Resultate
Paulo Sousa, welchen Eindruck haben Sie von Ihrem Team nach den klaren Siegen in Cup und Meisterschaft?
Sousa: Die Leistung gegen Thun hat uns mit Freude erfüllt. Wenn es nicht die bisher beste Saisonleistung war, so war es annähernd die beste. Wir sind nicht weit vom Level entfernt, das wir im letzten Spätherbst hatten. Wir reisen daher mit einer riesigen Begeisterung nach Porto. Wenn wir das Niveau vom Samstag erreichen, werden wir ihnen mehr Schwierigkeiten bereiten als im Hinspiel.
Nach dem 1:1 im Hinspiel sagten Sie, Sie seien happy. War es nicht etwas erschreckend, wie überlegen Porto war?
Nein, denn ich wusste um ihre Stärke. Viele Leute in der Schweiz, die Porto nicht so gut kennen, waren vielleicht überrascht. Aber die Zahlen sind beeindruckend. Porto ist hinter Barcelona und Bayern München das Team mit dem dritthöchsten Ballbesitz. Dazu benötigt man sehr viel Qualität.
Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Kader?
Ich bin sehr glücklich, mit denjenigen Spielern arbeiten zu können, die mir im Kader zur Verfügung stehen. Wir haben durch die Abgänge verschiedener Spieler am letzten Tag der Transferperiode an Optionen eingebüsst (Diaz, Serey Die, Sio – die Red) . Aber ich bin keiner, der weint. Ich versuche, meine Energie dafür einzusetzen, Lösungen zu finden, um unsere Ziele zu erreichen.
Wir haben aufgrund der Abgänge in der Winterpause weniger Optionen.
Immerhin können Sie wieder auf Fabian Schär zählen.
Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, besonders für die Angriffsauslösung. Seine Zuspiele und Seitenwechsel sind hervorragend. Und er versteht es, Räume zu schaffen. Durch den Ausfall von Marek Suchy und die begrenzte Anzahl an Alternativen auf dieser Position liegt der Schluss nahe, dass er am Dienstag spielt (lacht).
Marco Streller dagegen hat seinen Rücktritt per Ende Saison angekündigt. Bedauern Sie den Entscheid oder sehen Sie diesen als Chance für die Jungen?
Ich sehe ihn eher als Verlust, sportlich und menschlich. Für mich, den Klub und die Jungen. Gerade für sie ist Streller eine Referenz und wichtige Ansprechperson. Und er verkörpert den FC Basel und den Schweizer Fussball.
Teilen Sie die Auffassung, dass die Jungen wie Breel Embolo oder Ahmed Hamoudi im Gegensatz zur ersten Saisonhälfte an Einfluss verloren haben?
Das Gegenteil ist der Fall. Robin Huser, Pascal Albrecht, Albian Ajeti, Arxhend Cani, Breel Embolo und Ahmed Hamoudi werden immer wichtiger. Sie erfüllen schon jetzt eine wichtige Rolle. Ein Spieler hat auch die Aufgabe, den Konkurrenzkampf zu nähren. Bei Yoichiro Kakitani wird der Integrationsprozess durch die Fremdsprache verlangsamt.
Wie fühlen Sie sich in Basel?
Meine Familie unterstützt mich grossartig und erlaubt mir, meiner Leidenschaft nachzueifern. Mir fehlt aber oft die Zeit für die Integration, denn mein Job ist anspruchsvoll. Die Schweiz gefällt mir sehr. Alles ist bestens organisiert und durchgeplant. Die Unabhängigkeit des Landes gefällt mir, aber auch die Natur. So bin ich aufgewachsen. Ich bin sehr glücklich hier.
Ich träume davon, permanent in Harmonie mit mir selbst und meiner Umgebung zu sein, um so regelmässig wie möglich den Zustand der Zufriedenheit zu erlangen.
Wie steht es um Ihr Deutsch?
Das ist schwierig, denn eine Sprache zu lernen, erfordert viel Zeit. Deshalb muss man Prioritäten setzen. Wenn man gewisse Dinge tut, muss man auf andere verzichten. Für Aussenstehende kann es manchmals vielleicht schwierig sein, zu verstehen, wie intensiv und abnützend der Trainerjob ist.
Nimmt Sie die Öffentlichkeit so wahr, wie Sie sind?
Mich hat nie gross interessiert, was die Leute über mich denken oder nicht denken. Ich versuche, so kohärent wie möglich mit mir selbst zu sein. Ich weiss, dass die Spekulationen Teil des Spiels sind. Ich bin keine Person, die ständig mit Journalisten spricht und ihnen Informationen zusteckt. Es hiess zuletzt, ich sei offener geworden, dabei bin ich genau gleich wie bei meiner Ankunft. Gleich offen, mit dem gleichen Sinn für Humor und mit dem gleichen Fokus.
Haben Sie Verständnis für die Kritik, dass Sie nur sporadisch offene Trainings durchführen?
Natürlich habe ich Verständnis dafür, weil man es sich anders gewohnt war. Der Hintergrund ist jedoch nicht, jemanden auszuschliessen. Mir geht es nur darum, eine zielgerichtete Atmosphäre zu schaffen, um das Maximum aus den Trainings herauszuholen.
Basel ist ein Sprungbrett für viele Spieler. Auch für Sie?
Nein. Ich betrachte Basel viel mehr als einen konsolidierten Klub mit einer interessanten internationalen Dimension. Hinzu kommt ein grosses Entwicklungspotenzial. Es ist ganz einfach: Möglichkeiten sind Konsequenzen aus guten Resultaten.
Wovon träumt Paulo Sousa abseits des Fussballs?
Ich träume davon, mich ständig zu verbessern. Ich träume davon, permanent in Harmonie mit mir selbst und meiner Umgebung zu sein, um so regelmässig wie möglich den Zustand der Zufriedenheit zu erlangen. Wir leben nur einmal, deshalb müssen wir im Einklang mit uns und den Mitmenschen sein.
Wen würden Sie im Mai zum FIFA-Präsidenten wählen: Sepp Blatter oder Luis Figo?
(wie aus der Pistole geschossen) Figo.
Sendebezug: Radio SRF 1, Abendbulletin, 9.3.15, 18:45 Uhr / SRF zwei, «sportpanorama», 08.03.2015, 18:15 Uhr