2007 den Titel. Nach zweimal Silber in Folge (2008 und 2009) war in den vergangenen 3 Jahren jeweils schon im Viertelfinal Schluss. Der Stolz des Hockey-Mutterlandes dürfte also mehr als angekratzt sein.
Den Favoriten im Stolz verletzen
SRF-Experte Mario Rottaris sieht genau darin die Chance der Schweiz, die am Sonntag gegen Kanada ihr 2. WM-Spiel bestreitet. «Die Nati muss die Millionenbezüger aus der NHL im Stolz verletzen und kann ihnen so ein Bein stellen.» Die aktuelle Mannschaft von Coach Sean Simpson ist jedoch jung und international noch sehr unerfahren. Für Rottaris ist das aber kein Nachteil: «Die Unerfahrenheit ist eine Chance. Weil kaum NHL-Stars dabei sind, kann das Team eine Leistungskultur aufbauen, die nicht auf Dollars basiert, sondern auf Leistung.»
Wahre Werte
Dollar-Millionäre gibt es auf der Gegenseite zuhauf. Für Rottaris stechen 2 besonders hervor: «Steven Stamkos von den Tampa Bay Lightning ist unbestritten eine Riesennummer.» Der Stürmer verpasste mit dem Team aus Florida zwar die Playoffs, war aber hinter Teamkollege Martin St. Louis mit 29 Toren und 28 Assists zweitbester Skorer der Regular Season. «Gemessen am Lohn ist er wohl 20-mal besser einzuschätzen als der beste Nati-Spieler. Doch das müsste er mir auf dem Eis erst einmal beweisen», meint Rottaris mit einem Schmunzeln.
Für ihn hat Jeff Skinner von den Carolina Hurricanes mehr Potenzial, um an der WM zu glänzen: «Er ist ein filigraner, wendiger und leichter Spieler. Punkto Technik, Finesse und Passverständnis sticht für mich Skinner und nicht Stamkos aus dem kanadischen Kollektiv heraus.»
Sheddens Einfluss
Dass aus den imposanten Einzelspielern eine Mannschaft wird, dafür sorgen an der Bande der langjährige NHL-Trainerfuchs Lindy Ruff und erstmals an einer WM auch Zug-Coach Doug Shedden. «Er wird sicher nicht nur Statistik führen», weiss Rottaris, «sondern sich auch um die Spieler kümmern. Er hat das nötige 'Feeling' dazu.»
Mutige Nati
Trotz dem geballten Know-How auf und neben dem Eis auf Seiten der Kanadier sieht Rottaris keinen Grund, warum sich die Schweiz verstecken sollte. «Simpson hat freche und mutige Spieler. Wichtig ist, dass sie sich nicht zu stark in ein enges Taktik-Konzept klammern. Weltklassespieler brechen im richtigen Moment aus solchen Zwängen aus. Das müssen auch die Schweizer versuchen.»
Gelingt das dem Schweizer Team, dürfte nicht nur der Sonntag fröhlich enden - sondern vielleicht auch ein leichtes Lächeln über Simpsons Gesicht huschen.