Die Worte im Pressesaal in München liessen aufhorchen. «Wir können anfangs auch etwas abwarten und versuchen, sie mit einem Konter zu erwischen», sagte Bayern-Trainer Pep Guardiola. Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hatte die Spielweise der Bayern im Hinspiel (0:1) bemängelt: «Ballbesitz bringt nichts, wenn der Gegner mehr Torchancen hat.»
Trotz der kaiserlichen Kritik wird Guardiola seiner Taktik aber wohl treu bleiben. «Ich kann nicht etwas tun, das ich nicht fühle. Wenn ich von meinen Spielern etwas anderes verlange, würden sie merken, dass ich sie hintergehe», erklärte der 43-Jährige. Will heissen: Bayern wird den Ball monopolisieren, Real auf Konter lauern.
«Brandstifter» Rummenigge
Erst kurz vor Spielbeginn will Guardiola bekanntgeben, ob auf der rechten Abwehrseite statt Rafinha Captain Philipp Lahm zum Einsatz kommt und dafür Javi Martinez von Beginn weg im Mittelfeld aufläuft.
Die Bayern wollen insbesondere auf die Real-Innenverteidigung mehr Druck ausüben. Präsident Karl-Heinz Rummenigge hatte die Stimmung schon kurz nach dem Hinspiel angeheizt: «In München wird im Rückspiel der Baum brennen.» Die Allianz-Arena werde für die Spanier die Hölle.
Ancelotti im Dilemma
Real-Trainer Carlo Ancelotti konterte im Pressesaal: «Er hat gesagt, die Bäume würden brennen, aber es regnet ja.» Der Brand sei am besten mit einem Tor zu löschen.
Ancelotti lässt die «Merengues» vom Final in Lissabon am 24. Mai und dem 10. Titel in der Königsklasse träumen. Dabei haben die Superstars Cristiano Ronaldo und Gareth Bale seit dem 3:0-Sieg gegen Dortmund im Viertelfinal-Hinspiel Anfang Monat aufgrund von Verletzungen oder Krankheit nicht mehr zusammen gespielt.
Der Italiener stellte in den letzten Wochen vom 4-3-3-System auf ein 4-4-2 um – und fand Gefallen daran. Zuletzt resultierten 4 Siege in Serie (11:1 Tore). Ronaldo bewies mit zwei sehenswerten Treffern zum 4:0 in der Meisterschaft über Osasuna, dass er wieder fit ist. Gut möglich, dass Bale aus dem linken Mittelfeld zu seinen Flügelläufen startet und auch defensive Aufgaben übernehmen muss.
Reals «erfolgreiche Niederlagen»
Die Statistik spricht nur teilweise gegen die «Königlichen». In 10 Spielen hat Real in München zwar nie gewinnen können. Doch auf dem Weg zu den Champions-League-Titeln 8 und 9 in den Jahren 2000 und 2002 schaltete man die Bayern aus. Und: Die Resultate der letzten 7 Gastspiele in München würden Real zum Weiterkommen reichen. Gelingt den «Königlichen» ein Auswärtstor, brauchen die Bayern 3 Treffer zum Finaleinzug.