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Favoriten straucheln allesamt Aufstiegskampf in der Challenge League: Was, wenn es so bleibt?

Die aktuelle Tabellenlage der Challenge League verblüfft. Woran liegt das? SRF-Experte Beni Huggel ordnet ein und hat eine mutige Prognose.

Aus der Challenge League aufsteigen war nie einfacher – zumindest mathematisch: Weil die Super League im Sommer 2023 von heute 10 auf 12 Teams aufgestockt wird, gibt es in der zweithöchsten Liga für einmal zwei direkte Aufsteiger. Zudem kann sich die Mannschaft auf Rang 3 in einer Barrage gegen den Super-League-Letzten einen Platz im Oberhaus sichern.

Damit trösteten sich im Vorjahr zwei Klubs aus dem Spitzentrio Winterthur, Aarau und Schaffhausen. Wir erinnern uns: Vor dem letzten Spieltag war für alle 3 Equipen von Direktaufstieg bis goldene Ananas alles möglich. Letztlich schaffte Winterthur die Relegation, Schaffhausen blieb in der Barrage hängen, Aarau ging komplett leer aus.

Freilich galt ebenjenes Duo im Hinblick auf die neue Saison neben dem finanzstarken Absteiger Lausanne als oberster Anwärter auf einen Platz im Fahrstuhl nach oben. Ein Blick auf die Tabelle offenbart indes Verblüffendes: Kein prominentes Team ist derzeit auf Aufstiegskurs, das Klassement wird von «grauen Mäusen» angeführt.

Tabelle der Challenge League
Legende: Keiner zuhause: Das aktuelle Top-Trio der Challenge League ... belegt in der Zuschauertabelle die Ränge 7 (Wil), 9 (Yverdon) und 10 (Stade Lausanne-Ouchy). SRF

Kriegt Lausanne die Kurve?

«Ich gehe davon aus, dass Lausanne zu alter Stärke zurückfindet und um den Aufstieg mitspielt», ist sich SRF-Experte Beni Huggel sicher. Gross auf dem Transfermarkt zuschlagen müsse der Absteiger gar nicht, einige Justierungen am starken Kader genüge, so Huggel. «Aarau hat mit dem Trainerwechsel eine turbulente Zeit hinter sich. Ich sehe sie wie auch Schaffhausen Ende Saison weiter oben.» Selbiges gelte für den FC Vaduz, der zuletzt auch unter der Doppelbelastung mit Einsätzen in der Conference League leiden musste.

Und wer steigt nun auf? Zumindest zur Hälfte gibt Huggel eine gewagte Prognose ab: Neben Lausanne-Sport schaffe auch der FC Wil die direkte Qualifikation für die Super League.

In Sachen Unvorhersehbarkeit und Ausgeglichenheit wäre der aktuelle Zwischenstand zum Saisonende positiv zu bewerten. Doch beim Thema Attraktivität liegt der Fall anders: Die Aufstockung von 10 auf 12 Teams soll für mehr Abwechslung in der Super League sorgen – und im besten Fall die Zuschauerzahlen weiter steigern. Mit Wil, Stade-Lausanne-Ouchy und Yverdon liegt ein Trio an der Spitze, welches dieses Versprechen wohl kaum einlösen könnte.

Durchschnittlich 1200 Fans pilgern an die Spiele im Wiler Bergholz. Noch weniger sind es bei den Tabellennachbarn aus der Waadt: Quartierklub Lausanne-Ouchy kommt als Schlusslicht in Sachen Eintritte auf 1025 Zuschauer pro Spiel, bei Yverdon sind es nach 8 Heimpartien deren 1051. Entsprechend wären das «grosse» Lausanne mit seinem neuen Stade de la Tuilière, Aarau, Xamax oder Thun willkommenere Gäste in der Super League.

Fragezeichen hinter SLO und Yverdon

Dass sich an der Hierarchie der Challenge League bis im Frühling 2023 nichts ändert, ist kaum denkbar. Die Gründe dafür sind mannigfaltig: Da ist etwa Lausanne-Sport, dessen finanziell potente Geldgeber wohl wenig daran gelegen sein dürfte, das «Farmteam» von Nizza weiterhin nur in der Zweitklassigkeit zu sehen.

Weitere Gründe finden sich ebenfalls in der Waadt: Stade Lausanne-Ouchy ist Wils erster Verfolger. Jedoch werden «SLO» aufgrund verpasster Fristen bei Bescheinigungen über Löhne und Sozialbeiträge voraussichtlich 3 Punkte abgezogen. Yverdon wiederum – vor der Saison so ziemlich das einzige Team, welches als Ziel nicht den Aufstieg ausgab – scheint nicht Struktur und Finanzen zu besitzen, um ein Super-League-Abenteuer zu meistern. Bei beiden Klubs ist der Erhalt der notwendigen Lizenz II äusserst fraglich.

Die Chancen, dass es sich bei der aktuellen Tabelle lediglich um eine Momentaufnahme handelt, sind also gross. Doch der Volksmund weiss: Wunder gibt es immer wieder. Und am Ende entscheiden die gesammelten Punkte und nicht die verkauften Tickets über die Ligazugehörigkeit. Das betont auch Huggel: «In unserem mitteleuropäischen System mit dem sportlichen Aufstieg als Faktor darf man sich nicht beschweren, wenn ein Team aufsteigt, das nicht sehr viele Fans mitbringt.»

SRF zwei, Super League – Highlights, 13.11.22, 19 Uhr ; 

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