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Einschätzung von SRF «Das alte GC wird es nie mehr geben»

Der Übergang von GC in chinesische Hände weckt eine gewisse Skepsis. SRF-Radioreporter Peter Schnyder nimmt Stellung.

Im Schweizer Fussball hat die Vergangenheit eines gezeigt: Steigen ausländische Investoren bei hiesigen Klubs ein, ist eine gewisse Skepsis zumindest nicht unangebracht. Zu gut sind Negativbeispiele wie etwa Xamax unter dem Tschetschenen Bulat Tschagajew oder der FC Wil unter dem Ukrainer Igor Belanow noch in Erinnerung.

Dass der Besitzerwechsel bei den Grasshoppers deshalb aber ebenfalls früher oder später im totalen Chaos endet, glaubt SRF-Sportradio-Reporter Peter Schnyder nicht. Im ersten Moment überwog beim langjährigen GC-Begleiter aber Wehmut: «Das alte GC wird es in dieser Form nie mehr geben.»

Was läuft da mit den Wolverhampton Wanderers?

Die neue GC-Führung und mit ihr die finanziellen Mittel wecken bei Schnyder neben Wehmut aber auch gewisse Hoffnungen:

  • «Es besteht die Chance, dass jemand kommt, der sich nicht selbst inszenieren will, sondern mit dem Klub etwas erreichen will. Man hat wieder finanzielle Mittel und die Möglichkeit, den Klub neu aufzubauen.»

Zwar bedeuten finanzielle Mittel nicht automatisch Erfolg, dessen ist sich auch Schnyder bewusst. Gleichzeitig weist er aber auf die Verflechtungen der neuen GC-Besitzer zum Premier-League-Klub Wolverhampton Wanderers hin. «In irgendeiner Form wird es da eine enge Zusammenarbeit geben.»

Er hat gesagt, er sei nicht involviert. Aber wenn man diese Vorlage sieht, die er unterzeichnet hat, dann ist klar, dass er da voll drin ist.
Autor: Peter Schnyder über die Rolle von Erich Vogel

Wie genau diese Kooperation aussehen werde, sei schwierig zu sagen, sagt Schnyder. Es gebe viele Parallelen zwischen GC und Wolverhampton, allerdings dürfe man diese nicht offiziell machen. Die Uefa verbietet es, dass eine Firma zwei verschiedene Fussballklubs besitzt. Dies wiederum ist auch der Grund, dass nun Jenny Wang an der GC-Spitze steht, die Ehefrau von Fosun-Gründer Guo Guangchang, seines Zeichens seit 2016 Besitzer der «Wolves».

Erich Vogel als Drahtzieher?

Zuversichtlich stimmt Schnyder die Tatsache, dass bei GC – anders als in den eingangs erwähnten Negativbeispielen – eine grosse Unternehmensgruppe eingestiegen ist und nicht ein vermögender Einzelinvestor.

Trotzdem sei es falsch, nun in Euphorie zu verfallen. «Die neue Führungscrew hat noch nie in diesen Funktionen gearbeitet. Sie müssen nicht nur den Schweizer Fussball kennenlernen, sondern auch untereinander harmonieren. Da ist sicher ein gewisses Konfliktpotential vorhanden», sagt der GC-Kenner.

Und welche Rolle hat nun eigentlich ein gewisser Erich Vogel bei der ganzen Sache gespielt? Immerhin titelte der Tagesanzeiger am Donnerstag: «Wie der alte Strippenzieher den China-Deal einfädelte». Für Schnyder ist der Fall klar: «Er hat gesagt, er sei nicht involviert. Aber wenn man diese Vorlage sieht, die er unterzeichnet hat, dann ist klar, dass er da voll drin ist.»

Was erhofft sich China?

Schnyder spricht ein im Internet auffindbares Dokument von Seiten der Zürcher an die chinesische Investorengruppe an, welches verschiedene Aspekte einer Zusammenarbeit beinhaltet. So geht es etwa darum, chinesische Spieler und Trainer in die Schweiz zu holen. Für Schnyder ist durchaus auch vorstellbar, dass «Spieler von Wolverhampton, die sich nicht gleich durchsetzen, künftig bei GC aufgebaut werden.»

Die Super League als Ausbildungsliga – eine Marke, die es vielleicht bis nach China geschafft hat.

Nachrichten Radio SRF 1, 09.04.2020, 14:00 Uhr ; 

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