Für Julian Brandt kam die 1:4-Niederlage des BVB in der Bundesliga gegen Leipzig einem K.o. im Boxring gleich: «Das ist für mich ein kompletter Schlag aufs Maul. So fühlt sich das an», ärgerte sich der 27-Jährige. Schon zum 2. Mal im April nach dem 0:1 zuhause gegen Stuttgart hatte man die 3 Punkte einem direkten Tabellen-Kontrahenten überlassen müssen. Rang 4, der definitiv zur Champions League berechtigt, scheint ausser Reichweite.
Doch in der «Königsklasse» selbst, hier, wo die Dortmunder zuletzt gegen Atletico eine magische Nacht erlebt hatten, könnte sich die Borussia am eigenen Zopf aus dem Sumpf ziehen: Den Gewinn des Henkelpotts gäbe es als nicht ganz unkomplizierte Möglichkeit einerseits.
Andererseits erhalten auch die beiden Nationen mit der besten Uefa-Jahreswertung einen zusätzlichen Startplatz in der nächsten CL-Kampagne. Italien ist gesetzt, dahinter hat Deutschland die Nase vor England und Frankreich vorne. Oder faktisch ausgedrückt: Holen der BVB, Bayern München und Leverkusen (in der Europa League) zusammen 4 Punkte, (2 Punkte pro Sieg, ein Punkt pro Unentschieden, ein Punkt pro Weiterkommen), genügt Rang 5 in der Bundesliga definitiv.
Im Halbfinal gegen den frischgebackenen französischen Meister Paris Saint-Germain ist Dortmund Aussenseiter. Das vermag den hohen Ambitionen nichts anzuhaben. «Über Paris nach Wembley? Das ist natürlich das Ziel. Das nicht auszusprechen wäre Quatsch», gab Torjäger Niclas Füllkrug die Stossrichtung vor. Auch Nati-Keeper Gregor Kobel hält es für realistisch, auf Europas Bühne das andere Gesicht zu zeigen: «Wir haben bewiesen, dass wir sehr schnell switchen können. Wir haben ein Riesenspiel vor der Brust.»
Stabiler als in der Gruppenphase?
In der Gruppenphase holte der BVB nur einen Punkt gegen PSG, schloss die Gruppe aber dennoch als Leader ab. Nicht nur das macht dem nicht unumstrittenen Trainer Edin Terzic Mut: «Ausserdem glaube ich, dass wir eine deutlich stabilere Mannschaft sind als noch im September und im Dezember.»
Für die zuletzt defensiv so anfälligen Dortmunder geht es darum, sich zuhause im Halbfinal-Hinspiel eine gute Ausgangslage zu verschaffen – und um wichtige Punkte für die Uefa-Jahreswertung. Die BVB-Akteure wissen: Vor der «Gelben Wand» ist alles möglich.