Der FC Winterthur ist der Inbegriff der Zweitklassigkeit in der Schweiz – punkto Liga-Zugehörigkeit natürlich. Kein anderer Klub hat so viele Partien in der zweithöchsten Spielklasse bestritten wie der FCW.
Von 1944 bis 2003 kam Winterthur auf etwas über 1000 Spiele in der damaligen NLB. Das sind deutlich mehr als der erste «Verfolger» (FC Aarau) aufweist. Und auch seit die Liga 2003 in Challenge League umgetauft wurde, ist «Winti» Spitzenreiter. Als einziger Klub sind die Zürcher ununterbrochen mit dabei. Über 600 ChL-Begegnungen haben sich angesammelt.
Damit soll nun bald Schluss sein? Freilich ist erst rund ein Drittel des Pensums 2021/22 gespielt. Doch Winterthur führt die Tabelle mit nur einer Niederlage an. Deshalb ist es nicht ganz abwegig, sich eine Challenge League ohne den dreifachen Schweizer Meister (zuletzt 1917) vorzustellen.
Ein Klub im Hier und Jetzt – aber mit Weitblick
Spricht man mit den Protagonisten auf der Schützenwiese, ist ein möglicher Aufstieg noch weit weg. Weder bei Geschäftsführer Andreas Mösli noch bei Trainer Ralf Loose oder Captain Granit Lekaj ist eine Promotion das dominierende Thema. Was aber auch klar wird: Einen Aufstieg würde man in Winterthur nehmen – und man möchte gewappnet sein.
«Wir sind im Hintergrund mit Hochdruck daran, uns vorzubereiten. Damit wir einigermassen parat wären, falls es klappen würde», sagt Mösli. Das FCW-Urgestein hält aber fest: «Der Aufstieg ist momentan nur ein Traum. Es kann noch viel passieren.» Letztmals spielte Winterthur in der Saison 1984/85 im Oberhaus.
Mösli erzählt, er nehme im Umfeld «eine gewisse Sehnsucht» nach der Super League wahr. Gepaart mit Skepsis und der Frage, wie es dort dann sein würde als FC Winterthur.
Sehnsucht ja, Druck nein
Der letzte Aufstieg des FC Winterthur liegt über zwei Jahrzehnte zurück (von der 1. Liga in die NLB). Einer, der sich mit Aufstiegen aber auskennt, ist der Coach. Loose – 2005/06 während zehn Monaten Trainer beim FC St. Gallen – führte unter anderem die Sportfreunde Siegen (2005) und Dynamo Dresden (2011) in die 2. Bundesliga.
Der langjährige BVB-Spieler drückt vorerst auf die Euphoriebremse: «Wir müssen die Kirche im Dorf lassen.» Auch Captain Lekaj warnt: «Es ist noch ein weiter Weg.» Den Druck, aufsteigen zu müssen, gäbe es in Winterthur nicht, versichert der 31-Jährige.
Und so kehrt der Leader nach der Nati-Pause am Freitag in Yverdon äusserlich entspannt in den Meisterschafts-Betrieb zurück. Getreu dem Motto: «Alles kann, nichts muss.»