Resultate
Wer die Karriere von Ricardo Quaresma mit jener seines einstigen Weggefährten Cristiano Ronaldo vergleicht, kommt schnell zum Schluss: Da muss viel schief gelaufen sein. Gemeinsam spielten die beiden Flügelspieler in der U17-Nationalmannschaft Portugals und feierten mit Sporting Lissabon 2002 den Meistertitel. Danach trennten sich ihre Wege.
Im Schatten von Cristiano Ronaldo
Während Ronaldo bei Manchester United durchstartete, fiel Quaresma nach seinem Wechsel zu Barcelona im Sommer 2003 schnell in Ungnade. Gerade mal 1 Törchen erzielte er in einer Saison für die Katalanen. Nach seiner Weigerung, unter Coach Frank Rijkaard zu spielen, war das Abenteuer Spanien beendet.
Die Rückkehr in die Heimat zur Saison 2004/05 lancierte seine Karriere aufs Neue. 3 Meistertitel mit Porto schlugen zu Buche. Die Champions League hatte der Klub 2004 aber ohne ihn gewonnen. Der Wechsel 2008 zu Inter Mailand verhalf Quaresma trotz Fürsprecher Jose Mourinho nicht zum erhofften internationalen Durchbruch. Auch bei Chelsea und zuletzt Al-Ahli wurde der eigenwillige Dribbelkünstler nicht glücklich. Bei Besiktas Istanbul hatte er sich immerhin bei den Fans beliebt gemacht.
Quaresma und der Wandel der Zeit
Seit letztem Sommer ist Quaresma wieder in Porto. «Der Fussball verändert sich und entweder du wandelst dich auch oder du lässt dich gehen. Ich musste mich ändern», blickt Quaresma zurück. Der Weg des Zigeuners aus einem Armenviertel in Lissabon an die Weltspitze war nicht einfach. Mit 31 Jahren scheint er nun doch noch bei einem breiteren Publikum Anerkennung gefunden zu haben. Der zehnminütigen Sternstunde im CL-Viertelfinal-Hinspiel gegen Bayern München sei Dank.
Das 1:0 (3.) erzielte er per Elfmeter, das 2:0 (10.) per Aussenrist – einer von Quaresmas Spezialitäten. Als einziger Portugiese stand er im Hinspiel in der Startformation und ist längst zur Identifikationsfigur geworden. Wegen seinen unwiderstehlichen Flügelläufen und seinem trickreichen Spiel nennen ihn die Porto-Fans nicht umsonst Mustang und Harry Potter.
Zauber-Tricks statt Rollhockey
Dass Quaresma sein Können überhaupt zeigen darf, ist der Verletzung von Barcelona-Leihgabe Tello geschuldet. Der Ergänzungsspieler packte seine Chance jedoch am Schopf. In zuletzt 3 Spielen erzielte Quaresma 5 Tore. Nun steuert er auf seine erfolgreichste Profi-Saison zu. Wäre es nach seinem Willen gegangen, hätte er eine ganz andere Sportart betrieben. «Ich wollte eigentlich Rollhockey spielen, denn alle meine Schulkollegen und Nachbarn taten dies. Gut, hat mir meine Mutter dies nicht erlaubt. Deshalb stehe ich heute dort, wo ich stehe», sagte Quaresma kürzlich.
Zu seinen Wurzeln (seine Mutter ist Zigeunerin) hat sich Quaresma stets mit Stolz bekannt. Rege nimmt er an traditionellen Taufen und Hochzeiten teil. Von einer Feuertaufe in München kann man bei einem 31-Jährigen zwar nicht mehr sprechen. Wie weit die Reise des Zigeuners in der Königsklasse noch gehen wird, hängt aber stark vom Ausgang des Rückspiels in der Allianz-Arena ab. «Ich hätte vielleicht mehr aus meinen Möglichkeiten machen können, aber manchmal vergibt man eben seine Chancen», sagt Quaresma. Auch wenn er erklärt, er sei stolz auf das Erreichte: Diesen Zug will er sicher nicht vorbeiziehen lassen.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 15.04.2015, 20:00 Uhr