In der vorletzten Saison war er mit 112 Minuten in der «Kühlbox» der Strafenkönig der NLA. An der WM in Minsk hat sich Thomas Rüfenacht in den ersten 4 Partien noch nichts zuschulden kommen lassen. Und dies, obschon ihm Trainer Sean Simpson immerhin knapp 13 Einsatzminuten pro Spiel gewährt und so dem amerikanisch-schweizerischen Doppelbürger viel Vertrauen schenkt.
Zweifelhafter Ruf in der Schweiz
Rüfenachts Beherrschtheit mag manchen Fan erstaunen. In der Schweiz geniesst der 29-Jährige den Ruf eines Hitzkopfes und Provokateurs, der seine Gegenspieler solange ärgert, bis diese sich zu einer Dummheit hinreissen lassen. Legendär ist eine Szene aus der Liga-Quali 2009, als der damalige Lausanner Rüfenacht Biels Topskorer Thomas Nüssli noch vor dem 1. Bully mit «Trash-Talk» zur Weissglut trieb. Die Folge war eine wüste Schlägerei (siehe Video).
Auf einem schmalen Grat
Ähnliche Szenen waren in Weissrussland bislang Fehlanzeige. Das hat seine Gründe. «Ich provoziere gezielt und habe gelernt, selber weniger Strafen zu nehmen», erklärt der künftige SCB-Stürmer. «Aber der Grat ist schmal.» Er habe sich besser unter Kontrolle, als viele glauben, sagt der WM-Neuling. «Die Zuschauer merken langsam, dass ich nicht der Idiot auf dem Eis bin, für den sie mich gehalten haben.»
Dass er bei seinem 1. WM-Aufgebot auch von den Absagen anderer Spieler profitiert hat, ist Rüfenacht bewusst. Er will die WM-Bühne jetzt als Schaufenster nutzen. «Ich denke, die Leute haben gesehen, dass ich durchaus mitspielen kann. Und dass ich läuferisch nicht so schlecht bin, wie alle denken.»